Viola Müller-Hanke

#13 Nachfolge im ländlichen Raum

Heute ist Viola Müller-Hanke zu Gast im Podcast. Sie hat lange als Unternehmensberaterin gearbeitet, verfügt über eine Zusatzausbildung als systemischer Coach und ist seit 2019 als Coach für Unternehmensnachfolge bei der Wirtschaftsförderung im Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen tätig. Gerade Nordhessen ist stark vom ländlichen Raum geprägt. Von unseren 80.000 Mitgliedsbetrieben, die der IHK Kassel-Marburg zugehörig sind, befinden sich dreiviertel im ländlichen Raum. Dabei ist die Vielfalt der Unternehmen groß. Angefangen von Ein-Personen-Dienstleistern bis hin zu Weltmarktführern ist alles vertreten. Von daher finde ich es spannend, in der heutigen Folge über die Besonderheiten einer Unternehmensnachfolge im ländlichen Raum zu sprechen.
Hallo und herzlich willkommen zum IHK-Podcast Nachfolge ist Vertrauenssache. Mein Name ist Miriam Postlep und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der IHK Kassel-Marburg berate ich zum Thema der Unternehmensnachfolge.
Viola, ich darf dich ganz herzlich willkommen heißen zu unserem Podcast "Nachfolge ist Vertrauenssache". Schön, dass du da bist.
Ja hallo, vielen Dank, dass ich hier sein kann.
Viola, als Coach für Unternehmensnachfolge im Schwalm-Eder-Kreis betreust du ja mehrheitlich Betriebe und Nachfolger im ländlichen Raum. Der Untertitel dieser Podcast- Folge lautet etwas plakativ "Wer ist denn so verrückt, einen Betrieb auf dem Land zu kaufen?". Ich glaube, wir können schon mal vorwegnehmen, so verrückt ist das gar nicht oder?
Ja, also bei der Frage muss ich echt herzlich lachen. Nein, auf keinen Fall ist das verrückt!
Der ländliche Raum hat ja neben tollen übergabefähigen Betrieben eine Menge zu bieten. Also, der hohe Freizeitwert für Menschen, die sehr naturverbunden sind, wandern Fahrradfahren, baden im See, quasi alles vor der Haustür. Ein hoher Grad an Familienfreundlichkeit und ja nicht zuletzt bezahlbarer Wohn- und auch Arbeitsraum.
Es kann die Attraktivität in einem Übernahmeprozess durchaus erhöhen, wenn nicht nur der Betrieb übergeben werden soll, sondern z. B. auch die Immobilie. Darüber hinaus sind natürlich weitere Infrastrukturen für einen Übernehmer wichtig. Also ganz klar schnelles Internet, die Autobahnnähe und attraktive belebte Innenstädte sind auf dem Land genauso wichtig wie in der Stadt. 
Aber was absolut nicht zu unterschätzen ist, ist das breite Netzwerk an öffentlichen Institutionen, die den Nachfolgeprozess im ländlichen Raum unterstützen und erheblich erleichtern können. Nehmen wir z.B. einmal unseren im Monat stattfindenden Unternehmersprechtag, der von der Kreisverwaltung, also von uns als Wirtschaftsförderung, durchgeführt wird. Jeder Unternehmer oder der es mal werden möchte, hat die Möglichkeit, in unsere Unternehmersprechstunde zu kommen. Dort kann er sein Thema, z. B. Unternehmensnachfolge, mit den Fachexperten der Wirtschaftsförderung, der IHK, der Handwerkskammer oder auch des RKW oder der WI Bank besprechen.
Ein weiteres wichtiges Netzwerk für den Erfolg einer Unternehmensnachfolge ist der Austausch mit den Bürgermeistern unseres Landkreises. Die wissen in der Regel sehr gut, welches Unternehmen einen Nachfolger sucht. Oder auch umgekehrt, wenn ein potentieller Nachfolger ein Unternehmen sucht, gehe ich mit den Bürgermeistern in den Austausch, um einen passenden Betrieb zu finden.
Bei den Bürgermeistern ist es so, die haben ja eigentlich in der Regel einen guten Austausch mit den Unternehmen vor Ort, und deswegen sind die auch immer auf dem aktuellen Stand, ob ein Unternehmer ein gewisses Alter hat. Also wir wissen ja selber, so ab round about 57 sollte man sich schonmal um das Thema Unternehmensnachfolge kümmern. Und die weisen dann vielleicht auch schonmal den ein oder anderen Unternehmer darauf hin sich vielleicht mal an uns zu wenden.
Wo liegen die Chancen einer Nachfolge im ländlichen Raum und welchen Herausforderungen begegnen Nachfolgerinnen und Nachfolger?
Grundsätzlich liegt natürlich bei einer Übernahme die Chance darin, ein bestehendes Unternehmen weiterzuentwickeln und zukunftsfähig aufzustellen und vielleicht bietet eine Übernahme im ländlichen Raum die Möglichkeit, eine Region mit zu entwickeln. Das erlebe ich oft. Dass durch die engen Netzwerke in den ländlichen Regionen halt auch eine Region davon profitiert. Die potenziellen Nachfolger werden halt selbst auch Teil eines Netzwerks.
Die großen Herausforderungen sehe ich ähnlich der Nachfolge in der Stadt auch, also insbesondere, wenn es um die Gewinnung der Fachkräfte oder Auszubildenden geht. Gerade bei der Gewinnung von Auszubildenden, da sind wir von der Wirtschaftsförderung eigentlich auch sehr gut aufgestellt und unterstützen unsere Unternehmen auch dabei im Landkreis, zum einen mit der Ausbildungsbörse und zum anderen durch eine Matching Plattform, die es seit Anfang des Jahres gibt und auf der sich Unternehmen und auch Ausbildungsplatzsuchende mit einem Profil einstellen können.
Wenn Sie mehr über das Thema Unternehmensnachfolge erfahren möchten, dann würde ich mich freuen, wenn Sie den Podcast abonnieren und uns eine Bewertung hinterlassen. Viele weitere Informationen finden Sie in den Shownotes und wenn Sie sonst noch konkrete Fragen haben oder Themenwünsche, dann freue ich mich über eine E-Mail an nachfolge@kassel.ihk.de
Miriam Postlep
Projektreferentin Unternehmensnachfolge | Projekt Nexxt Now