Kai-Uwe Kreß

Vom Azubi zum Nachfolger

In dieser Podcast-Folge "Vom Azubi zum Nachfolger" spricht Kai-Uwe Kreß über seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in der Comic-Galerie und darüber, wie er Schritt für Schritt als Unternehmensnachfolger in den Betrieb einsteigt. Die kommenden Monate begleiten wir ihn in unregelmäßigen Abständen und sprechen darüber, wo er sich gerade im Übergabeprozess befindet und welche Fragen ihn beschäftigen. 
Hallo und herzlich willkommen zum IHK-Podcast Nachfolge ist Vertrauenssache. Mein Name ist Miriam Postlep und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der IHK Kassel-Marburg berate ich zum Thema Unternehmensnachfolge. In der heutigen Folge bin ich zu Gast in der Comic-Galerie in Kassel und spreche mit Kai Kress.
Ja, danke, Miriam. Freut mich hier zu sein. Ja, dann sage ich auf jeden Fall herzlich willkommen in der Comic-Galerie. Wir nehmen die Podcast Folge tatsächlich im Geschäft auf und ich hoffe, dass es ein konstruktives Gespräch wird bzw. eine Podcast-Folge.
Ja, ganz bestimmt. Also ich finde es auch total spannend, dass wir so früh am Prozess schon teilnehmen dürfen. Also, du hast dich gerade erst vor kurzem entschlossen, dass du den Laden gerne übernehmen möchtest, bist – glaube ich - im Sommer mit deiner Ausbildung fertig geworden, und das ist natürlich total spannend. Also, da zu sehen, wie die nächsten Schritte sind quasi. Und genau, wir haben uns einfach überlegt, wir machen da so ein ganz lockeres Format draus, in unregelmäßigen Abständen, immer dann, wenn bei dir was aktuelles anfällt und du sagst da würde ich vielleicht jetzt gerne drüber sprechen, oder vielleicht auch, wenn es bei unseren Zuhörerinnen oder Zuhören konkrete Fragen gibt, könnten wir die auch hier aufgreifen und besprechen. Vielleicht kannst du erstmal was zu dir sagen. Wir sind ja heute – hast du schon erwähnt – hier im Comicladen, das ist ein total schöner Laden und mit ganz vielen speziellen Comics, vielen Spielen, ganz vielen tollen kleinen Besonderheiten, kleinen Schätzen, die auch unverkäuflich sind, die glaube ich dein Chef, der Michael, mal irgendwo gekauft hat und den Laden ganz besonders machen, finde ich, und auch dazu führen, dass viele sich auch ganz wohl bei euch fühlen.
Wie ist es denn dazu gekommen, dass du überhaupt die Ausbildung auch hier gemacht hast, was bedeutet das für dich?
Ja, also generell muss man dazu sagen, ich bin vor meiner Ausbildung schon Stammkunde hier gewesen, also öfter hier gewesen, habe natürlich dann auch ein paar Freundschaften  im Laden geschlossen, wo ich sagen muss, quasi meine besten Freunde hier im Geschäft kennengelernt, das heißt, da hatte ich schon eine gewisse Verbindung und positive Einstellung zum Laden und ja gut, man muss sagen, das kam alles sehr ungeplant, also eher durch Zufall, dass sich das so ergeben hat, dass eine Stelle offen war für einen Auszubildenden bzw. für eine Arbeitskraft, die gesucht war und der Micha dann auf mich zugekommen ist eines Abends und gefragt hat, ja, Kai, kannst du dir vorstellen vielleicht bei uns in der Comic-Galerie deine Ausbildung zu machen? Weil ich vorher, also vor der Ausbildung habe ich mein Abitur an der Friedrich-List-Schule gemacht mit dem Schwerpunkt Wirtschaft, habe dann angefangen, Informatik zu studieren an der Uni Kassel und nebenher zu jobben, weil ich mir dachte, okay, nur studieren ist gut, nur ein bisschen Geld nebenher verdienen ist auch sehr wichtig und bin dann immer weiter, sag ich mal, Richtung Arbeit gerutscht, dann weniger mich aufs Studium konzentriert habe, sondern mehr auf die Arbeit.

