Networking Conference 2021

Ethische Verantwortung im internationalen Geschäft

Wie sieht die ethische Verantwortung der Unternehmen im internationalen Geschäft aus? Was sagt das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) der scheidenden Bundesregierung? Diesen Fragen gingen die Mitglieder des Netzwerks Hessen-China am 15. November bei ihrer Networking Conference (NetWoCon) in Kassel nach.
Besonders im Fokus stand bei diesem von der Wirtschaftsförderung Region Kassel GmbH und der IHK Kassel-Marburg organisierten Austausch die Verantwortung bei geschäftlichen Aktivitäten mit und in China. Denn die Volksrepublik China ist ein sehr bedeutender, aber in vielen Bereichen auch ein sehr herausfordernder Wirtschaftspartner für uns.
Bei den wirtschaftlichen Aktivitäten mit China spielt auch immer eine ethisch-moralische Komponente hinein, die in den letzten Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung stetig an Bedeutung gewonnen hat. So wurde kontrovers über die Frage diskutiert, ob die Einhaltung der menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten, wie sie das neue LkSG nun gesetzlich fordert, eher eine weitere Belastung für die Unternehmen darstellt oder auch als zusätzliches Verkaufsargument insbesondere bei der jüngeren Bevölkerung betrachtet werden sollte und auch die Attraktivität als verantwortungsvoller Arbeitgeber steigern kann?

Welche Werte und Moralvorstellungen gelten?

Einig waren sich alle, dass die Einhaltung der Sorgfaltspflichten nach dem LkSG und deren Dokumentation mehr Bürokratie und zusätzliche Arbeitsaufwand im Unternehmen generieren werde. Ebenso stark wurde über die Frage debattiert, welche Regeln und Moralvorstellungen im weltweiten wirtschaftlichen Austausch anzuwenden seien: Darf der Westen, darf Deutschland seine eigenen Moralvorstellungen und Werte seinen Handelspartnern weltweit als den gültigen Standard überstülpen und von diesen deren Einhaltung verlangen oder sind nicht auch die dort historisch und kulturell gewachsenen Wertvorstellungen anderer Kulturen von uns zu respektieren - jedenfalls in gewissem Umfang? Darf der Gesetzgeber Unternehmen die Aufgabe übertragen dafür Sorge zu tragen, dass die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten auch in all den Staaten eingehalten werden, mit denen sie im wirtschaftlichen Austausch stehen? Oder sollte dies nicht primär eine staatliche Aufgabe sein? Dies stellt eine kleine Auswahl der facettenreichen Fragen dar, die Inhalte der lebhaften Diskussionen waren.
Einigkeit bestand bei den Teilnehmern darin, dass gute Geschäfte sich nicht nur über die Rendite bestimmen, sondern dass auch „weiche Faktoren“ wie bestimmte Werte, ökologische Nachhaltigkeit und Umwelt- und Klimaverträglichkeit eine immer größere Rolle spielen. Die Verantwortung für unternehmerisches Handeln ist nicht teilbar in eine ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung.
Gerade Familienunternehmen leben teilweise schon seit Generationen solche Wertvorstellungen, die dann auch Teil ihrer DNA sind. So gewährte im Rahmen des Austausches auch Dr. Friedrich Waitz von Eschen zusammen mit seiner Tochter einen Einblick in die Leitlinien, die das unternehmerische Handeln in seinem Familienunternehmen bestimmen. In diesen ist klar aufgeführt, dass keine Geschäfte um jeden Preis getätigt werden.

Anforderungen als Chance begreifen

Für alle Unternehmen - egal ob Produzent von Waren oder Dienstleister - gelte es jetzt, sich mit den Anforderungen des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz auseinanderzusetzen und diese auch als Chance zu begreifen, dies unterstrich Herr Marko Ackermann als Vertreter der IHK Kassel-Marburg bei der Vorstellung des neuen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Die IHK greift gern den Wunsch der Teilnehmer auf, sie bei diesem Umsetzungsprozess zu begleiten.
Neben der Qualität der eigenen Produkte und Dienstleistungen sowie den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz gehört die Beachtung unternehmerischer Sorgfaltspflichten zu den Anforderungen, nach denen die Unternehmen zukünftig bewertet werden.
Marko Ackermann
Bereichsleiter
Team Standortpolitik | Unternehmensförderung | International