IHK-Vizepräsident fordert starke politische Signale

Die Unternehmen im Netzwerk Industrie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) stellten dem Standort Deutschland ein schlechtes Zeugnis aus. Die DIHK-Standortumfrage, die auf den bundesweiten Antworten von über 2200 Betrieben verschiedener Industriebranchen und Unternehmensgrößen aus allen IHK-Regionen basiert, kam im Januar zu dem Ergebnis: Fast alle Standortfaktoren werden schlechter bewertet als bei der letzten Umfrage vor drei Jahren. Der Mittelwert rutschte mit 4,0 („ausreichend“) auf einen Tiefstand (2020: 3,6; 2017: 3,3).
„Stärker denn je belasten strukturelle und oft hausgemachte Probleme unseren Industriestandort. Zunehmende bürokratische Auflagen, hohe Energiekosten und langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren prägen die betriebliche Praxis", unterstrich DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Der Standort Deutschland verliere für die Industrie und ihre Partnerbranchen zunehmend an Attraktivität.
Dr. Hans-Friedrich Breithaupt, Vizepräsident der IHK Kassel-Marburg und Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Industrie und Außenwirtschaft, ergänzte, das Investitionsniveau sei nach wie vor unzureichend: „Die jüngste Konjunkturumfrage unserer Industrie- und Handelskammer zeigt, dass der Klimaindex auch in unserer Region für die Industrie stark gesunken ist.“ Vor allem die hohen Energiekosten machten der heimischen Industrie zu schaffen, so Breithaupt.
Auch die Exporterwartungen im IHK-Bezirk waren laut Konjunkturindex deutlich gesunken. Ein schwächerer Außenhandel belastete die Export- und Industrienation Deutschland stärker als andere Länder. Deutschland sei 2023 die einzige Industrienation weltweit, die geschrumpft sei, führte Breithaupt aus: „Die Wirtschaft braucht jetzt starke politische Signale aus Berlin und Wiesbaden für weniger Bürokratie und mehr Investitionen, niedrigere Energiekosten und höhere Versorgungssicherheit.“
Der IHK-Vizepräsident betonte: „Die Unternehmen der Region tragen es in ihrer DNA, Produkte und Dienstleistungen proaktiv marktgerecht zu gestalten, aber die Rahmenbedingungen müssten stimmen.“ Der Politik komme 2024 die zentrale Rolle zu, die Standortqualität regional und bundesweit schnell und messbar zu verbessern und flankierend die längst überfällige Entbürokratisierung voranzutreiben. „Nachhaltige Standortsicherung kann nur gemeinsam gelingen“, stellte Breithaupt klar.