Online-Workshop

Best Practice: So stärkt New Work die Mitarbeiter

New Work. Die Konzepte sind so vielfältig wie die Unternehmen selbst: In einem Online-Workshop stellte der Arbeitskreis New Work des IHK-Ausschusses für ländlichen Raum und Tourismus zwei Best-Practice-Beispiele aus der Region vor.
Wie sich New Work in Hotellerie und Gastronomie realisieren lässt, schilderte Jasmin Ohlendorf von der Renthof GmbH in Kassel. Über das Gelingen von Führung und Zusammenarbeit in einem multinationalen Konzern berichteten Friederike Braun-Lüdicke und Nicola Schäfer von der B. Braun SE in Melsungen.
Im Renthof in Kassel steht New Work unter dem Dach der Nachhaltigkeit. Einen Schub hat das Konzept während der Corona-bedingten Schließung bekommen, berichtete Jasmin Ohlendorf, Assistentin der Geschäftsleitung, im IHK-Workshop: „Wir hatten viel Zeit zum Nachdenken.“ So sei die Idee entstanden, sich neu auszurichten – getrieben von dem Wissen: „Agil waren wir schon immer, schnelles Reaktionsvermögen gehört für uns zum Alltag, ebenso abteilungsübergreifende Kommunikation. Aber: zu welchem Preis?“
Gemeinsam entwickelte das Team Ziele und ein Leitbild, das auf drei Säulen fußt, unterstützt durch die Zertifizierung mit dem Nachhaltigkeitssiegel „The Green Sign“: Ökologie, Ökonomie und soziales Miteinander. „Wir möchten unsere Verantwortung ernst nehmen und einen Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft leisten“, beschreibt Ohlendorf die Intention. Mit Blick auf die Zusammenarbeit im Team setzt der Renthof ebenfalls auf eine langfristige Perspektive: „Wir wollen ein sozialer, fairer Arbeitgeber sein und besser darauf achten, wie wir mit unseren Mitarbeitern umgehen. Wir wollen gemeinsam etwas schaffen, das uns als Arbeitgeber noch attraktiver werden lässt.“
Was wird getan? Ziel sei es, die Mitarbeiter zu stärken, ihnen mehr Verantwortung zu übergeben und sie auf diese vorzubereiten. Gesundheits- und Schulungsprogramme werden ebenso etabliert wie Kreativitätsräume, um Agilität zu fördern. Ferner arbeite man an einer Wohlfühlkultur, die motiviert, etwa durch einen gemeinsamen Mittagstisch, biete Homeoffice und Kommunikation über digitale Kanäle an.
Auch bei B. Braun in Melsungen hat New Work Einzug gehalten. Friederike Braun-Lüdicke (Head of Culture & Diversity) sagt: „Die Vielfalt unserer Mitarbeiter ist unsere Stärke.“ Es sei wichtig, die Besten zu finden und zu binden. Dafür brauche es neue Formen der Führung und Zusammenarbeit. Und so hat der Medizintechnikhersteller begonnen, die klassischen Strukturen hin zu adaptiven zu verändern. Drei Säulen stützen das Leitbild, das das Renthof-Team gemeinsam erarbeitet hat: Ökologie, Ökonomie und soziales Miteinander.
„Es gibt Arbeitssituationen, in denen Starrheit nicht hilfreich ist und klassische Strukturen an ihre Grenzen kommen“, sagt Braun-Lüdicke. Das zeige sich besonders bei komplexen und kreativen Aufgaben, an denen viele Menschen beteiligt seien und es mehr Ausnahmen als Routinen gebe. Hier sei es wichtig, schneller, flexibler und reaktionsfähiger zu werden.
Wie sich Verantwortlichkeiten verändern
Was hat B. Braun verändert? Rollen und Verantwortlichkeiten, das Miteinander durch Feedback und ein vorschlags- und spannungsbasiertes Arbeiten, Arbeiten in und an der Struktur durch Meetingformate, Führung durch Themenvergabe nach Kompetenz und Motivation. Nicola Schäfer, Head of Strategic HR Management, spricht vom Pull Prinzip: Jeder könne sich um Aufgaben bemühen. Was ist besser geworden? Schäfer verweist auf schnellere Entscheidungsroutinen und Ergebnisse, beispielsweise durch eine klare Definition, wer was entscheide. Des Weiteren nennt sie mehr Effizienz und weniger Zeit in Meetings, weil Aufgaben eindeutig geregelt sind. Ebenso: Dinge nicht nur ansprechen, sprich: klagen. Sondern: Jeder sei aufgerufen, Vorschläge zu machen und zu erledigen.
Vom Vorgesetzten zum Coach und Motivator
Schäfer betont: „New Work eliminiert nicht zwangsläufig Hierarchien, aber sie werden flacher.“ Die Rolle des klassischen Vorgesetzten wandele sich hin zum Coach, Berater und Motivator, der Verantwortung ins Team gebe. Agile Tools hätten aber nur einen Nutzen, wenn die Haltung der Mitarbeiter positiv sei. Die Sprecher des IHK-Arbeitskreises New Work, Cornelia Ziegler und Frank Bischoff, resümierten, dass es nicht die eine Lösung gebe, sondern nur individuelle Wege. Ziel des Arbeitskreises sei es, eine breite Öffentlichkeit und ein Bewusstsein zu schaffen, zu diskutieren und Erfahrungen zu teilen. Mit Blick auf Herausforderungen wie Digitalisierung, Demografie und Fachkräftemangel sei das wichtiger denn je.

„Es gibt Arbeitssituationen, in denen Starrheit nicht hilfreich ist und klassische Strukturen an ihre Grenzen kommen.“
Friederike Braun-Lüdicke, Head of Culture & Diversity, B. Braun SE

Der Arbeitskreis
Interessierte Unternehmen sind herzlich willkommen: Die Mitglieder des Arbeitskreises New Work des IHK-Ausschusses für ländlichen Raum und Tourismus treffen sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch. Ansprechpartner für den Arbeitskreis sind Cornelia Ziegler (Museumslandschaft Hessen Kassel) und Frank Bischoff (Wilhelm Healthcare Consulting UG, Immenhausen). Weitere Infos zum Arbeitskreis gibt es unter www.ihk-kassel.de/newwork
Ansprechpartner ist Daniel Hankel: Tel. 0561 7891-285, E-Mail: hankel@kassel.ihk.de