Jetzt Reformkurs einschlagen
Neben Haushaltsthemen wie dem Wirtschaftsplan 2026 und der Verschmelzung der IHK-Gesellschaft für Informationsverarbeitung (GfI) mit der IHK Digital GmbH stand ein „Bericht aus Berlin” auf der Tagesordnung der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg. Sie kam gestern (10. Dezember) im IHK-Prüfungszentrum in Kassel-Waldau zu ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr zusammen.
Dr. Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), nahm ihn ihrem Bericht aus der Hauptstadt den Kanzlerbegriff „Herbst der Reformen“ auf, um längst überfällige strukturelle Reformen einzufordern: „Die Bundesregierung muss im dritten Jahr ohne Wachstum endlich einen klaren Reformkurs einschlagen. Nur so kann Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen. Allen gerade auch in der Politik muss bewusst sein: Ohne einen starken Wirtschaftsstandort riskieren wir unseren Wohlstand und damit sowohl Arbeitsplätze als auch den Sozialstaat.“
Die IHK-Vollversammlung tagte im IHK-Prüfungszentrum in Kassel-Waldau (von links): IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes, Tanja Denk (Mitglied der IHK-Vollversammlung), Julia Esterer (Mitglied des IHK- Präsidiums), IHK-Vizepräsident Udo Diehl, Heidi Hornschu-Baumbach (Ehrenmitglied der IHK-Vollversammlung) und IHK-Vizepräsident Dr. Hans Friedrich Breithaupt.
IHK-Vizepräsident Dr. Hans-Friedrich Breithaupt, der in Vertretung für IHK-Präsidentin Désirée Derin-Holzapfel die Sitzung leitete, dankte Dr. Melnikov, die digital aus Berlin zugeschaltet war, für deren klaren Worte. Er wies darauf hin, dass es zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit gehöre, Unternehmen neue Wege beim Erreichen globaler Klimaziele zu ermöglichen. Breithaupt begrüßte, dass die DIHK in ihrer jüngsten Vollversammlung Ende November einen Beschluss im Sinne der DIHK-Studie „Neue Wege für die Energiewende“ gefasst hat. Darin spricht sich die IHK-Organisation dafür aus, Klimaziele stärker international zu koordinieren und jahresscharfe Vorgaben in ein flexibleres CO₂-Budget umzuwandeln. „Das würde die Kosten der Energiewende erheblich senken”, so der IHK-Vizepräsident. Um sowohl die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als auch das Erreichen der Klimaziele sicherzustellen, hatte sich die Vollversammlung der IHK Kassel-Marburg bereits Anfang November für einen Kurswechsel in der Energiepolitik ausgesprochen.
Finanzen: Beitragssätze werden angepasst
In der letzten Sitzung der Vollversammlung des Jahres standen zudem die Finanzen auf der Tagesordnung. Mit großer Mehrheit verabschiedeten die Unternehmerinnen und Unternehmer aus Industrie, Handel und Dienstleistung die Wirtschaftssatzung und den Wirtschaftsplan für das Geschäftsjahr 2026.
Aufgrund von Urteilen des Bundesverwaltungsgerichts dürfen die Industrie- und Handelskammern bundesweit nur noch eingeschränkt finanzielle Vorsorge durch das Bilden von Rücklagen treffen. Dadurch wird die Beitragsgestaltung in den Industrie- und Handelskammern volatiler. Die Vollversammlung der IHK Kassel-Marburg hat beschlossen, die Grundbeiträge um zehn Prozent sowie den Umlagesatz von 0,135 Prozent auf 0,15 Prozent im Vergleich zu 2025 anzupassen. Dabei kommen die Beiträge der IHK Kassel-Marburg von einem niedrigen Niveau: Wegen Sondereffekten hatte die IHK diese in den vergangenen Jahren mehrfach gesenkt. Dadurch bleiben die neuen Beitragssätze auch nach der Erhöhung im unteren Drittel des hessischen IHK-Vergleichs.
Digitalisierung: Zusammenschluss für effizientere Strukturen
Die IHK-Vollversammlung hat mit großer Mehrheit die Verschmelzung der beiden IHK-Digitalgesellschaften GfI und IHK Digital beschlossen. Die Zusammenführung hat kartellrechtliche und strategische Gründe, wie IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes betont: „Beide Gesellschaften haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend zu unmittelbaren Wettbewerbern entwickelt, denen strategische Abstimmungen kartellrechtlich untersagt sind. Mit der Verschmelzung zu einer Neugründung wird ein strategischer Neustart möglich, mit dem auch effizientere Strukturen umgesetzt werden können. Mit dem Neustart besteht die Chance, größere Schritte bei der Digitalisierung der IHK-Organisation zu machen.“
