Wirtschaft braucht Vereinbarkeit
„Seit ich auf Vertrauen und Wertschätzung setze, läuft es besser als je zuvor.“ Mit diesem Satz brachte Siegmund Dumm, Geschäftsführer von Brust + Partner Innenarchitektur aus Bad Schönborn, bei der Bruchsaler Veranstaltung zu den Frauenwirtschaftstagen auf den Punkt, worum es an diesem Nachmittag ging, um Unternehmenskultur, Führung und darum, wie Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege zum echten Erfolgsfaktor wird.
Zum Auftakt machte Kirsten Frohnert, Projektleiterin des Unternehmensnetzwerks „Erfolgsfaktor Familie“, klar: „Wirtschaftswachstum braucht Vereinbarkeit.“ In ihrem Impulsvortrag „Ausgezeichnet familienfreundlich! Mit Vereinbarkeit Fachkräfte sichern“ zeigte sie, wie sehr moderne Arbeitswelten von Flexibilität, Vertrauen und gemeinsamer Verantwortung profitieren.
Ihre fünf Thesen, von „Vereinbarkeit ist das neue Normal“ bis „Vereinbarkeit ist Fachkräftesicherung“, machten deutlich, dass familienbewusste Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte die Nase vorn haben. „Familienbewusstsein ist kein Extra, sondern Standard“, so Frohnert. „Vereinbarkeit ist längst zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor geworden: Während die Volkswirtschaft auf ein jährliches Arbeitsvolumen von rund 60,6 Milliarden Stunden kommt, verrichten Frauen 72 Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit, bei Männern sind es 44,9 Milliarden. Damit übersteigt die unbezahlte Sorgearbeit die Erwerbsarbeit deutlich. „Umso wichtiger ist es, betriebliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Beschäftigten das höchstmögliche Maß an Erwerbstätigkeit bieten“, so die Expertin. Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort bleibt einer der wichtigsten Attraktivitätsfaktoren, insbesondere für Mütter, die sich wünschen, keine beruflichen Nachteile zu erfahren. Modelle wie Jobsharing und Tandemführung gewinnen daher an Bedeutung.
Kirsten Frohnert betonte außerdem, dass Vereinbarkeit Partnerschaftlichkeit fördere: Laut Prognos-Studie 2023 arbeiten Väter, unabhängig vom Alter der Kinder, zu rund 80 Prozent vollzeitnah, während Frauen deutlich häufiger Teilzeitmodelle wählen. Nur 29 Prozent der Frauen arbeiten wieder vollzeitnah, wenn ihre Kinder 15 Jahre oder älter sind. „Hier liegt enormes Potenzial: Wenn Frauen aufstocken könnten, ließen sich bis zu 350.000 Vollzeitäquivalente gewinnen“, so Frohnert.
Entscheidend sei dabei die Rolle der Führungskräfte. Sie hätten eine klare Vorbildfunktion, fühlten sich jedoch oft von der obersten Ebene allein gelassen. Die Expertin erklärte abschließend: „Vereinbarkeit ist Fachkräftesicherung.“ Laut einer Umfrage setzen 88 Prozent der Unternehmen auf Vereinbarkeit, um qualifizierte Mitarbeitende zu halten, 87 Prozent, um auf deren Bedürfnisse einzugehen, 84 Prozent, um Arbeitszeiten zu stabilisieren oder aufzustocken, und 83 Prozent, um neue Fachkräfte zu gewinnen.
Entscheidend sei dabei die Rolle der Führungskräfte. Sie hätten eine klare Vorbildfunktion, fühlten sich jedoch oft von der obersten Ebene allein gelassen. Die Expertin erklärte abschließend: „Vereinbarkeit ist Fachkräftesicherung.“ Laut einer Umfrage setzen 88 Prozent der Unternehmen auf Vereinbarkeit, um qualifizierte Mitarbeitende zu halten, 87 Prozent, um auf deren Bedürfnisse einzugehen, 84 Prozent, um Arbeitszeiten zu stabilisieren oder aufzustocken, und 83 Prozent, um neue Fachkräfte zu gewinnen.
