In zwei Wochen in vier Unternehmen hineinschnuppern

Neue Wege in der Berufsorientierung: 31 Schülerinnen und Schüler lernten vier Unternehmen in zwei Wochen kennen: Auch die zweite Auflage des neuen Praktikums-Modells Quatrikum an der Marburger Martin-Luther-Schule war ein voller Erfolg.
Hochpräzisionslinsen, Tiktok-Clips oder die Website eines fiktiven Freizeitparks: Bei der Abschlussveranstaltung zum Quatrikum 2024 im Februar stellten die Schülergruppen der Jahrgangsstufe 11 die besuchten Firmen und ihre Praktikumsberichte vor. Das Quatrikum – vier Unternehmen in zwei Wochen ist eine Initiative der regionalen Wirtschaft Marburgs in Kooperation mit der IHK-Geschäftsstelle Marburg, dem Staatlichen Schulamt Marburg-Biedenkopf sowie der Martin-Luther-Schule (MLS).
Ulrich Müller, leitender Schulamtsdirektor des Staatlichen Schulamts Marburg-Biedenkopf, betonte, dass es genau solche ungewöhnlichen Konzepte brauche, um „junge, dynamische Menschen mit jungen und dynamischen Unternehmen zusammenzubringen“. Durch das Praktikumsformat lernen die Jugendlichen die Unternehmen intensiv kennen und „stellen fest, dass sie für gute Jobs und um eine Karriere zu beginnen, nicht nach Hamburg, Berlin oder München müssen. Das funktioniert auch sehr gut bei uns“, so Müller.
Ähnlich sah es der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Kassel-Marburg, Oskar Edelmann. Wer später beruflich aufsteigen wolle, müsse weder die Region verlassen noch zwingend ein Studium absolvieren. „Wir leben in einer leistungsstarken Region mit vielen innovativen mittelständischen Unternehmen. Darum haben wir hier eine große Bandbreite an attraktiven Ausbildungsberufen“, hob Edelmann hervor. Damit gingen vielfältige Karrieremöglichkeiten einher: „Das sollen die jungen Menschen schon am Anfang ihres beruflichen Wegs wissen. Dafür eignet sich das Konzept des Quatrikums optimal.”

Traditionsbetrieb fit für die Zukunft machen

„Wir hatten das Gefühl, dass wir unsere Faszination und Leidenschaft auf die Schülerinnen und Schüler übertragen konnten. Das war für uns ein großer Erfolg“, sagte Sabrina Mengel, die beim Optikunternehmen Schneider GmbH & Co. KG in Fronhausen im Bereich Human Resources tätig ist. Von ähnlichen Erfahrungen sprach Adeline Grafe, Mitglied der Geschäftsleitung von der Felden Kaiser & Roth GmbH & Co. KG. „Wir hatten interessierte und begeisterungsfähige junge Leute bei uns, die unser Traditionsunternehmen fit für die Zukunft machen können.“

Vom Auszubildenden zur Führungskraft

Auch Jörg Diehl, Geschäftsführer der SW-MOTECH GmbH & Co. KG in Rauschenberg und einer der Ideengeber für das Quatrikum, zeigte sich bei der Feedbackrunde zufrieden. Das Unternehmen rekrutiere viele Führungskräfte der Zukunft aus den eigenen Auszubildenden. Das Quatrikum biete dem Unternehmen die Möglichkeit, potenzielle Auszubildende oder zukünftige Mitarbeiter frühzeitig kennenzulernen und Verbindungen zu schaffen. „Die Schülerinnen und Schüler profitieren von den Erfahrungen und Einblicken, die ihnen das Praktikum bei uns bietet, während wir als Arbeitgeber die Chance erhalten, junge Talente zu entdecken und zu fördern: Darum betrachten wir das Quatrikum als eine Win-win-Situation“, resümierte Diehl.

Eine regionale Kampagne der IHK

Das Praktikums-Modell sei eine regionale Maßnahme, um dem Fachkräftemangel schon frühzeitig erfolgreich entgegenzuwirken und ein vielversprechender Ansatz, um jungen Menschen Perspektiven in Sachen Berufsorientierung aufzuzeigen, erklärte Oskar Edelmann. Dazu gehöre ebenso der vor etwa einem Jahr ins Leben gerufene Youtube-Kanal AzuPOV unter www.ihk.de/kasselmarburg/azupov, der zahlreiche IHK-Ausbildungsberufe mit ausgewählten Aufgaben in Form eines Probearbeitstags interaktiv darstellt.
Zudem gibt es seit März 2023 die bundesweite Ausbildungskampagne „Jetzt #könnenlernen“ der Industrie- und Handelskammern. Sie lädt alle Schülerinnen und Schüler ein, sich über die Vorteile einer Ausbildung zu informieren – ebenso wie junge Menschen, die beruflich umsteigen wollen oder ein Studium abgebrochen haben. Edelmann resümierte: „Wir als IHK Kassel-Marburg unterstützen unsere Mitgliedsbetriebe in der Region bei der Suche nach Nachwuchstalenten oder durch Beratungsleistungen unserer Bildungsberater. Aber auch dadurch, dass wir die Relevanz der Karrierewege durch berufliche Bildung mittels regionaler Kampagnen hervorstellen.“

In den Startlöchern für 2025

An der Abschlussveranstaltung nahmen außerdem Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen der MLS teil, die künftig ein Quatrikum absolvieren könnten. Nach einer Urkundenübergabe bestand Gelegenheit zu individuellen Gesprächen, die auch von einigen der Zehntklässler genutzt wurde, um Fragen an die Betriebe zu stellen. „Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung“, sagte Anika Dorndorf, Referentin Unternehmensservice bei der IHK. „Unternehmen, die sich beteiligen möchten, können sich gerne mit uns in Verbindung setzen.“
Anika Dorndorf
Referentin Unternehmensservice