#28. Nachhaltigkeit in der Unternehmensnachfolge
Nachhaltigkeit ist in aller Munde – doch was hat Nachhaltigkeit mit Unternehmensnachfolge zu tun? Wann und wie kann Nachhaltigkeit frühzeitig in den Nachfolgeprozess integriert werden? Genau darüber spreche ich in dieser Podcast-Folge mit meinem heutigen Gast: Ingo Gottwald.
Hallo und herzlich Willkommen zum IHK-Podcast Nachfolge ist Vertrauenssache: Mein Name ist Miriam Postlep, und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der IHK Kassel-Marburg berate ich zum Thema der Unternehmensnachfolge. Ich wünsche allen viel Spaß beim Zuhören und nochmal an der Stelle herzlich willkommen, schön, dass du da bist.
Ja, vielen Dank, Miriam. Ich habe zu danken, dass ich hier sein darf und dass ihr mich fragt.
Seit 20 Jahren bist du ja schon Unternehmensberater. Also kannst du schon eine Zeit lang auf deine Tätigkeiten zurückblicken. Wie hat sich denn vielleicht die Relevanz des Themas Nachhaltigkeit in den letzten Jahren verändert und auch dein Portfolio?
Also das Thema ist notwendiger als es jemals war. Allein übers Klima haben wir das ja in den letzten zwei Jahren hier in Nordhessen ganz stark erlebt. Wir haben in Kassel und in Vellmar, also am Nordrand von Kassel, zwei große Unwetter gehabt, die zu riesigen Überschwemmungen, Hagelschäden und anderen Sachen geführt haben. Und die Folge war natürlich, dass viele Betriebe, also nicht nur Privataushalte, auch Betriebe betroffen waren, die dann wochenlang teilweise zu tun hatten. Ihre Betriebe reparieren mussten, aufräumen mussten etc. Das kostet alles Geld und dann stellt man irgendwann fest, es ist gar nicht alles versichert gewesen, was da passiert ist. Ja, das greift dann also wirklich auch in die finanziellen Strukturen eines Unternehmens ein und sorgt dafür, dass ich meinen Risikomanagement komplett verändern muss. Also das fängt bei den Versicherungsleistungen an, beim Thema, dass ich selber Vorsorge treffen muss, dass ich auch mal überlegen muss, wie kann ich mich vor Überschwemmungen schützen, wenn ich an bestimmten Bereichen bin. Ich komme aus dem Norden in Bremen, da hat man Fluttüren, die von außen schließen, Stahltüren, da kommt dann nichts durch. Also bei jeder flussnahen Gastronomie beispielsweise, das kennt hier keiner.
Was hat denn Unternehmensnachfolge ganz allgemein mit Nachhaltigkeit zu tun? Wo würdest du da den Ansatzpunkt sehen?
Naja, der Ansatzpunkt ist für mich erstmal, der das grundsätzlich Nachhaltigkeit ja heißt, dass man etwas von dauerhaftem Bestand schafft oder fortführt. Ja, und dauerhafter Bestand für Unternehmen heißt, dass ich mein Unternehmen krisenfest machen muss, also unternehmerische Resilienz aufbauen muss. Und das bedeutet zunächst einmal, bevor ich mich mit vielen Feinheiten beschäftige, dass ich erstmal dafür sorgen muss, dass mein Betrieb rentabel ist, dass ich wirtschaftlich gesund aufgestellt bin. Weil nur wenn es mir als Unternehmen gut geht, habe ich ja auch die Möglichkeiten meinen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten. Also nicht nur Steuern zu zahlen, sondern auch zu sagen, ich habe hier Mehrwerte, die kann ich für soziale Projekte einsetzen. Also ich bin zum Beispiel der Meinung, jedes Unternehmen sollte zwei Herzensprojekte im Laufe des Jahres haben. Ja, einmal ein soziales Projekt, was man unterstützt, und dann kann man noch eine Sache machen, die dann vielleicht ein bisschen mehr mit Klimawandel und Energieeffizienz zu tun hat. Das könnte man umsetzen.
Was würdest du sagen, wann im Prozess sollten sich der Nachfolger oder auch der Unternehmer dann das Thema genauer anschauen und welche Kriterien spielen hier eine wichtige Rolle?
Ja, also da kann ich nur sagen, während den Anfängen, man muss sich, wenn man ein Unternehmen prüft, sehr früh damit beschäftigen, wo steht das Unternehmen und was muss ich verbessern für die Zukunft. Nicht nur weil ich es so haben will, sondern weil in der Zukunft eben auch die Regulatorik, die Anforderungen aus dem Markt anders werden. Wenn ich als Unternehmen beispielsweise eine Photovoltaikanlage anschaffen will, dann ist das ja selten mit 5.000 Euro getan, sondern das sind schnell hohe mittlere fünfstellige, manchmal sechsstellige Beträge. Das heißt, ich muss das in meinen Nachfolgeübernahmeplan in meiner Kapitalbedarfsplanung mit einbeziehen. Ja, das kann ich nicht hinterher machen und sagen, ich kaufe erst und dann prüfe ich mal, was ich noch machen will. Die großen Sachen muss ich vorher machen. weil ich das in die Nachfolgefinanzierung gleich mit einarbeiten muss. Und es sorgt natürlich dafür, dass die Raten höher werden. Das Kreditvolumen wird höher, die Raten werden höher. Also ich muss meine ganze Planung schon darauf ausrichten und mir überlegen, was muss ich in den nächsten Jahren machen. Und alles, was innerhalb der nächsten 24 Monate passieren sollte, muss in den Nachfolgeplan mit rein. Alles, was längere Perspektive hat, da kann man noch sagen: „Okay, Bank, das stellen wir erst mal zurück. Das haben wir auf dem Schirm.“ Wir machen aber erst mal die wichtigsten zwei, drei Sachen. Das muss ich aber mit einberechnen. Das heißt, ich muss also von vornherein mehr über den Tellerrand blicken. Und deswegen von Anfang an in der Prüfungsphase und spätestens in der Due Diligence, wenn man also wirklich im Detail sich wichtige Dinge im Unternehmen anguckt, muss man sich über solche Sachen in der heutigen Zeit tatsächlich Gedanken machen.
Sehr gut. Vielen Dank. Genau, es muss immer auch wirtschaftlich sein. Weißt du jetzt, nachdem wir uns so über so viele Tipps unterhalten haben, würde mich eigentlich interessieren, vielleicht haben ja unsere Zuhörerinnen und Zuhörer da draußen auch noch ganz spannende Tipps und haben Lust, uns die zuzuschicken. Ich glaube, das würde uns freuen.
Ja, auf jeden Fall. Also, ich bin da immer für Anregungen dankbar!
Super, alles klar. Dann bleibt mich nur noch nicht ganz herzlich bei dir zu bedanken. Toll, dass du heute da warst. Vielen Dank.
Ja, mir hat das großen Spaß gemacht. Vielen Dank, Miriam.
Das war's für diese Folge von Nachfolge ist Vertrauenssache. Schön, dass ihr mit dabei wart. Wenn euch die Folge gefallen hat, abonniert unseren Podcast und lasst uns gerne eine Bewertung da. Habt ihr Fragen oder Themenwünsche, dann schreibt uns gerne an nachfolge@kassel.ihk.de. Ich verabschiede mich jetzt erst mal in die Babypause und freue mich, wenn ihr Ende des Jahres zur neuen Folge dann wieder einschaltet. Wenn es wieder heißt, „Nachfolge ist Vertrauenssache“.
Das gesamte Interview mit Ingo Gottwald können Sie in unserem Podcast hören.