30 Betriebe mit dem Siegel ausgezeichnet
Wie familienbewusst viele regionale Betriebe bereits aufgestellt sind, zeigten die 30 Unternehmen aus Bruchsal und der Region, die anschließend mit dem Siegel „Familienfreundlich in der Wirtschaftsregion Bruchsal“ geehrt wurden. Oberbürgermeister Sven Weigt, Gleichstellungsbeauftragte Monika Frank und Lars Grabenschröer von der Regionalen Wirtschaftsförderung überreichten die Urkunden an Betriebe in drei Größenkategorien: von kleinen Handwerksbetrieben bis zu Großunternehmen mit über 1.000 Beschäftigten.
Zertifikatsübergabe an die Sieger in der Kategorie < 50 Beschäftigte: Brust + Partner
In der Kategorie unter 50 Beschäftigte hat die Brust + Partner GmbH, Innenarchitektur aus Bad Schönborn die höchste Punktzahl erreicht. Das Designbüro von Siegmund Dumm und Evi Hummel überzeugte durch konsequente Flexibilitätsmodelle: 80 Prozent mobiles Arbeiten, sechsmonatige Sabbaticals und Unterstützung bei Ferienbetreuung und Pflege. „Früher wollte ich alles kontrollieren, heute vertraue ich meinen Leuten. Und es funktioniert. Wir haben fast keine Fluktuation mehr“, erklärte Dumm. Das Unternehmen hat schon etliche Preise im Bereich Design erhalten, aber noch niemals für die auf der zwischenmenschlichen Ebene und das sei laut Hummel besonders wertvoll.
In der Kategorie 50 bis 500 Beschäftigte, hatten der Tageselternverein Bruchsal und Händel GGG GmbH aus Bruchsal die Nase vorn. Das Traditionsunternehmen Händel, seit 1927 in Familienbesitz, lebt Vereinbarkeit in allen Facetten, mit Eltern-Kind-Büro, Teilzeitausbildung, Jobsharing und offener Führungskultur. „Meine Tür ist immer offen. Ich höre zu und lerne“, beschreibt Geschäftsführer Händel sein Prinzip. 74 Prozent seiner Beschäftigten arbeiten bei ihm in Teilzeit. Auch Irene Zibold vom Tageselternverein lebt schon von Berufswegen die Vereinbarkeit. Nicht selbstverständlich ist dabei die hohe Zahl der weiblichen Führungskräfte.
In der Kategorie über 500 Beschäftigte hatten John Deere GmbH & Co. KG (Bruchsal) und Globus Handelshof (Waghäusel) die höchste Punktzahl. Im John-Deere-Werk Bruchsal, wo rund 1.300 Mitarbeitende Fahrerkabinen fertigen, gehören Jobsharing, Teilzeit im gewerblichen Bereich und Sabbaticals bis zu vier Jahren längst dazu. Auch beim Globus Wiesental ist Familienfreundlichkeit Teil der DNA: Zwei Frauen in Führungspositionen und das mittlerweile sechste bestandene Audit „Beruf und Familie“ sprechen für sich.
Die Jury des Zertifikats setzt sich aus Mitgliedern des Arbeitskreises Vereinbarkeit Familie/Pflege und Beruf des Bündnisses für Familie Bruchsal zusammen. Die Punkte verteilt haben die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bruchsal, die IHK Karlsruhe, die Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt, die Handwerkskammer, das Jobcenter des Landkreises, die kommunale und regionale Wirtschaftsförderung sowie Unternehmen aus der Region.
Seit der ersten Verleihung 2015 wurden insgesamt 86 Zertifikate verliehen. Die nächste Vergabe ist für 2028 geplant.
