Thomas Walkenhorst

#10 Risikoteilung und Finanzierungsstruktur

In unserer heutigen Folge ist Thomas Walkenhorst zu Gast. Thomas Walkenhorst kommt gebürtig aus Niedersachsen, hat ursprünglich eine Banklehre gemacht, BWL sowie Finance and Banking studiert und ist seit vielen Jahren im Firmenkundengeschäft der Sparkassenorganisation tätigt. So durfte er bereits einige Unternehmen, seien es Familienunternehmen, Mittelständler oder große Transaktionen bei der Unternehmensnachfolge begleiten, besonders Spaß macht ihm die Begleitung kleinerer Übernahmen, weil man auf Partner trifft, die viel selbst und unmittelbar gestalten wollen und auch können: Ich darf ihn zitieren: „Herr Walkenhorst fühlt sich bei der Sparkasse sauwohl und ist seit 2020 Vorstandsmitglied bei der Sparkasse in Hersfeld-Rotenburg.
Heute bin ich zur Aufnahme in Bad Hersfeld und heiße Sie herzlich willkommen, Herr Walkenhorst, beim Podcast „Nachfolge ist Vertrauenssache“.
Guten Morgen!
Ja, guten Morgen. Freu mich, dass das geklappt hat.
Welche Möglichkeiten zur Risikoteilung gibt es denn und was für eine Risikoteilung würden Sie sich im Idealfall als Bank wünschen?
Da gibt's sicherlich unterschiedliche Perspektiven, da gibt es eine Käufer-Perspektive, da gibt es eine Verkäufer-Perspektive und da gibt's eine von den eingebundenen Kreditinstituten oder auch von den Gebern öffentlicher Mittel. Da müssen wir mal überlegen: Wer trägt eigentlich aus dem Investment, was der Nachfolger macht das Risiko. Wenn ich jetzt jemanden habe, der gar kein Eigengeld hat, aber vielleicht gut ausgebildet ist, und es ist vertretbar, und der Verkäufer beteiligt sich über den Kaufpreis, wie der gestaltet wird auch nicht daran, was der letzten Endes investiert wird, dann hat die Bank letztlich das volle Risiko, weil es ist eine volle Fremdfinanzierung.
Da tue ich mich naturgemäß etwas schwer, weil gelernt habe ich über meine 30 Berufsjahre, dass es ganz gut ist, wenn jeder was zu gewinnen und jeder was zu verlieren hat. Das heißt: Chance und Risiko sollten schon irgendwie schlau verteilt sein. Häufig ist es so, dass man, wenn man öffentliche Mittel haben mag, sowieso eine bestimmte Eigenkapitalquote oder es einen Ansatz braucht.
Die Vorstellungen dafür sind sehr unterschiedlich, was immer sehr gut geht, wir reden bei Kaufpreisen gerade in der Niedrigzinsphase bei Unternehmen immer von hohen Summen, dass man auch versucht, den Verkäufer mit ins Boot zu bekommen, der soll auch ruhig was zu verlieren haben, damit er auch ein Interesse daran hat, die Kunden ordentlich überzuleiten oder auch noch mal für Fragen zur Verfügung zu stehen. Da kann man z. B. mit Verkäuferdarlehen arbeiten.
Also, ich sag mal so: Faustformeln sind schwierig, aber `nen Dreiklang Käufer/Verkäufer und Finanzierer, wo jeder das finanzielle Risiko hat. Das macht Sinn! 
Dann sitzt man in einem Boot und dann schauen auch alle drei, dass sie alle ordentlich nach vorne paddelt oder rudern.
Vielleicht noch mal kurz das Thema Verkäuferdarlehen. Wie lange läuft das normalerweise?
Na ja, das kann man ja häufig gestalten und das ist sicherlich A) ein Verhandlungsthema mit dem Verkäufer, also zwischen Käufer und Verkäufer, aber sicherlich B) sicherlich dann auch mit dem Finanzierer. Also häufig ist ein Verkäufer bereit, so Faustformel, jetzt einfach mal ein Drittel irgendwo ein Verkäuferdarlehen zu machen, die werden im Regelfall dann aber gar nicht ratierlich getilgt, sondern gibt irgendwie eine Laufzeit, und am Ende dieser Laufzeit vom Vertrag wird dann noch mal ein Betrag fällig.
