16. April 2025

Geplante Übernachtungssteuer: Unternehmen befürchten Standortnachteile

Eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg unter Firmenkunden von Kasseler Beherbergungsbetrieben zeigt: Die geplante Einführung einer Übernachtungssteuer durch die Stadt Kassel wird auch von vielen Unternehmen aus Industrie, Dienstleistungswirtschaft und Verwaltung kritisch gesehen. Vor allem mögliche Preissteigerungen bereiten Sorge – mit konkreten Auswirkungen auf das Buchungsverhalten und den Wirtschaftsstandort.
Die 53 teilnehmenden Unternehmen nutzen Übernachtungskapazitäten in Kassel unter anderem für Tagungen, die Unterbringung von Geschäftskunden sowie externen Dienstleistern. Zusammen stehen diese Betriebe für rund 87.000 Übernachtungen jährlich in der Stadt. Befragt wurden sie unter anderem zu ihrer Buchungsintensität, ihren Preisgrenzen für Übernachtungen sowie zu möglichen Reaktionen auf die Einführung einer Übernachtungssteuer.

Mehrheit würde bei Preissteigerungen Alternativen prüfen

71 Prozent gaben an, bei einer Preissteigerung von fünf Prozent – wie sie durch die Einführung einer Übernachtungssteuer entstehen könnte – nach Alternativen für Übernachtungen und Tagungen außerhalb Kassels zu suchen. Auf diese Gruppe entfallen rund 75.000 der genannten Übernachtungen.
Darüber hinaus teilte mehr als ein Drittel der Betriebe mit, künftig auf günstigere Zimmerkategorien auszuweichen oder die Anzahl der Übernachtungen zu reduzieren. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Preissteigerung zu Veränderungen im Buchungsverhalten führen und sich auch auf die Auslastung der Betriebe vor Ort auswirken könnte.

IHK: Steuer schwächt Standortattraktivität

„Die Umfrage macht deutlich, dass viele Unternehmen eine Übernachtungssteuer als wirtschaftlichen Nachteil empfinden würden“, erklärt Daniel Hankel, Tourismusreferent der IHK Kassel-Marburg. „Die Belastung betrifft nicht nur die Hotellerie, sondern auch Branchen wie Gastronomie, Einzelhandel oder Taxis, die auch vom Geschäftstourismus abhängen. Kassel riskiert, für geschäftliche Übernachtungen an Attraktivität zu verlieren – mit möglichen Folgen für die lokale Wirtschaft.“
Auch Claus Günter, Vorsitzender des IHK-Tourismusausschusses, sieht die Pläne kritisch: „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Wer eine zusätzliche Steuer einführt, riskiert nicht nur sinkende Buchungszahlen, sondern sendet auch ein negatives Signal in weitere Branchen. Unser Ziel muss es sein, Kassel als gastfreundlichen, wirtschaftsnahen Standort zu stärken – nicht zu schwächen.“
Die IHK Kassel-Marburg empfiehlt, die Ergebnisse der Umfrage in die weiteren politischen Beratungen einzubeziehen und die Auswirkungen auf die regionale Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit sorgfältig abzuwägen.