Neue Impulse setzen

Pilotprojekt Nexxt Now wirbt um Nachfolger

Die Suche nach einem Nachfolger war schon vor der Corona-Krise für Seniorchef  nicht einfach. Nun ist das Interesse an einem frühzeitig geplanten Übergang noch einmal gesunken. Ein neues Projekt soll diesem Trend entgegenwirken.
Nexxt Now – so heißt die bundesweite Initiative, die das Interesse junger Fachkräfte an einer Unternehmensnachfolge wecken möchte. In unserer Region setzen die IHK Kassel Marburg, der Schwalm-Eder-Kreis, die Zeus GmbH, die Kreishandwerkerschaft Kassel und die Regionalmanagement Nordhessen GmbH das Vorhaben in die Tat um.

DIHK-Report: Interesse an Übergabe sinkt 

Viele Seniorchefs verschieben derzeit die Entscheidung, ihre Firma an einen Nachfolger zu übergeben. Zum einen sind sie häufig damit beschäftigt, die Existenz des Unternehmens zu sichern. Zum anderen kann in der Corona-Krise auch der Firmenwert leiden, sodass ein Verkauf aus Sicht von Inhabern aktuell nicht interessant erscheint. Das sind wesentliche Ergebnisse des Reports zur Unternehmensnachfolge, die der  Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) veröffentlicht hat. In diesem berichten die bundesweit 79 IHKs von den Erfahrungen aus ihrem Beratungsalltag. Sie schildern sowohl die Lage im Jahr 2019 als auch die Entwicklung in der Pandemie.
Fast die Hälfte der Übergaben steht im Handel sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe an – Branchen, in denen viele beziehungsweise fast alle Firmen besonders stark von der Pandemie in Mitleidenschaft gezogen sind. Entsprechend trifft dort derzeit ein relativ großes Angebot von zu übergebenden Unternehmen auf eine relativ geringe Nachfrage.
Das größte Interesse besteht noch an einem Chefsessel in der Industrie: Vier von zehn potenziellen Nachfolger*innen wünschten sich 2019, in diese Branche einzusteigen. Dort beobachten die IHKs aber auch die höchsten Hürden für eine Übernahme. Dass gerade manche Industriezweige bisweilen hohe Renditen versprechen, spiegelt sich in vergleichsweise hohen Kaufpreisen wider, die zu finanzieren sind. Hinzu kommen oft Herausforderungen in puncto Innovation und fachliches Know-how sowie bei kleineren Industriebetrieben hoher Wettbewerbsdruck und teilweise die Abhängigkeit von einzelnen (Groß-)Kunden.
Im Nachfolgereport gaben 71 Prozent der IHKs an, dass die Zahl der Beratungen seit März 2020 gesunken oder sogar stark gesunken ist. Ein Trend, dem sich auch Nordhessen und der Kreis Marburg nicht entziehen können. Dabei komme diesem Aktionsfeld eine elementare Bedeutung für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts zu, sagt IHK-Beraterin Uta Wudonig: „Erfolgreiche Firmennachfolgen sichern in der Region Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Steuerzahlungen.“

Initiative verfolgt neuen Ansatz

Dem rückläufigen Trend soll die Initiative Nexxt Now, die vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird, entgegenwirken. Insgesamt stehen für die Projekte Mittel in Höhe von 885.000 Euro bereit. Neu ist der Ansatz, sich auf mögliche Nachfolger*innen zu konzentrieren und diese direkt anzusprechen. In den nächsten Jahren stehen circa 5000 nordhessische Betriebe zur Übergabe an. Neben dem Aufbau eines qualifizierten Pools an potenziellen Nachfolgern durch die IHK inklusive Beratung gründete das Regionalmanagement Nordhessen ein branchenübergreifendes Netzwerk „Young Professionals“, das Nachwuchskräfte frühzeitig an die Region binden soll. Im Zentrum der Aktivitäten steht, Erfahrungen auszutauschen und für eine spätere Betriebsübernahme zu sensibilisieren. Der Schwalm-Eder-Kreis entwickelte im Zuge von Nexxt Now ein ergänzendes Angebot für ein individuelles Coaching von Nachfolgeinteressent*innen. Einen begleitenden eventorientierten Ansatz verfolgt die Zeus GmbH in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Kassel. Auch die Handwerkskammer Kassel bringt sich ein.
Auf Grundlage ihrer Gespräche und Beratungen, die sie vor Ort sowohl mit Unternehmer*innen als auch mit Übernahmeinteressierten führen, ziehen die 79 IHKs bereits seit 2007 im Nachfolgereport jährlich Bilanz. Ihre Erfahrungen zeigen, dass die Suche nach Nachfolgern seit einigen Jahren immer schwieriger wird. Dass dennoch viele Mittelständler – unter anderem dank des Engagements der IHK-Organisation – diese große Herausforderung erkannt haben, zeigt die Rekordzahl von 31.077 Teilnehmenden, die die IHKs 2019 mit ihren Angeboten zu Nachfolge-Informationsveranstaltungen, -Beratungen und -Seminaren erreicht haben.

IHK-Service konkret

Die IHK Kassel-Marburg bietet Unternehmern und Nachfolgeinteressierten:
  • persönliche Orientierungsgespräche zu allen Aspekten der Unternehmensnachfolge
  • Bildung eines qualitätsgesicherten Pools von Nachfolgeinteressierten
  • Erstellung von aussagestarken Verkäufer- und Käuferprofilen
  • Begleitung der Akteure während des Nachfolgeprozesses mit dem Ziel des Matchings von Nachfolger und Verkäufer 
  • Unternehmensnachfolgebörse mit bundesweitem Anzeigenportal www.nexxt-change.org
  • Unterstützung durch umfassende Leitfäden, Checklisten und Merkblätter
Zusätzlich möchten wir auf ergänzende Angebote unserer Nexxt Now-Projektpartner hinweisen:
Miriam Postlep
Projektreferentin Unternehmensnachfolge | Projekt Nexxt Now