IHK-Bildungskongress fokussiert „Auszubildende aus Drittstaaten“
Wie gelingt es, passende Nachwuchskräfte zu gewinnen und zu integrieren? Antworten lieferte der IHK-Bildungskongress „Auszubildende aus Drittstaaten“ am 29. Oktober mit Best Practices und Workshops in der IHK in Kassel. Was empfehlen Experten aus ihrer Beratungspraxis?
• Alexander Studthoff (Bundesinstitut für Berufsbildung BIBB, Teamleitung Anfragen und internationale Beratung): „Gezielte Rekrutierung junger Menschen aus Drittstaaten ist eine Antwort auf den Fachkräftemangel. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert seit 2024 den Zugang für ausländische Auszubildende, doch Erfolg braucht Vorbereitung: Sprachförderung, Betreuung, realistische Erwartungen. Fehlen diese, drohen Frust und Abbrüche. Betriebe sollten Partner wie Auslandshandelskammern einbinden und frühzeitig Kümmerer-Strukturen aufbauen. Gelingt das Zusammenspiel von Betrieb, Kammer und Kommune, profitieren alle.“
• Tobias Bolle (Deutsche Industrieund Handelskammer, Leiter Referat Berufliche Bildung im Ausland, Bereich Weiterbildung): „Für den Privatsektor ist das IHK-AHK-Netz ein hochwertiger und vertrauensvoller Ansprechpartner bei der Einwanderung aus Drittstaaten in die duale Ausbildung. In den letzten Jahren haben wir Erfahrungen sammeln können, dass jedes Zielland andere Herausforderungen mit sich bringt. In enger Partnerschaft mit den zuständigen IHKs und AHKs lassen sich diese überwinden und Erfolgsgeschichten schreiben.“
• Silvia Niediek (BIBB, iMOVE: Training – Made in Germany, Regional-Managerin Südasien, Südostasien und Nordamerika): „Kooperieren Sie bei der Rekrutierung ausländischer Auszubildender mit der deutschen Bildungswirtschaft. Viele iMOVE-Partner unterstützen bei Vorbereitung und Integration angehender Fachkräfte aus Drittstaaten – von Berufsorientierung und Sprachtraining über Matching bis zur Visabeschaffung und Ankunft in Deutschland. Durch intensive Beratung schaffen sie realistische Erwartungen bei Betrieben und Azubis – ein zentraler Baustein für nachhaltigen Rekrutierungserfolg.“
• Nicolas Bartels (DIHK, Projektreferent NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge): Wichtiges Learning aus der Beratungserfahrung: Integration müssen die Betriebe schon vor der Rekrutierung mitdenken. Bezahlbarer Wohnraum und Sprachangebote sind zentrale Faktoren. Azubis brauchen auch soziale Eingliederung – wer sich außerhalb des Betriebs nicht wohlfühlt, wandert eher wieder ab. Feste Ansprechpersonen im Unternehmen sollten bei Behördengängen, Wohnungssuche und Freizeitangeboten unterstützen, um Ausbildungserfolg und langfristige Bindung zu sichern.“
• Kristina Landefeld (IHK Kassel-Marburg, Willkommenslotsin): „Für das Erteilen eines Visums werden meist ein Ausbildungsvertrag, ausreichende Deutschkenntnisse, die Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit, ein gesicherter Lebensunterhalt sowie eine Krankenversicherung benötigt. Die Voraussetzungen können aber je nach Auslandsvertretung variieren. Wichtig für Betriebe zu wissen: Der Aufenthalt ist an die Ausbildung gebunden. Bei vorzeitiger Beendigung muss die Ausländerbehörde informiert werden und bei einem Wechsel des Ausbildungsberufs zustimmen. Nach Abschluss der Ausbildung benötigen die früheren Auszubildenden einen neuen Aufenthaltstitel für die weitere Beschäftigung – hierbei sollten Unternehmen frühzeitig unterstützen.“
Kontakt
Dr. Thomas Fölsch
Bereichsleiter Aus- und Weiterbildung