Das ist ganz gut. Manchmal geht man dann noch einen Schritt weiter, weil der Verkäufer natürlich sagt: Hey, warum soll ich denn das tun, dann möchte ich auch eine Chance haben und überlegt sich, ob man den Kaufpreis vielleicht sogar noch variabel gestaltet. Und das nicht ein reines Verkäuferdarlehen ist, sondern vielleicht sogar so ein Stückweit Beteiligung am Erfolg und Misserfolg. Also, wenn es schlecht läuft und der leitet nicht über, dann ist das keine digitale Sache, ob der hinten seinen Betrag noch bekommt oder nicht,  sondern der wird dann irgendwie errechnet, so dass man auf Augenhöhe ist. Und das hängt sehr von Geschäftsmodell ab.
Bei einigen Unternehmen geht das ganz gut, so im Handelsbereich oder bei Freiberuflern oder so; bei produzierenden Betrieben ist das etwas schwieriger. Aber auch da gibt's Wege.
Wie ist das erfahrungsgemäß, wie oft kommen denn Fördermittel bei der Finanzierung von Unternehmensnachfolgen zum Einsatz? Wie kann denn so eine Gestaltung z. B. mit der Bürgschaftsbank Hessen oder einer Beteiligungsgesellschaft aussehen?
Also: Statistik ist schwer, weil es wirklich bei jedem Fall ein Stück weit anders und sehr individuell. Wir bewegen uns hier nicht im standardisierten Geschäft, sondern wirklich im Bereich maßschneidern auch bei kleineren Beträgen. Im Vergleich aber dazu muss es jetzt nicht immer unbedingt gleich um die ganz großen Tickets gehen und, tatsächlich ist es aber so, ich würde mal sagen, dass zumindest in Teilen, wahrscheinlich so bei der Hälfte, öffentliche Mittel mit drin sind. Und das tut uns auch ganz gut und unseren Kunden im Regelfall auch. Das sind dann meistens die Drangen, die etwas länger laufen, weil die Laufzeiten öffentlicher Mittel häufig so Richtung 10 Jahre gehen oder so. Und dann schaut man halt zusätzlich die anderen Fördermitteln noch mal an.
Und wo es nicht um Liquidität geht, sondern z. B. einfach um Sicherstellung, und das kann zum Beispiel das Thema Bürgschaftsbank bringen, die sind klasse, kennen sich nicht nur sachlich gut aus, sondern geben auch noch mal hier und da einen Tipp. Die nehmen halt einen bestimmten Prozentsatz des Risikos gegenüber der Bank weg.
Und damit traue ich mich vielleicht auch mal an eine Laufzeit dran, wo ich sag: „Dies ist jetzt schon so ein bisschen grenzwertig und dann kann man da noch mal irgendwie drüber springen“. Mit denen muss man dann frühzeitig sprechen, das machen wir aber meistens quasi im Kontext und dann kann man mal zusammen hinfahren oder einfach erst mal telefonieren, aber im Regelfall kommt dann der Finanzierer mit dem Wunsch und kümmert sich. Die Beteiligungsgesellschaft ist auch toll, gibt's ja auch vom Land, Beteiligungsmanagementgesellschaft Hessen gibt's z. B., wenn also da irgendwo meine Ergänzung gebraucht wird, dann ist das eine gute Sache. Da kann man noch mal anrufen und die bringen so ein Stück Wertstabilität rein das geht insbesondere auch ganz gut bei etablierten Unternehmen. Also eine Neugründung würde ich da jetzt nicht unterbringen, das sind ja keine Venture-Kapitalgebe, das sind halt einfach Leute, die sich drum kümmern, dass da, wo Eigengeld für Investitionen, knapp ist, dass da Unterstützung geleistet wird. Und das ist super.
Wenn Sie mehr über das Thema Unternehmensnachfolge erfahren möchten, dann würde ich mich freuen, wenn Sie den Podcast abonnieren und uns eine Bewertung hinterlassen.
Viele weitere Informationen finden Sie in den Shownotes, und wenn Sie sonst noch konkrete Fragen haben oder Themenwünsche, dann freue ich mich über eine E-Mail an nachfolge@kassel.de.
Wir würden uns freuen, wenn Sie bei dem nächsten Podcast wieder mit dabei sind, wenn es heißt: Nachfolge ist Vertrauenssache! 
Das gesamte Interview mit können Sie in unserem Podcast hören.

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Miriam Postlep
Projektreferentin Unternehmensnachfolge | Projekt Nexxt Now