Der Bruchsaler Oberbürgermeister brachte es am Ende auf den Punkt: „Dieses Siegel zeigt, dass Wirtschaft nicht gegen, sondern nur mit Familie stark sein kann.“
Der Bruchsaler Oberbürgermeister brachte es am Ende auf den Punkt: „Dieses Siegel zeigt, dass Wirtschaft nicht gegen, sondern nur mit Familie stark sein kann.“
Preisträger 2025 auf einen Blick
Kategorie < 50 Beschäftigte
Brust + Partner GmbH (Bad Schönborn)
K.I.S. Kronauer Industrieschilder GmbH (Kronau)
BIBUS METALS GmbH (Waghäusel)
Zweckverband Abwasserverband Kammerforst (Karlsdorf-Neuthard)
Delta Systemtechnik Horn GmbH (Waghäusel)
Ungeheuer Automobile GmbH (Bruchsal)
Baumann-Touristik (Waghäusel)
K.I.S. Kronauer Industrieschilder GmbH (Kronau)
BIBUS METALS GmbH (Waghäusel)
Zweckverband Abwasserverband Kammerforst (Karlsdorf-Neuthard)
Delta Systemtechnik Horn GmbH (Waghäusel)
Ungeheuer Automobile GmbH (Bruchsal)
Baumann-Touristik (Waghäusel)
Kategorie 50–500 Beschäftigte
Tageselternverein Landkreis Nord e.V. (Bruchsal)
Händel GGG GmbH (Bruchsal)
LINHARDT GmbH (Hambrücken)
Select GmbH (Bruchsal)
Anton Debatin GmbH (Bruchsal)
Amtsgericht Bruchsal
AWO Soziale Dienste gGmbH (Bruchsal)
Villa Kunterbunt (Bruchsal)
Staudt Heizung-Sanitär GmbH (Ubstadt-Weiher)
VMT GmbH (Bruchsal)
Finanzamt Bruchsal
RA Consulting GmbH (Bruchsal)
DWA GmbH & Co. KG (Ubstadt-Weiher)
Händel GGG GmbH (Bruchsal)
LINHARDT GmbH (Hambrücken)
Select GmbH (Bruchsal)
Anton Debatin GmbH (Bruchsal)
Amtsgericht Bruchsal
AWO Soziale Dienste gGmbH (Bruchsal)
Villa Kunterbunt (Bruchsal)
Staudt Heizung-Sanitär GmbH (Ubstadt-Weiher)
VMT GmbH (Bruchsal)
Finanzamt Bruchsal
RA Consulting GmbH (Bruchsal)
DWA GmbH & Co. KG (Ubstadt-Weiher)
Kategorie > 500 Beschäftigte
John Deere GmbH & Co. KG (Bruchsal)
Globus Handelshof (Waghäusel)
Sparkasse Kraichgau (Bruchsal)
Caritasverband Bruchsal e.V.
Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal
SEW-EURODRIVE GmbH & Co. KG (Bruchsal)
Volksbank Kraichgau eG (Bruchsal)
BARMER (Bruchsal)
Bereitschaftspolizei Bruchsal (PP Einsatz)
GRITEC GmbH (Waghäusel
Globus Handelshof (Waghäusel)
Sparkasse Kraichgau (Bruchsal)
Caritasverband Bruchsal e.V.
Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal
SEW-EURODRIVE GmbH & Co. KG (Bruchsal)
Volksbank Kraichgau eG (Bruchsal)
BARMER (Bruchsal)
Bereitschaftspolizei Bruchsal (PP Einsatz)
GRITEC GmbH (Waghäusel
Das Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesfamilienministeriums und der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und unterstützt Unternehmen dabei, eine familienbewusste Personalpolitik als Erfolgsfaktor zu etablieren und praktisch umzusetzen. Wer Interesse an Informationen und Austausch zum Thema hat, ist herzlich eingeladen, Mitglied im Unternehmensnetzwerk zu werden. Die Mitgliedschaft sowie alle Angebote sind kostenfrei: www.erfolgsfaktor-familie.de