Christoph Jakob

#21 Finanzierung durch Investoren - Christoph Jakob

Christoph Jakob ist Unternehmensnachfolger und Partner bei der Wirtschaftsprüfer & Steuerberaterkanzlei Jakob & Sozien. Dort ist er Fachberater für Restrukturierung, Unternehmensplanung, Unternehmensverkäufe und die Begleitung von Start-ups. Insbesondere die Unterstützung junger Unternehmen liegt ihm dabei am Herzen, ob als Berater und Dienstleister, als Investor in der Beteiligung bei 15 Start-ups und als Initiator des Investoren-Clubs Nordhessen. Der Investoren Club unterstützt Startups und Gründer bei der Finanzierung ihres Vorhabens. Als Unternehmenskäufer/in sollten Sie i.d.R. mindestens 10 – 15 % Eigenkapital mitbringen. Dann gibt es viele Möglichkeiten, die wir hier im Podcast auch bereits besprochen haben zb. den Unternehmenskauf über einen Bankkredit, Verkäuferdarlehn und die Bürgschaftsbank zu sichern. Wenn nicht genügend finanzielle Mittel vorhanden sind, kann ein Investor mit einsteigen. Wie das funktionieren kann und für wen das interessant ist darum geht es in dieser Podcast-Folge.
Hallo und herzlich willkommen zum IHK-Podcast Nachfolge ist Vertrauenssache: Mein Name ist Miriam Postlep, und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der IHK Kassel-Marburg berate ich zum Thema der Unternehmensnachfolge.
Herzlich willkommen beim Podcast Nachfolge ist Vertrauenssache. Christoph, ich freue mich, dass du mit dabei bist.