Und der Micha hatte dich – glaube ich – schon immer stark mit einbezogen, wie hat sich das entwickelt, dass trotz dieser Herausforderung Corona und vielleicht auch wirtschaftlichen Unsicherheit auch die Sorge vielleicht mit der mit der Ausbildung, dass du das gar nicht beenden kannst, wie hat sich das entwickelt? Wann habt ihr entschieden, dass du Lust hast, den Laden zu übernehmen? 
Ja, das war dann generell nach der Öffnung. Also, wegen des Lockdowns, ich bin ein relativ positiver Mensch, wird mir nachgesagt, und dann habe ich natürlich dann auch versucht, immer so die Stimmung ein bisschen aufzuhellen, so mit ein paar Späßen, einfach dann nicht so einen Frust aufkommen zu lassen und dann immer so eine Perspektive zu geben, alles wird schon, man darf jetzt nicht Kopf in Sand stecken, es geht weiter, egal, ob man will oder nicht. Und ja, nachdem dann das Geschäft wieder angefangen hat zu laufen, wurde ich dann auch wieder in weitere Aufgaben eingewiesen, mir wurden dann schrittweise immer so ein paar Aufgaben mehr zugetragen. Und wenn Micha gemerkt hat, ok, der Kai kommt jetzt mit seinem Aufgabenpool zurecht, alles läuft zufriedenstellend, dann kann ich ihm jetzt wieder was Weiteres zeigen, was dann auch zum Aufgabenfeld in meinem Arbeitsplatz gehört. Und, das war dann so dieses schrittweise Herantesten, okay, komme ich persönlich damit klar? Na, aus der Sicht von Micha kommt der Kai mit den Aufgaben klar, die ich ihm gebe, ist er auch belastbar, ist er klug genug, das dann umzusetzen, ja, und vor allem auch dieses Vertrauen dann schrittweise aufzubauen, weil, klar, wenn man befreundet ist, gibt es dann immer noch mal Dinge, die man über den anderen nicht weiß, weil man nicht tagtäglich mit ihm zusammen arbeitet. Ja, und deshalb ist dann immer wichtig, dass man dann schrittweise sich rantastet an diese Beschäftigungsbedingungen bzw. an das Arbeitsverhältnis und sagt, okay, so und so gibt er sich privat, und ich sehe dann, er ist an der Arbeit wirklich zuverlässig, er macht das, was man ihm sagt, er kann auch eigenständig Aufgaben übernehmen oder sich Fähigkeiten aneignen, ohne dass man ihn anleiten muss.
Das sind dann so Aufgaben, die dann – glaube ich – zur  Unternehmensführung einfach dazu zählen, dass man auch Eigeninitiative zeigt
und sagt, es gibt irgendwas, was mir nicht gefällt, ich spreche dann mit Micha drüber; das und das gefällt mir nicht, wir können das vielleicht so und so machen, oder einfach neue Ideen reinzubringen, vielleicht auch mit Erfahrungen aus vorherigen Beschäftigungen, die ich dann z. B. hatte. An meinem vorherigem Arbeitsplatz lief das so und so, das hat mir nicht so gefallen, wie wäre es, wenn wir entweder neue Services anbieten oder Sachen einfach anders organisieren, dann vielleicht was gesehen hatten, was die Arbeit einfacher machen würde.
Aber auch toll eigentlich mit der Offenheit, dich ausprobieren zu lassen.
Ja, es ist auch wichtig. Ich sag mal so, ich lerne schnell dazu, und vor allem, ich probiere auch gerne neue Dinge aus. Und manchmal muss man mich auch so ein bisschen zu meinem Glück zwingen oder dann mich einfach ins kalte Wasser schmeißen, damit ich dann merke, ok ja, ich kann das doch, wenn ich vorher z. B. gezweifelt habe, kriege ich das hin, wird das alles passen und dann sagt er hier, mach das. Und ich, ja, okay, ich gebe mein bestes, muss schauen, ob es was wird.
Ja, toll, ich finde, Zutrauen ist so wichtig, es den Leuten auch einfach auszustrahlen, dass man ihnen das auch zutraut, dass sie das schaffen, auch gerade bei einer Unternehmensnachfolge. Auch zu sagen „Hey, du schaffst das“ und traue dir das zu, das kann schon auch helfen bei so einer Entscheidung finde ich.
Ja, definitiv, und das war dann auch, als wir drüber geredet haben, hättest du Interesse, das Unternehmen zu übernehmen, war ich dann auch erst mal so „okay, kann ich mir vorstellen, aber was sind da alles für Hürden, okay, es ist sehr viel Arbeitsbelastung, sehr viel Verantwortung und einfach Dinge, über die man erstmal nachdenken muss, wo man sagt, okay,  wie wird das dann, Geschäftskontakte müssen gepflegt werden, vielleicht dann neue Geschäftskontakte knüpfen, so Dinge, wie z. B. Kooperationen organisieren, Events organisieren. Das sind dann auch alles Dinge, in die Micha mich dann schrittweise eingewiesen hat. Ok, ich zeig dir mal, wie ich das mache, wo dann auch nächste Zeit bevorsteht, dass ich dann bestimmten Geschäftskontakten einfach vorgestellt werde, dass die Leute mich kennen, dass ich die kenne, damit das dann nicht so wird von heute auf morgen, ach übrigens, das ist der neue Geschäftsführer, viel Spaß.
Man hört übrigens im Hintergrund – wir sind absolut authentisch – man hört wahrscheinlich auf der Tonspur die fahrenden Autos und dass die Tür aufgeht, weil der Laden nämlich schon geöffnet hat. Aber ich wollte dich noch zum Abschluss fragen, wo stehst du denn gerade im Prozess der Nachfolge? Vielleicht, was ist ganz aktuell, wie habt ihr das vielleicht geplant, wie lange soll das dauern, ihr macht das jetzt zurzeit eine Zeitlang auf jeden Fall noch zu zweit, vielleicht kannst du da noch mal was zu sagen und was so auf dich zukommt die nächsten Monate, was ihr vielleicht schon geplant habt.
Genau, zum ersten Punkt der Übergabe-Dauer ist es jetzt in den nächsten vier Jahren herum, dass dann das Geschäft sowie die Geschäftsführung an mich übergeben werden. Was das bedeutet, muss ja dann in letzten 12 Monaten vor der Übergabe immer so, dass dann die finanziellen Details geklärt werden, und
jetzt sind wir an dem Punkt, wo ich dann einfach immer so ein bisschen schrittweise mehr Verantwortung übertragen bekomme
was  dann auch die Personalplanung z. B. angeht oder die Planung von Kooperationen und die Events. Dass ich dann quasi die Verantwortung für die Sachen übernehme und dann auch eigenständig organisiere und durchführe und dass schrittweise einfach diese Tätigkeiten immer mehr werden und ich dann irgendwann das Geschäft übernehme.
Und wie das sein wird, das wollen wir ja weiter begleiten. Ich bedanke mich ganz herzlich für den interessanten Einblick. Ich freue mich auf die nächsten Monate oder auch Jahre, das wird sicher auch ganz spannend. Ja, ich kann sonst nur sage, wenn die Zuhörerinnen und Zuhörer noch fragen an dich haben, das können sie gerne schreiben oder auch gern an mich schreiben, und wir können auch irgendwas aufgreifen und das dann auch gerne hier besprechen. Alle Kontaktdaten verlinke ich dann in den Shownotes.
Sehr schön, also, ich freue mich schon auf Zuschriften, falls welche kommen werden und bin auch sage ich mal für fast alle Fragen offen die zu beantworten.
Super, vielen Dank! Wenn Sie mehr über das Thema Unternehmensnachfolge erfahren möchten, dann würde ich mich freuen, wenn Sie den Podcast abonnieren und uns eine Bewertung hinterlassen. Viele weitere Informationen finden Sie in den Shownotes, und wenn Sie sonst noch konkrete Fragen haben oder Themenwünsche, dann freue ich mich über eine E-Mail an nachfoge@kassel.ihk.de.Wenn Sie mehr über seinen Weg vom Auszubildenden zum Nachfolger erfahren möchten, begleiten Sie Kai Kreß gerne in unserem interaktiven Video Nach der Ausbildung direkt in den Chefsessel
Wir würden uns freuen, wenn Sie bei dem nächsten Podcast wieder mit dabei sind, wenn es heißt: Nachfolge ist Vertrauenssache! 
Das gesamte Interview mit Kai-Uwe Kreß können Sie in unserem Podcast hören.

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Miriam Postlep
Miriam Postlep
Projektreferentin Unternehmensnachfolge | Projekt Nexxt Now