Konjunktur Jahresbeginn

Industrie stabilisiert die Lage

Dreimal im Jahr führt die IHK Kassel-Marburg eine Konjunkturumfrage bei IHK-Mitgliedern durch. Dabei werden Unternehmen quer durch alle Branchen nach ihrer Einschätzung zur aktuellen Geschäfts- und Ertragslage sowie ihren Erwartungen zum Beispiel bezüglich Exportentwicklung, Investitionen und Beschäftigung befragt.
Die Geschäftslage zum Jahresbeginn beschrieben rund 43 Prozent der befragten Unternehmer noch als befriedigend. Von einer eher negativen konjunkturellen Lage gingen zu diesem Zeitpunkt rund 28 Prozent aus. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage hatte sich von 26 auf knapp 29 Prozent verbessert. Der IHK-Klimaindex, der sich aus der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und den zukünftigen Erwartungen zusammensetzt, stieg auf 95,7 Punkte (Herbstumfrage 90,5 Punkte). Die Umfrage wurde in der Zeit von Dezember 2020 bis Januar 2021 durchgeführt.

Pressekonferenz mit regionalen Unternehmern

Zur Präsentation der Ergebnisse mit Informationen zur aktuellen Situation wichtiger Branchen, zu den Investitionstätigkeiten hiesiger Unternehmen und zur Beschäftigungssituation im IHK-Bezirk hielt die IHK Kassel-Marburg erstmals eine Pressekonferenz ab. Dort kamen neben IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes und IHK-Konjunkturexperte Thomas Rudolff mit Heidi Hornschu-Baumbach (Hornschu Schlafmanufaktur, Kassel) und Stephanie Göbel (Göbel’s Landhotel KG, Willingen) zwei regionale Unternehmerinnen zu Wort, um die Daten mit Erfahrungen aus der Praxis anzureichern. 
Während der industrielle Sektor mit seiner internationalen Ausrichtung positive Zahlen meldete, verschlechterten sich die Bewertungen im Handel, in der Gastronomie und im Dienstleistungssektor weiter. „Die Rückkehr zu einer normalen Geschäftstätigkeit wird für viele Branchen noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Nur jedes fünfte Unternehmen geht von einer eher günstigen zukünftigen Geschäftslage aus. Rund 31 Prozent glauben, dass diese sich weiter verschlechtern wird. Die Gesamtsituation für die konsumtiven Branchen wie Gastronomie und Handel bleibt schwierig“, sagte IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan.
Der Präsident forderte die Betriebe auf, sich rechtzeitig an die IHK zu wenden. „Wir bieten umfangreiche Beratungsleistungen an. Insgesamt haben wir in den vergangenen Monaten rund 6000 Beratungsgespräche geführt. Zwischen Mai und Dezember haben unsere Experten etwa 1700 Beratungsgespräche allein zum Antragsverfahren zur Mikroliquidität geführt. 956 Anträge sind bei uns eingegangen, 724 haben wir bestätigt. Die WIBank hat 691 dieser Anträge bewilligt.“ 

Hotellerie und Gastronomie enttäuscht 

Negativ beurteilte erwartungsgemäß das Gastgewerbe die derzeitige Lage. Der IHK-Klimaindex fiel auf 29 Punkte (Vorjahr: 104 Punkte). Der Einzelhandel vermeldete 87 Indexpunkte (Vorjahr: 107). Dabei war zwischen dem stationären Handel und dem Online-Handel zu unterscheiden. Letztgenannter erlebte im Lockdown eine positive Sonderkonjunktur.
„Dem Handel ist eine erste Öffnungsperspektive aufgezeigt worden, der jedoch eine klare zeitliche Vorgabe fehlt und damit auch die zeitnahe Wirkung. Viele Unternehmen sind ohne Einkommen, sie erhalten nur einen teilweisen Fixkostenersatz. Ich als Gründerin mit der Neueröffnung meiner Schlafmanufaktur falle bisher durch alle Förderraster“, sagte Heidi Hornschu-Baumbach.
Stephanie Göbel unterstrich: „Die Hotellerie und die Gastronomie haben mit der stringenten Umsetzung von Hygienekonzepten und den damit verbundenen Investitionen im Sommer gezeigt, dass sie verantwortungsvoll mit der Pandemie umgehen können. Umso enttäuschter sind wir, dass uns Öffnungsperspektiven erst in der zweiten Stufe des Corona-Perspektivplans der Landesregierung zugestanden werden."
Die Unsicherheiten über den Fortgang der konjunkturellen Entwicklung fanden ihren Niederschlag in der Beschäftigungsentwicklung und im Investitionsverhalten. Beide Bereiche zeigten sich weiterhin tendenziell rückläufig. Das Instrument der Kurzarbeit stabilisiert den Arbeitsmarkt. „Zuversichtlich stimmen die Exportaussichten unserer Unternehmen“, erläuterte Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes. „Gut 31 Prozent gehen von einem steigenden Exportvolumen aus und jeder fünfte Betrieb von einem fallenden Exportniveau. Das zeigt, dass hier die Optimisten langsam wieder die Oberhand gewinnen.“ Die Politik trage mit umfangreichen Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft sowie zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei. „Um die Auswirkungen auf die besonders betroffenen Unternehmen so stark wie möglich zu reduzieren, ist eine schnelle, unbürokratische Auszahlung der Hilfsgelder wichtig. Ansonsten drohen mittelfristig Insolvenzen“, so Klein-Zirbes. 
An der Konjunkturumfrage Jahresbeginn nahmen 324 Unternehmen teil. Befragt wurden 625 Unternehmen. Der gesamte Konjunkturbericht sowie die Berichte aus den Jahren 2020, 2019 und 2018 stehen unter www.ihk-kassel.de/konjunktur zur Verfügung.
Der gesamte Konjunkturbericht sowie die Berichte aus den Jahren 2020, 2019 und 2018 stehen unter www.ihk-kassel.de/konjunktur zur Verfügung.

Als einzige regionale Konjunkturanalyse sind die IHK-Konjunkturberichte eine wichtige Quelle für Informationen über den Wirtschaftsraum in Nordhessen und Marburg. 
Thomas Rudolff
Bereichsleiter Kommunikation | Informationstechnologie (IT)