Unternehmertum, Nachhaltigkeit und Klimaschutz

IHK veranstaltet erstmals hybriden Jahresempfang 

Um Unternehmertum, Nachhaltigkeit und Klimaschutz drehte sich der Jahresempfang am 30. März, den die IHK Kassel-Marburg erstmals als hybride Veranstaltung ausgerichtet hatte.  Ein Leitgedanke, der gerade in Zeiten des Ukraine-Kriegs so aktuell wie bedeutend ist.
Im Airport Kassel in Calden erwarteten IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes und Airport- Chef Lars Ernst auf Basis eines Corona-gemäßen Hygienekonzeptes rund 150 Gäste, überwiegend Vertreter aus dem IHK-Ehrenamt und Parlamentarier.
Via Livestream hatten Interessierte gleichzeitig digitalen Zugang zu dem Event, der unter dem Motto „Unternehmertum. Nachhaltigkeit. Klimaschutz. Wohin die Reise geht!“ stand. Ein Chat bot die Möglichkeit, sich an der Diskussion zu beteiligen. Ein Kurzclip sowie die Langversion des Jahresempfangs sind unter unter ihk.de/kassel-marburg/jahresempfang2022 abrufbar.
Nach einem Talk mit Jörg Ludwig Jordan und Natascha Gaebelein, Pressesprecherin des Kassel Airport, richtete Peter Adrian, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) sowie Gründer und Vorstandsvorsitzender der Triwo AG, einen Impulsvortrag an die Anwesenden und die Web-Zuschauer. „Der Leitgedanke unseres Jahresempfangs ist in Zeiten des Ukraine- Krieges so aktuell wie bedeutend“, betonte IHK-Präsident Jordan. „Der Weg aus energiepolitischen Abhängigkeiten und hin zu Klimaneutralität und mehr Nachhaltigkeit kann nur mit und nicht gegen Unternehmen beschritten werden.“

Unternehmer treffen auf Ampelkoalitionäre

Im anschließenden Dialog tauschten sich Unternehmer und Politiker aus. IHK-Vizepräsident Dr. Hans-Friedrich Breithaupt (F. W. Breithaupt & Sohn GmbH & Co. KG, Kassel), IHK-Präsidiumsmitglied Julia Esterer (Dr.-Ing. Ulrich Esterer GmbH & Co. Fahrzeugaufbauten und Anlagen KG, Helsa) und IHK-Vollversammlungsmitglied Carsten Rahier (sera GmbH, Immenhausen) sowie DIHK-Präsident Peter Adrian diskutierten mit Bundestagsabgeordneten, die der Ampelkoalition angehören und ihren Wahlkreis im IHK-Bezirk haben. Rede und Antwort standen Timon Gremmels (Vorstandsmitglied der SPD-Bundestagsfraktion und Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Energie) und Dr. Bettina Hoffmann (Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Bündnis 90/Die Grünen). Vor allem ging es um die Frage, was Politik tun kann, um Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen – auch mit Blick auf den Ukraine-Krieg. Durch den Abend führte die Journalistin Amira El-Ahl.

Welche Fallstricke auf dem Weg lauern

„Es gilt, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen und sozialverträglich zu gestalten. Die Transformation kann mithilfe unternehmerischer Innovationen gelingen, wenn sinnvolle Anreize, Unterstützung und geeignete politische Rahmenbedingungen gegeben sind“, hob IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan hervor. Zusätzliche, zu Ineffizienzen führende Bürokratie und erhöhte Steuern mit verfehlter Lenkungswirkung seien Fallstricke
auf dem Weg zur Klimaneutralität. Jordan wies auf Plattformen wie die neue IHKArbeitsgruppe zum Klimaschutz sowie die im Schulterschluss mit der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und der Handwerkskammer (HWK) Kassel an den Start gehende regionale Unternehmensallianz hin. „Wir und unsere Partner organisieren Wissensteilung innerhalb der Unternehmerschaft, wir richten Veranstaltungen aus und beraten“, fasste Jordan zusammen. „Wir stehen vor einer großen Aufgabe, die nur gemeinsam zu meistern ist.“

Paket verringert große Sorgen nicht wirklich

DIHK-Präsident Peter Adrian unterstrich, dass der Ukraine-Krieg die Belastung der Unternehmen durch hohe Energie- und Rohstoffpreise nochmals verstärkt habe – für manche stelle sich die Existenzfrage. Es sei gut, dass beispielsweise die EEG-Umlage zum 1. Juli und damit ein halbes Jahr früher als geplant abgeschafft werde. Sie gleiche allerdings nur einen Bruchteil der höheren Beschaffungskosten aus, es müsse mehr getan werden. Das von der Regierungskoalition beschlossene Maßnahmenpaket des Bundes zum Umgang mit den hohen Energiekosten könne die großen Sorgen der Wirtschaft nicht wirklich verringern, ergänzte Adrian. „Die Senkung der Energiesteuer für drei Monate ist aus Sicht vieler Betriebe nur ein Tropfen auf den heißen Stein – der besonders stark betroffenen Industrie kann sie ohnehin nicht helfen.“
Stromsteuer auf EU-Mindestmaß absenken
So schlage die DIHK-Vollversammlung in einer Resolution zehn konkrete Schritte vor, um Unternehmen dauerhaft zu entlasten und die Energieversorgung zu sichern – und somit auch Beschäftigung und Produktion. Dazu gehöre unter anderem, die Stromsteuer im Einklang mit europäischen Vorgaben von 2,05 auf 0,05 Cent pro Kilowattstunde abzusenken. Das entlaste die Wirtschaft um circa drei Milliarden Euro. Neben der EEG-Umlage sollten weitere Umlagen aus dem Bundeshaushalt bestritten werden. Ferner ließen sich die Rahmenbedingungen für grüne Direktverträge optimieren, so der DIHK-Präsident. „Der Grünstrombezug über
Direktlieferverträge bietet die Möglichkeit, sich langfristig stabile Strompreise zu sichern und zugleich die betriebliche Klimabilanz zu verbessern.“ Adrian informierte zudem über die neue bundesweite IHK-Plattform „Unternehmensnetzwerk Klimaschutz“ unter unternehmensnetzwerkklimaschutz.de, die vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) beim klimaschonenden Wirtschaften unterstützt. Sie dient dazu, Erfahrungen auszutauschen und sich zu vernetzen. Die Plattform bietet ein vielfältiges Angebot an konkreten und praxisrelevanten Hilfestellungen, Veranstaltungen und Qualifizierungen.