Erhöhung der Gewerbesteuer ist das falsche Signal

Mit dem neuen Hebesatz von 420 Prozent steigt die Steuerbelastung für viele Unternehmen ab dem 1. Januar 2026 spürbar. Besonders kleine und mittlere Betriebe drohen an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen Belastbarkeit zu geraten.
Die Stadt Marburg hat in der Stadtverordnetenversammlung am 21. November 2025 beschlossen, den Gewerbesteuerhebesatz ab dem 01. Januar 2026 von derzeit 380 Prozent auf 420 Prozent anzuheben. Seit Anfang 2025 wächst die Gewerbesteuer damit um rund 18 %. Dieser deutliche Schritt geht noch über das zunächst vom Magistrat vorgesehene Niveau hinaus und erfolgt in einer wirtschaftlich ohnehin angespannten Zeit. Viele Unternehmen in der Region trifft die Erhöhung unerwartet hart. Hintergrund des Beschlusses ist die angestrebte Haushaltskonsolidierung der Stadt. Die Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort sind erheblich und aus Sicht der IHK das falsche Signal.
Für Kapitalgesellschaften wie GmbHs wirkt die Erhöhung unmittelbar. Jeder Euro Gewerbeertrag wird künftig mit 14,7 Cent Gewerbesteuer belastet. Bei einem Gewerbeertrag von 100.000 Euro steigt die jährliche Steuerlast um rund 1.400 Euro, bei 250.000 Euro um etwa 3.500 Euro. Auch Einzelunternehmen und Personengesellschaften, die bis zu einem Hebesatz von etwa 400 Prozent über Paragraf 35 EStG entlastet werden, sind betroffen. Mit dem Sprung auf 420 Prozent entfällt diese Schutzwirkung, sodass selbst bei moderaten Gewinnen zusätzliche Steuerbelastungen entstehen.
Bereits Ende 2024 hatte die IHK Kassel-Marburg die Stadt Marburg vor einer Fehleinschätzung der wirtschaftlichen Situation gewarnt und insbesondere die ausufernde Personalpolitik sowie den mangelnden Konsolidierungswillen kritisiert. Die Forderung der IHK, die Ausgabenpolitik zu überprüfen und die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Wirtschaft stärker zur berücksichtigen, blieb jedoch ungehört. „Die Wirtschaft ist bereit, ihren Beitrag zur Finanzierung des Gemeinwesens zu leisten. Eine dauerhafte Mehrbelastung der Leistungsträger führt jedoch in die falsche Richtung“, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK, Oskar Edelmann.
Aus Sicht der IHK kann die deutliche Erhöhung dazu führen, dass Unternehmen künftig nicht mehr auf den Standort Marburg setzen.