Sehr gerne, ich freue mich auf das Gespräch.
Vielleicht mal vorab, wann bzw. für wen ist denn die Zusammenarbeit mit einem Investor überhaupt interessant?
Na ja, das hat ja mehrere Facetten, zum einen, du hast es richtig gesagt, wenn nicht genug Eigenkapital vorhanden ist, wenn also ein Bankkredit nicht erfüllt werden kann, weil die Eigenkapital-Kriterien nicht erfüllt sind, dann macht es sicherlich Sinn, einen Investor mit an Bord zu holen. Investoren geben im Regelfall entweder nachrangige Darlehen, sprich die eigenkapitalersetzend sind oder eben direktes Eigenkapital, was man in einer Kapitalrücklage sieht. Insofern, was dann noch das Rating verbessert, um einen Bankkredit entsprechend zu hebeln, das ist der eine Punkt, der andere Punkt ist aber ein ganz anderer. Und das ist auch immer meine Philosophie.
Ein Eigenkapital-Investor oder generell ein Investor sollte eben nicht nur Geld mitbringen, sondern auch ein gewisses Know-how.
Oftmals hast du als Gründer oder als Übernehmer nur einen beschränkten Erfahrungsschatz, das heißt fachlich vor dem Hintergrund Personalführung und ähnliche Themen. Und da macht es durch aus Sinn, sich ein paar Sparringspartner zu holen, die im Beirat oder Verwaltungsrat sitzen und dir da sozusagen Stück für Stück auf die Sprünge helfen oder dir einfach helfen, Themen zu durchdenken, Entscheidungen besser zu treffen. Deshalb würde ich das immer zusammen sehen und niemals nur als reinen Investor, der Geldgeber ist, und so sehe ich mich jetzt auch nicht.
Es gibt aber auch vergleichbare Investorennetzwerke in anderen Regionen, jedoch der Schwerpunkt auf das Thema Unternehmensnachfolge ist schon sehr speziell oder?
Wir haben gemerkt, dass Start-Up interessant ist, aber das Start-Up natürlich vom Investment-Risikoprofil ein ganz anderes ist als der Nachfolgen. Du hast im Regelfall bei der Nachfolge-Situation ein Unternehmen, was du übernimmst, was eine gewisse Historie hat. Wo du im Prinzip ein Geschäftsmodell hast, was sich bewiesen hat über Jahre, also stetige Cashflows generiert, was auch damit eine gewisse Investment-Sicherheit mit sich bringt. Das hast du im Start-Up überhaupt nicht. Um unseren Unternehmern, unseren Mitgliedern des Investoren-Clubs auch noch eine andere Art des Investments anzubieten, haben wir uns seit zwei Jahren auch darauf fokussiert, Unternehmensnachfolgen entsprechend mitzufinanzieren, zumal da aus unserer Sicht doch ein Riesen-Bedarf ist.
Auf jeden Fall! Jetzt hast du ein ganz spannendes Thema angesprochen, nämlich, das Thema, dass Unternehmensnachfolgen an sich sicherer sind. Unternehmensnachfolgen, das kann man durchaus sagen, scheitern statistisch gesehen weniger oft als dass z. B. bei  Start-Up Gründungen der Fall ist. Also die sind wesentlich öfter erfolgreich, aufgrund dessen, dass es planbarer ist, dass es Zahlen aus der Vergangenheit gibt. Wie geht ihr damit um? Ist die Ertragserwartung nicht auch eine andere und die Deals anders als mit Start-Ups, weil das mehr abwerfen wird oder einfach auch planbarer ist, was da passieren wird?
Du hast in Teilen recht, ich meine, was man ehrlicherweise sagen muss, und da möchte ich auch überhaupt kein Blatt vor den Mund nehmen und möchte doch ehrlich sein: Wenn ich Eigenkapital-Investor bin und ich investiere in Geschäftsmodelle, sei es jetzt eine Nachfolge oder sei es das Start-Up, habe ich natürlich eine völlig andere Renditeerwartung, als wenn ich das Geld irgendwo platziere, ich sag mal auf dem Aktienmarkt beispielsweise. Wenn ich es in Bluechips stecke, dann weiß ich genau, ich kann morgen auch mein komplettes Kapital wieder liquidieren und habe vielleicht eine erwartete Rendite von 7 bis 8 %. Wenn ich in ein Unternehmen oder in ein Start-Up investiere, dann weiß ich, das Geld ist für die Jahre gebunden, und es ist einem hohen Risiko ausgesetzt. Das heißt, meine Renditeerwartung ist natürlich deutlich höher. Heißt also auch, Eigenkapital ist immer die teuerste Art der Finanzierung, das muss man ehrlicherweise sagen. Ja, das muss jeder wissen, der – sag ich mal - Eigenkapital am Markt sucht. Das ist einfach so, das ist in der Natur der Sache, das möchte ich einfach jedem sagen, weil, schlussendlich, wir sind nicht gemeinnützig unterwegs, wir wollen ja was bewegen.
Wir wollen helfen, tolle Unternehmen in die nächste Generation zu bringen, wir wollen auch helfen, Start-Up-Unternehmen zu beschleunigen, aber am Ende des Tages muss es sich auch für uns wirtschaftlich lohnen, d. h., wir haben natürlich eine gewisse Renditeerwartung.
Die ist bei Start-Ups naturgemäß ein wenig höher, weil das Risiko höher ist als bei mittelständischen Unternehmen, aber man muss folgendes wissen: Eine Finanzierung eines mittelständischen Unternehmens ist immer eine Mischfinanzierung. D. h., du hast einen Eigenkapitalanteil, der voll haftet, du hast einen Fremdkapital-Anteil, der üblicherweise besichert ist mit den Assets des Unternehmens. Das heißt, wenn das Unternehmen in eine Schieflage kommt, bist du als Eigenkapital-Investor mit deinen Forderungen ganz hinten dran und kannst diese im Regelfall abschreiben, und das muss sich natürlich in der Rendite auch widerspiegeln, die ist dann vielleicht ein wenig geringer als bei dem Start-Up, aber immer noch deutlich über dem, was man z. B. einer Bank zahlt.
Wenn Sie mehr über das Thema Unternehmensnachfolge erfahren möchten, dann würde ich mich freuen, wenn Sie diesen Podcast abonnieren und uns eine Bewertung hinterlassen. Viele weitere Informationen finden Sie in den Shownotes. Wenn Sie sonst noch konkrete Fragen haben oder Themenwünsche, dann freue ich mich über eine E-Mail an nachfolge@kassel.ihk.de.
Wir würden uns freuen, wenn Sie bei dem nächsten Podcast wieder mit dabei sind, wenn es heißt: Nachfolge ist Vertrauenssache! 
Das gesamte Interview mit Christoph Jakob können Sie in unserem Podcast hören.

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Miriam Postlep
Projektreferentin Unternehmensnachfolge | Projekt Nexxt Now