Alte Muster aufbrechen

Empathie und Kreativität: Arbeitskreis zu New Work zeigt neue Wege

Die Corona-Pandemie hat das Arbeitsleben verändert: Nahezu jeder ist gezwungen, eine neue Art des Arbeitens zu leben. New Work, früher eher ein Modebegriff, wurde mit viel Tempo ins Tagesgeschäft katapultiert: Homeoffice, Videokonferenzen, flexibleres Handeln. Die Menschen arbeiten heute digitaler und eigenständiger als je zuvor. 
Wie sich durch flexibles, selbstbestimmtes und ortsungebundenes Arbeiten neue Möglichkeiten eröffnen, lotet ein IHK-Arbeitskreis aus, den der Ausschusses für ländlichen Raum und Tourismus der IHK Kassel-Marburg initiiert hat. Kick-off war ein digitaler Workshop rund um Präsenztraining und Co-Kreativität.
Für Fabian von Berlepsch, Vorsitzender des Ausschusses für ländlichen Raum und Tourismus, ist New Work jedoch weitaus mehr als eine neue Art des Arbeitens. “Es ist eine neue Geisteshaltung.“ Kreativität bedeutet für ihn eines der wichtigsten Güter. Der Hotelier aus Witzenhausen sagt: „Je mehr sie gefragt ist, desto mehr ist es auch der Mensch.“ Das Individuum rücke im Kontext von New Work in den Fokus. Es gelte, Hierarchien neu zu betrachten, Arbeitsprozesse, das Miteinander, die Fehlerkultur: „New Work bedeutet Arbeiten auf Augenhöhe.“

Austausch fördern

Er ist überzeugt, dass Firmen und Führungskräfte neue Herangehensweisen brauchen, um den vielfältigen Herausforderungen wie Digitalisierung, Fachkräftemangel und Disruption zu begegnen. Für die einen ist New Work Neuland, andere erproben schon alternative Arbeitsmodelle. Der neue Arbeitskreis, der inzwischen gremienübergreifend arbeitet, soll den Austausch untereinander fördern. „Wir sind auf der Suche nach Best-Practice-Beispielen, um Impulse zu geben“, sagte Corinna Ziegler (Museumslandschaft Hessen Kassel), die den Arbeitskreis leitet.
„Gelungene Teamarbeit setzt persönliche Präsenz und Selbstbewusstsein voraus“, sagen die Göttinger Schauspieler Rebecca Klingenberg und Gabriel von Berlepsch – und öffneten ihren spannenden Methodenkoffer: „Wir spielen Figuren und Lebensentwürfe, die weit von uns entfernt sind. Wir schöpfen immer aus unserer Persönlichkeit.“ Es brauche nur Mut und Lust, neue Facetten in sich zu entdecken und zuzulassen.

Warum die Stimme so wichtig ist

Ob auf der Bühne oder im realen Leben: Jeder spiele eine Rolle. Ob neue Kunden, Kollegen, Produkte oder Dienstleistungen, es stelle sich stets die Frage: „Was brauchen wir?“ Ihr Tipp: präsent sein, Bewusstsein haben für Körper und Sprache, Neugierde für den Moment – „Seien Sie im Hier und Jetzt.“ Klingenberg sagt: „Stimmliche Präsenz erhöht persönliche Präsenz. Die Stimme ist so wichtig, wie das, was ich sage.“ Mit welch einfachen Mitteln sie trainierbar ist, machte der Workshop interaktiv erlebbar.

Co-Kreativität lässt sich erlernen

Erfahrbar machten sie, wie Körperhaltung zu Körpersprache wird oder innere Bilder helfen, sich interessant zu machen und das Selbstwertgefühl zu heben. „Haltung ist gleich Sprache“, sagt Gabriel von Berlepsch, der rät: „Authentisch sein, um Leidenschaft zu übertragen.“ Neben Anleitungen, wie das gelingt, zeigte der Workshop auch, dass Co-Kreativität, gemeinsam Neues schaffen, erlernbar ist.
Die Schauspielprofis verrieten Wege, die Schleusen zum Unterbewusstsein öffnen. „Kreativität ist wie eine Katze, die kommt und geht. Man muss sie gut behandeln. Sie ist weniger Leistung Einzelner, mehr ein Akt der Gemeinschaft.“ Grundlage seien Zeit, druckfreies Arbeiten, die Trennung von Ideenfindung und Bewertung. Und: lustvolles Scheitern. „In kreativen Prozessen müssen Fehler möglich sein. Im Theater sind wir dankbar dafür, da sie Routinen durchbrechen und Möglichkeiten für Neues schaffen“, berichten Klingenberg und von Berlepsch, die ihr Know-how in ein amüsantes Konzept gepackt haben, das sie Firmen unter dem Titel „Playtogrow“ anbieten – etwa als Einstieg in die Persönlichkeits- und Teamentwicklung.
Interessieren Sie sich für New Work oder haben bereits Elemente umgesetzt? Dann sind Sie richtig beim Arbeitskreis New Work des IHK-Ausschusses für ländlichen Raum und Tourismus: Daniel Hankel, Tel. 0561 7891-285, hankel@kassel.ihk.de
Mehr Infos zum im Workshop vorgestellten Konzept unter www.playtogrow.de