Interesse an Selbstständigkeit konstant geblieben

Gründerreport: Mehr Unternehmen, aber Nachfolge macht Sorgen

Die Zahl der Unternehmen in Nordhessen und dem Kreis Marburg wächst. 2020 wurden trotz Corona 1274 Unternehmen mehr an- als abgemeldet (Anmeldungen: 8953; Abmeldungen: 7679).
Das zeigt der Gründerreport 2021, den die hessischen Industrie- und  Handelskammern sowie die Handwerkskammern am 10. November veröffentlichten. Danach ist das Interesse an einer unternehmerischen Selbstständigkeit nahezu konstant geblieben.
So gaben die Gründungsberater der IHK Kassel-Marburg im vergangenen Jahr 1202 telefonische oder persönliche Auskünfte und führten 531 Beratungsgespräche mit Jungunternehmern in spe. Regional betrachtet haben bei den telefonischen oder persönlichen Auskünften Stadt und Landkreis Kassel mit 590 Kontakten und der Landkreis Waldeck-Frankenberg mit 250 die Nase vorn. Es folgen Marburg (150) sowie die Landkreise Schwalm-Eder (87), Werra-Meißner (65) und Hersfeld-Rotenburg (60). Bei den persönlichen Beratungsgesprächen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: 162 Termine sind in Stadt und Landkreis Kassel vereinbart worden, in Marburg 110. Auf den Schwalm-Eder-Kreis entfielen 89 persönliche Treffen, gefolgt von Waldeck-Frankenberg mit 59. Im Werra-Meißner-Kreis lag der Wert bei 58, in Hersfeld-Rotenburg bei 53. „Allen ist gemeinsam, dass die meisten Gründungsinteressierten sich mit weitem Abstand in den Dienstleistungsbranchen oder im Handel selbstständig machen wollen“, berichtet IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan.   
Auf dem Weg ins Unternehmertum greifen die Berater in den IHK-Servicezentren der Landkreise sowie der Geschäftsstelle Marburg und im „Haus der Wirtschaft“ in Kassel Gründungsinteressierten unter die Arme: Sie sind eine wichtige Anlaufstelle für einen Start in die Selbstständigkeit. In Einzelgesprächen informieren und beraten sie, was beim Erstellen eines Business-Plans zu berücksichtigen oder welche Rechtsform passend ist und wie sich Fördermittel nutzen lassen. Parallel bieten sie ein breites Angebot an Sprechtagen und Informationsveranstaltungen an, beispielsweise zu den Themenfeldern Unternehmensaufbau und -führung sowie Steuerberater- und Finanzierungssprechtage – alle sind kostenfrei, eine Übersicht gibt es unter www.ihk-kassel.de/veranstaltungen. Gründer können auch die digitale Gründungswerkstatt Hessen unter www.gruendungswerkstatt-hessen.de nutzen, um ihr Geschäftskonzept Schritt für Schritt zu entwickeln. 
Sorgen bereitet allerdings der demografische Wandel. Zahlreiche zur Übergabe anstehende Unternehmen finden nur schwer einen Nachfolger“, berichtet IHK-Nachfolgeberater Carsten Heustock. Der Babyboomer-Generation steht eine immer kleiner werdende Gruppe jüngerer Menschen gegenüber: In Nordhessen und dem Kreis Marburg sind in den kommenden Jahren rund 5000 Unternehmen übergabereif. Die Industrie- und Handelskammer hilft im Zuge der neuen Initiative "Nexxt Now" gemeinsam mit Partnern bei der Suche nach dem richtigen Unternehmen für eine Übernahme oder einem passenden Nachfolger. Ergänzend haben die hessischen IHKs landesweit eine Kampagne gestartet: Angelehnt an Anzeigen von Partner-Börsen und unter dem Motto „Ich suche was Ernstes“ wollen sie auf die oft schwierige Suche nach Nachfolgern aufmerksam machen und potenzielle Partner für eine Firmenübergabe zusammenbringen. 
„Wir befinden uns in der Phase des Generationswechsels in vielen kleinen und mittelständischen Familienunternehmen, in dem der Stab nun von der Gründergeneration der geburten-starken Jahrgänge in die nächste Generation übergeben werden muss", berichtet IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan. „Hier besteht ein großes Potenzial für ambitionierte Einsteiger, sich durch die Übernahme bestehender, erfolgreicher Geschäftsmodelle unternehmerisch zu engagieren. Eine großartige Chance neben der Gründung eines eigenen Unternehmens bzw. Start-ups."
Damit Gründer Erfolgsgeschichten schreiben können und die Unternehmen Nachfolger finden, kann auch die Politik helfen. „Start-ups würden vor allem von einer deutlichen Vereinfachung bei Anträgen zur öffentlichen Förderung profitieren ebenso wie von einem noch leichteren Zugang zu Wagniskapital“, hält IHK-Präsident Jordan fest. Schnelles und flächen-deckendes Internet in ländlichen Regionen sei ebenfalls vonnöten. Entscheidend sei ferner, das Thema Unternehmertum im Schulunterricht zu verankern. „Hier liegt der wichtigste Hebel für ein gutes Gründungsklima, das wachstumsstarke und innovative Existenzgründungen hervorbringt“, sagt Jordan. „Damit würden wir heute die Grundlage dafür schaffen, unsere Region fit für Start-ups und den innovativen Mittelstand von morgen zu machen.“
Den vollständigen den Gründerreport Hessen 2021 finden Sie unter 
www.ihk-kassel.de/gruenderreport21 
Eine Übersicht über das Veranstaltungsangebot zur Gründungswoche ab dem 15. November sowie die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter  www.ihk-kassel.de/gruendungswoche  
Eine Übersicht rund um das Themenfeld Existenzgründung sowie eine Übersicht der Berater gibt es unter www.ihk-kassel.de/gruendung