Mit dem Gründungsbarometer analysieren wir jährlich das Gründungsgeschehen in Hessen. Jahr für Jahr streben Gründerinnen und Gründer in Hessen eine gewerbliche, selbstständige Tätigkeit an. Auf Grundlage der Gewerbemeldungen und Dienstleistungen der hessischen IHKs und HWKs im Bereich der Gründungsberatung haben wir die Datensätze ausgewertet und mit interessanten Grafiken aufbereitet.
Der Saldo zwischen Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen ist 2022 in Hessen kleiner geworden, aber weiterhin positiv. 59.491 Anmeldungen stehen 53.197 Abmeldungen gegenüber. 2022 gibt es in Hessen 6.294 mehr gewerbliche Unternehmen als in 2021.
Die meisten Gründungen gibt es im Dienstleistungsgewerbe, Handel sowie im Baugewerbe.
Einzelunternehmen wurden 2022 zu 37 % von Frauen gegründet, zu 63 % von Männern.
Der Großteil der Gründerinnen und Gründer startet als Einzelunternehmen (76%). Auf dem zweiten Rang folgt die GmbH mit 13%.
Forderungen der hessischen IHKs und HWKs an die Politik
Den Gründergeist fördern – für Unternehmensnachfolge sensibilisieren
Mehr Menschen motivieren, ein Unternehmen zu gründen. Durch Öffentlichkeitsarbeit ein positives Bild unternehmerischer Tätigkeit stärken. Das Thema Gründung und Selbstständigkeit stärker in der Gesellschaft verankern. Die Möglichkeit der Unternehmensnachfolge bekannter machen.
Durch ökonomische Bildung an den Schulen und Hochschulen mehr Interesse wecken, Unternehmer zu werden. Unternehmensnachfolge in die Entrepreneurship-Ausbildung der Hochschulen integrieren.
Ausgründungen aus der Wissenschaft proaktiv begleiten.
Frauen gezielt ansprechen und zur Unternehmensgründung motivieren.
Unternehmerisches Know-how und Netzwerkbildung fördern.
Politik und Landesregierung sowie Förderinstitutionen wirken zusammen, um das dichte und niedrigschwellige Beratungsangebot der Kammerorganisationen zu stärken.
Gründungen und Nachfolgen entbürokratisieren
Bürokratieerleichterungen in den ersten Jahren für Gründer vorsehen.
Steuerliche Regeln vereinfachen.
Zentrales Datenregister schaffen, das Standardinformationen zum Unternehmen für Verwaltungen abrufbar vorhält und Mehrfachzulieferung von Informationen durch Gründer vermeidet. One-Stop-Shop für Gründer schaffen, der alle Behördenleistungen online in einem Gründungsportal bündelt.
Verwaltungsverfahren und Handelsregistereintragungen beschleunigen.
Reallabor Nachfolge einrichten.
Antragstellung für Fördermittel und -darlehen vereinfachen.
Gründungen und Nachfolgen finanzieren
Beratungszuschüsse beibehalten und erhöhen. Ausreichend Mittel bereitstellen.
Gründerstipendien ausbauen.
Förderprodukte stärken und ausreichend ausstatten. Mikrodarlehenssumme von 35.000 Euro auf 50.000 Euro erhöhen und Lücke zum Startgeld schließen. Digitale Antragsverfahren ausbauen.
Mehr Risikokapital zur Verfügung stellen. Deutliche Aufstockung der von der BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH verwalteten Fonds, um Angebotslücken vor allem in der Wachstums- und Expansionsfinanzierung von Start-ups zu schließen. Zahl der Beteiligungen der MBGH erhöhen.
Investments in Start-ups erleichtern. Investoren und Start-ups vernetzen. Steuerliche Rahmenbedingungen für Kapitalbeteiligungen an Start-ups verbessern.
Ländlichen Raum und krisengeschüttelte Branchen nicht aus den Augen verlieren.
Entwicklung der Gewerbean- und -abmeldungen in Hessen
Der Saldo zwischen Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen ist 2022 in Hessen kleiner geworden, aber weiterhin positiv. 59.491 Anmeldungen stehen 53.197 Abmeldungen gegenüber. In Hessen gibt es 2022 6.294 mehr gewerbliche Unternehmen als in 2021.
Neugründung von Einzelunternehmen nach ausländischer Staatsangehörigkeit
Der Anteil ausländischer Staatsbürger am Gründungsgeschehen ist im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung in Höhe von ca. 18,4 % (Eingewanderte, Destatis 2023) überdurchschnittlich hoch. 27 % der Gründerinnen und Gründer von Einzelunternehmen haben eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. Türkische Staatsbürger gründeten 2022 am häufigsten.
Gewerbeanzeigen und Gründungsintensität nach IHK-Bezirken
Die Gründungsintensität (Gründungen pro 1000 Einwohner) ist in hessischen Großstädten und deren nahem Einzugsgebiet höher als im ländlichen Raum
Leistungen der IHKs und HWKs für Gründer/-innen
Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern sind die wichtigsten Anbieter kostenloser niedrigschwelliger Orientierungsberatung für Gründerinnen und Gründer. Die hessischen IHKs und HWKs haben 2022 rund 17.300 Informations- und Beratungsgespräche geführt und damit das Niveau von 2021 gehalten. Intensive Gründungsberatungen haben etwas abgenommen, wohinggehend Erstinformationen zugelegt haben. Das Interesse an Gründungsinformation ist ungebrochen hoch. Es wurden vor allem digitale Veranstaltungsformate angeboten. Insgesamt sind die Teilnehmerzahlen an Gründungsveranstaltungen allerdings rückläufig.
Leistungen der hessischen IHKs und HWKs in der Unternehmensnachfolge
2022 konnten die Beratungen sowohl auf Verkäufer- wie auch auf Käuferseite gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden (2022: 1.478, 2021: 1.279). Die Anzahl an Teilnehmern von Nachfolgeveranstaltungen hat sich zudem stark erhöht und spiegelt das gesteigerte Interesse am Thema. Übergabefähige Unternehmen ohne interne Nachfolger können über die Börse Nexxt-Change www.nexxt-change.org Anzeigen inserieren.