5. März 2025
IHK-Unternehmensbarometer: Am Standort festhalten
Eine aktuelle Umfrage der IHK-Organisation, das Unternehmensbarometer, zeigt, dass Unternehmen zunehmend unzufrieden mit der aktuellen Wirtschaftspolitik sind.
Nach Aussage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) fühlen sich dennoch viele Unternehmerinnen und Unternehmer dem Standort Deutschland verbunden. IHK-Präsidentin Désirée Derin-Holzapfel fordert vor diesem Hintergrund die neue Bundesregierung auf, für mehr Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zu sorgen. „Sie sollte es den Unternehmen leichter machen, am Standort festzuhalten.“ Langwierige Genehmigungsverfahren, überbordende Bürokratie und hohe Kosten schwächen die Wettbewerbsfähigkeit massiv. Bundesweit beteiligten sich am Unternehmensbarometer der IHK-Organisation zur Bundestagswahl rund 4.000 Unternehmen, darunter rund 100 aus Nordhessen und der Region Marburg. Für die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg sind die Ergebnisse ein klares Signal, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.
Für fast 90 Prozent der befragten Unternehmen hat sich der Standortfaktor „Verlässlichkeit der Wirtschaftspolitik“ in den vergangenen vier Jahren verschlechtert. 87 Prozent monieren zunehmende Bürokratie und Auflagen, 65 Prozent empfinden die Qualität der Verwaltung als rückläufig. 82 Prozent bewerten die Wettbewerbsposition bei den Kosten für Strom und Gas schlecht, bei den Arbeitskosten sind es sogar 84 Prozent.
Präsidentin Désirée Derin-Holzapfel betont eindringlich die Notwendigkeit eines grundlegenden Umdenkens: „Wir fordern dringend klare Strategien, um den bürokratischen Ballast abzuwerfen, mehr Tempo und Effizienz bei Genehmigungen sowie spürbare Entlastungen bei Abgaben und Energiekosten. Ohne diese umfassenden Erleichterungen wird die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands weiter sinken und der Standort zunehmend gefährdet.“
95 Prozent der Unternehmen fordern einen rigorosen Bürokratieabbau. Sie plädieren dafür, dass jede neue Regelung nur dann eingeführt wird, wenn gleichzeitig zwei bis drei bestehende Vorschriften entfallen. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes ergänzt: „Vor allem sollte die Bundespolitik aufhören, europäische Vorschriften auf nationaler Ebene zu verschärfen.“
Die IHK Kassel-Marburg weist auch darauf hin, dass fehlende Reformen den dringend benötigten Innovationsschub weiter gefährden könnten. Ergänzt wird die Forderung um den Wunsch nach schnelleren Planungs- und Genehmigungsverfahren (70 Prozent) sowie einer beschleunigten und digitalisierten Verwaltung (69 Prozent). „Erste Erfolgserlebnisse in Bereichen wie Solarenergie, Windkraft, LNG und Infrastruktur zeigen, dass beschleunigte Abläufe möglich sind, wenn der politische Wille vorhanden ist“, macht der IHK-Hauptgeschäftsführer deutlich. Die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren mit Fristverkürzungen und Stichtagsregelungen müsse für alle Verfahren Standard werden.
Auch die finanzielle Belastung muss gesenkt werden: Rund 60 Prozent der Unternehmen fordern eine Reform der Unternehmenssteuern, während 63 Prozent auf eine Begrenzung der gestiegenen Sozialabgaben drängen. Besonders in der Industrie führen hohe staatliche Zuschläge auf den Strom zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen. Zudem empfinden 65 Prozent der Betriebe – in der Industrie sogar 73 Prozent – die derzeitige Energiepolitik als kostenintensiv und wettbewerbshemmend.
Über die innerdeutsche Politik hinaus fordern 81 Prozent der Unternehmen einen verstärkten Einsatz der Bundesregierung für Handelsabkommen in der EU. Zudem erachtet ein Großteil (64 Prozent) eine weitere Erhöhung von Substanzsteuern als schädlich oder sogar bestandsgefährdend. Zusammengefasst zeichnet sich für Désirée Derin-Holzapfel und Dr. Arnd Klein-Zirbes ein klares Bild ab: „Nur eine zukunftsorientierte, entlastende und wachstumsfördernde Politik kann den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig stärken und dessen internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern.“