Virtueller Sprechtag

Erfolgreich in Ozeanien: Marktchancen ausloten

Welche Marktchancen bieten Australien und Neuseeland für regionale Unternehmen? Antworten auf diese und weitere Fragen gab es bei einem virtueller Sprechtag am 22. Juni. Lena Meiss von der Außenhandelskammer (AHK) Australien und Erin Daly von der Außenhandelskammer (AHK) Neuseeland informierten in bis zu 45-minütigen persönlichen Online-Beratungsgesprächen rund um dieses Thema.
In Australien sind bereits über 500 deutsche Firmen aus unterschiedlichen Industriebranchen mit Niederlassungen erfolgreich vertreten. Neuseeland bietet aufgrund seiner Rechtssicherheit und politischen Stabilität unter anderem eine ideale Plattform, um neue Produkte und Prototypen zu testen. In mancherlei Hinsicht gleichen sich Australien und Neuseeland: Es sind die größten Volkswirtschaften in Ozeanien. Außerdem sind sie Mitglieder des Commonwealth of Nation und ähneln sich hinsichtlich ihrer Geschichte und Kultur.

Australien bietet große Potenziale

Trotz eines harten und schnellen Lockdowns gleich Anfang 2020 brach die Wirtschaft um 4,5 Prozent ein und bescherte Australien die erste Rezession nach fast drei Jahrzehnten. Im Dezember 2020 war sie jedoch bereits überwunden, der fünfte Kontinent blickt wieder optimistisch in die Zukunft. Exportiert werden Rohstoffe wie Eisenerz, Kohle und seltene Erden sowie Agrarprodukte wie Rindfleisch und Weizen. Das Land importiert chemische Produkte, Fahrzeuge, Maschinen und Anlagen sowie hochpräzise Analysegeräte, unter anderem aus Deutschland. Die Anfälligkeit der Lieferketten bekam auch Australien zu spüren. Die Digitalisierung von Liefer- und Wertschöpfungsketten, etwa im Ernährungs- und Rohstoffsektor, sowie softwarebasierte Lösungen für den Gesundheits-, Finanz- und Versicherungssektor aus Deutschland gewinnen zunehmend an Bedeutung. Neben langfristigen und nachhaltigen Lieferbeziehungen sind technologische Innovation sowie Qualität „made in Germany“ wichtige Faktoren, um vor Ort erfolgreich zu sein. Positiv für den Handel zwischen Australien und der EU dürfte sich ein Freihandelsabkommen auswirken. Der bisherige Fortschritt der Verhandlungen lässt einen Abschluss der formellen Verhandlungen bis spätestens Mitte 2022 erwarten. Nach der Ratifizierung könnte das Abkommen 2023 in Kraft treten.

Neuseeland: Liberales Leitmotiv

In den vergangenen 30 Jahren hat sich die neuseeländische Wirtschaft von einer der am stärksten regulierten in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu einer der liberalsten Volkswirtschaften entwickelt. Exzellente Anbaubedingungen, ausgefeilte Anbaumethoden sowie fortschrittliche Agrartechnologien bieten das ideale Umfeld für Weide- und Forstwirtschaft und den Gartenbau. Primäre
Rohstoffe, industrielle Rohmaterialien und Metalle machen etwa die Hälfte aller Warenexporte aus. Neuseeland zählt zudem zu den fünf größten Milchexporteuren der Welt. Von Bedeutung sind neben beträchtlichen Dienstleistungssektoren und wachsenden Hightech-Fähigkeiten ebenfalls Tourismus, Filmproduktion und Weinherstellung.

In erneuerbare Energien investieren

Für die Internationale Energieagentur (IEA) ist Neuseeland eine „Erfolgsgeschichte für die Entwicklung erneuerbarer Energien“, bietet es doch eine Vielzahl von Möglichkeiten, zum Beispiel für Investitionen in innovative Cleantech- Technologien oder dem Erzeugen von grünem Wasserstoff. Obwohl die Wirtschaft im ersten und zweiten Quartal 2020 um elf Prozent schrumpfte, vermied Neuseeland die technische Rezession. Bereits im dritten Quartal 2020 verzeichnete das Bruttoinlandsprodukt ein Wachstum von 14 Prozent, am stärksten dazu trugen Einzelhandel, Bau-, Beherbergungs- und verarbeitendes Gewerbe bei. Neuseeland – ein beliebtes Ziel ausländischer Investitionen – hat zahlreiche Handelsabkommen mit anderen Nationen abgeschlossen. Die Konsultationen für ein Abkommen mit der Europäischen Union und Großbritannien laufen.