Vom Wohnzimmer aufs Siegertreppchen

Die Karlsruher SquareNeo Solutions GmbH gewinnt den 2. Preis beim Gründerpreis Baden-Württemberg der Sparkassen-Finanzgruppe:
Angefangen hat alles ganz unspektakulär: Zwei Laptops, ein Wohnzimmer und die Vision, den B2B-Vertrieb einfacher und smarter zu machen. Ein Jahr später steht die SquareNeo Solutions GmbH aus Karlsruhe auf dem Podest des Gründerpreises Baden-Württemberg und das mit schon fünf Mitarbeitenden und zwei Studierenden.
Für die Geschäftsführer Dr. Michael Klein und Sebastian Kaupp ist der zweite Platz mehr als nur eine Trophäe und ein Geldpreis. „Die Auszeichnung zeigt, dass unser Business Case ankommt, und sie macht uns sichtbar“, sagt Klein. Besonders wertvoll sei das professionelle Werbevideo, das Teil des Preises ist. „Das ist für uns wirkungsvoller als jede lange Präsentation. Wir können es potenziellen Kunden einfach direkt zusenden oder zeigen“, ergänzt Kaupp.
Die Lösung von SquareNeo ist eine KI-gestützte Software, die Vertriebsmitarbeitende bei der Auswahl komplexer Industrieprodukte unterstützt. Vor allem im Maschinenbau mit seinen unzähligen Produktvarianten ist das eine echte Arbeitserleichterung. „Anfragen kommen per Mail oder Anforderungsdokument, und es ist oft fehleranfällig, das passende Produkt manuell herauszusuchen. Unsere KI liest die Anfrage und schlägt direkt die passende Maschine vor“, erklärt Klein.
Dabei setzt SquareNeo nicht nur auf KI, sondern kombiniert sie mit bewährten Algorithmen. „Reine KI-Systeme sind manchmal zu unzuverlässig, gerade bei technischen Berechnungen, bei denen es auf Genauigkeit ankommt. Wir nutzen KI gezielt nur dort, wo sie ihre Stärken ausspielen kann“, betont Kaupp.
Der Weg dorthin war eine Achterbahnfahrt, wie es im Start-up-Leben fast dazugehört. Absagen und Zweifel wechselten sich ab mit Erfolgen und neuen Chancen. Der Durchbruch kam mit dem ersten Lizenzkunden. Ab diesem Moment war klar, dass Unternehmen bereit sind, für die Lösung zu bezahlen. „Seit dem zweiten Jahr können wir uns auch selbst Gehälter auszahlen. Das ist ein gutes Gefühl“, sagt Kaupp. Nach der Gründung im heimischen Wohnzimmer hat das Team inzwischen moderne Büroräume im Smart Production Park des CyberForums in der Nähe der Hoepfnerburg bezogen.

Komplementäres Gründer-Duo

Klein, promovierter Informatiker am KIT, und Kaupp, Wirtschaftsingenieur mit Maschinenbau-Schwerpunkt, lernten sich während Kaupps Abschlussarbeit kennen. Heute ergänzen sie sich perfekt: Technik und Zahlen auf der einen Seite, Vertrieb und Kundennähe auf der anderen. „Mal passt der eine besser zum Kunden, mal der andere. Altermäßig und von der Expertise her ergänzen wir uns. Das macht uns als Duo stark“, sagt Kaupp.
IHK-Gründungsberaterin Bianca Schmid, die beim Gründungswettbewerb in der Jury saß, kennt die Herausforderung solcher Gründungen: „Der Schritt aus einem sicheren Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit braucht Mut. Plötzlich trägt man die volle Verantwortung für eine ganze Mannschaft, auch wenn man vorher schon Führungskraft war.“ Gerade deshalb hält sie Teamgründungen für deutlich erfolgversprechender: „Es ist wichtig, dass man weitreichende Entscheidungen diskutieren kann. Unterschiedliche Profile helfen, auch wenn dabei in seltenen Fällen auch mal die Fetzen fliegen.“, ergänzt Michael Klein.

Kunden, Wachstum und Vision

Die Kunden von SquareNeo kommen bislang vor allem aus Süddeutschland, aus dem Maschinenbau, der Automobilbranche und der Gebäudetechnik. Neue Kontakte entstehen über Netzwerke und Messen wie die Hannover Messe, das Start Up Summit in Stuttgart oder das virtuelle Veranstaltungsformat “Start up trifft Mittelstand”, das alle baden-württembergischen IHKs gemeinsam anbieten, um junge Betriebe wie SquareNeo mit etablierten Unternehmen zusammen zu bringen. Hier geht es darum, Lösungen von Start-ups mit Fragestellungen des Mittelstands zu matchen.
Der Kundenstamm von SquareNeo besteht aktuell ausfünf Unternehmen, darunter Konzerne und größere Mittelständler. Massengeschäft steht nicht im Fokus. Je größer die Unternehmen, desto eher sind dort komplexe Produkte vorzufinden und desto mehr Vorteile bietet die Software. Gleichzeitig möchten die Gründer auch kleinere mittelständische Betriebe erreichen und dabei vermeiden, zu stark von einzelnen Kunden abhängig zu sein. Für die Zukunft planen die Gründer, das Team im Softwarebereich auszubauen und ihr Produkt als Standardsoftware mit Lizenzmodell im Markt zu etablieren.
Was raten Klein und Kaupp anderen, die mit einer technologisch anspruchsvollen Idee starten? „Vertrieb nicht unterschätzen. Früh rausgehen, anbieten, verkaufen. