Heike Waldhoff-Koch

#8 Integrierte Finanzplanung

In unserer heutigen Folge ist Heike Waldhoff-Koch zu Gast. Frau Waldhoff-Koch ist Partnerin bei Rüddenklau und Partner im schönen Grebenstein. Rüddenklau und Partner ist spezialisiert auf die Themen Finanzmanagement, Kapitalbeschaffung und Fördermittel und unterstützt Unternehmen in Gründungs-, Wachstums und Nachfolgephasen.
Zusätzlich bringt Heike Waldhoff-Koch viel Erfahrung als selbständige Geschäftsführerin mit und führt gemeinsam mit ihrem Mann einen eigenen Handwerksbetrieb.
Hallo und herzlich willkommen zum IHK-Podcast Nachfolge ist Vertrauenssache. Mein Name ist Miriam Postlep und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der IHK Kassel-Marburg berate ich zum Thema der Unternehmensnachfolge.
Hallo Frau Waldhoff-Koch, ich freue mich Sie bei unserem Podcast begrüßen zu dürfen.
Ja hallo Frau Postlep, herzlich willkommen!
Dankeschön. Heute wollen wir über den Finanzplan sprechen, beziehungsweise den Businessplan und ein unumgängliches Thema für alle, die unternehmerisch tätig werden möchten.
Wir möchten uns heute gerne auf das Herzstück des Businessplans konzentrieren, nämlich den Finanzplan, beziehungsweise werden wir später noch auf den integrierten Finanzplan zu sprechen kommen.
Wie unterscheidet sich denn der Finanzplan für Existenzgründer von dem eines Übernehmers?
Der Unterschied besteht darin, bzw. die Unternehmensnachfolge hat den Vorteil, das im Regelfall auch ein vorhandenes Datenmaterial, also ein bestehendes Unternehmen übernommen wird. Sprich, auf Bilanzen und betriebswirtschaftliche Auswertungen zurückgegriffen werden kann. Dies ermöglicht uns natürlich im Regelfall die Plausibilität der Planung. Wir haben schon mal griffiges Material worauf wir aufbauen können, man kann das plausibilisieren. Wir können bei der Übernahme eines Unternehmens die vergangene betriebswirtschaftliche Entwicklung analysieren? Das machen wir von drei bis fünf Jahren. Da ist ja ein Fundament vorhanden an Zahlen und Datenmaterial. Und die zukünftige Entwicklung ist für uns einfacher aus einem bestehende Geschäftsmodell schon einmal zu planen, in die Zukunft zu schauen. Im Vergleich zu Existenzgründern kann hier auf Zahlen natürlich zurückgegriffen werden. Bei Existenzgründern besteht je nach Geschäftsmodell eine durchaus höhere Planungsungenauigkeit, denn es ist ja noch kein Zahlenmaterial vorhanden. Der Gründer hat eine Idee und sagt „Okay in dem und dem Bereich möchte ich Gründen“, es fehlen aber eben noch beispielsweise branchenbezogene Betriebsvergleiche, also Kennzahlen und Marktdaten, die man sich aber besorgen kann aus den Branchen. Man kann das natürlich auch eingrenzen, ich sagte eben es ist eine Planungsungenauigkeit bei Existenzgründern, aber man kann das natürlich durch heranziehen, indem man sich Betriebsvergleiche heranzieht und da drauf aufbaut. Das sind zum Beispiel einzelne Kennzahlen wie Wareneinsatzquote, Personaleinsatzquote, einige Kennzahlen die ich dann heranziehe. Im Hotel/Gastronomiebereich gibt es zum Beispiel von der DEHOGA genaue Kennzahlen, wo ich welche Bettenanzahl habe, welche Kategorie mit Umsätzen und so weiter. Also da gibt es schon Möglichkeiten.
Warum ist denn der Finanzplan so wichtig auch wenn ich gegebenenfalls gar nicht auf einen Bankkredit angewiesen bin und den Kaufpreis auch komplett selbst finanzieren könnte?
Sie müssen sich das so vorstellen, eine detaillierte Finanzplanung ist der Dreh- und Angelpunkt eines jeden Unternehmens. Das ist wie das Cockpit im Flugzeug, nehme ich immer so ganz gerne den Vergleich, weil da haben sie den kompletten Überblick.
Und das ist auch für den Unternehmer wichtig, den Überblick im Unternehmen über seine, die wichtigsten Kennzahlen zu haben, um das Unternehmen zu steuern und ein Controlling durchzuführen. Der Hauptfokus liegt bei dem Finanzplan auf der Gewinn- und Verlustrechnung. Aber es ist jetzt nicht nur die Gewinn- und Verlustrechnung, daraus ergeben sich schon sehr viel Informationen, aber der gesamte Finanzplan sind mehrere Bausteine: Einmal die Gewinn und Verlustrechnung, die Bilanz und auch die Liquidität und das ist eine geschlossene Einheit. Man muss das als eine Einheit sehen, wenn es auch unterschiedliche Facetten sind, aber es ist eine Einheit.
Die integrierte Finanzplanung bildet zusätzlich mit der G&V-Planung, der Bilanz und Liquiditätsplanung die künftige Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage ab, das ist auch ganz wichtig. So werden nicht nur die künftig geplante Unternehmensergebnisse, sondern auch die Eigenkapital- und Fremdkapitalstrukturen und die Kontokorrententwicklung und damit natürlich auch die daraus schlussendlich die Kapitaldienstfähigkeit aufgezeigt. Deshalb ist es ja auch für die Banken, wenn ich eben eine Investition tätigen möchte, so wichtig „Rentiert sich die Sache, ist das Vorhaben wirtschaftlich?“. Das ist ja auch eine Frage der Bank, wonach die schaut. Aber natürlich auch für den Unternehmer oder für den Nachfolger, dass er sagt „Okay ich kann mir diese Investition, diese Übernahme überhaupt auch erlauben“. Die einzelnen Planelemente, Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Cashflow-Berechnung spielen nicht nur isoliert eine Rolle, sondern als ein geschlossenes System.
Solche Kennzahlen erleichtern die Entscheidungsfindung bei den Finanzierungspartnern, wie ich gerade sagte. Desto genauer der Unternehmer auch diese Zahlen kennt, schafft natürlich Transparenz und Vertrauen dadurch. Und wir erarbeiten integrierte Finanzplanung basierend auf Unternehmensentwicklung in der Vergangenheit. Wir analysieren also die Vergangenheit, die letzten drei Jahre und schauen dann aber auch oder planen gemeinsam mit den Unternehmern eine realistische Zukunftsprognose. Also planen für drei Jahre nach vorne. Entscheidend auch bei der integrierten Finanzplanung wie gesagt, das ist ein geschlossenes System, ich habe es aus der G&V-Bilanz und dann auch eben die Cashflow-Entwicklung, ist die Entwicklung der Liquidität die dort auch abgebildet wird, weil das nützt ja nicht nur wie habe ich die Ertragslage, wie entwickeln sich natürlich auch meine Finanzen meine Kontokorrent. Und so erkennt der Unternehmer rechtzeitig in welchen Monaten Liquiditätslücken auftreten und muss dementsprechend dann auch handeln zum Beispiel im Projektgeschäft, Saisongeschäft ist sehr volatil. Wann wird meine Liquidität eng? Wann komme ich mit meinem Kontokorrentrahmen nicht hin? Dass ich mich rechtzeitig mit der Bank in Verbindung setze, kommuniziere und dann eventuell temporär die Linie dann anpasse für einen bestimmten Zeitraum. Aber eben das muss ich rechtzeitig erkennen. Das ist Führung, die Aufgabe eines Unternehmens auch zu sehen, wann wird es im Unternehmen eng mit der Liquidität und das rechtzeitig zu kommunizieren.
Ja das waren eigentlich so die wichtigsten Sachen zum Thema „Warum eine integrierte Finanzplanung auch wenn ich den Kaufpreis nicht finanziere“, wichtig ist.
Es ist eigentlich auch für mich als Unternehmer sehr wichtig ein Controlling-Instrument zu haben. und deshalb eben dieses Beispiel mit dem Cockpit im Flugzeug, um keinen Blindflug zu machen.
Vielen Dank für das nette Interview,
Nichts zu danken, gern!
Wenn Sie mehr über das Thema Unternehmensnachfolge erfahren möchten, dann würde ich mich freuen, wenn Sie den Podcast abonnieren. Wenn Sie sonst noch konkrete Fragen haben, dann schicken sie mir doch gerne eine E-Mail an nachfolge@kassel.ihk.de. Bis zum nächsten Mal, wenn es heißt „Nachfolge ist Vertrauenssache“.
Wir würden uns freuen, wenn Sie bei dem nächsten Podcast wieder mit dabei sind, wenn es heißt: Nachfolge ist Vertrauenssache! 
Das gesamte Interview mit Heike Waldhoff-Koch können Sie in unserem Podcast hören.

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Miriam Postlep
Miriam Postlep
Projektreferentin Unternehmensnachfolge | Projekt Nexxt Now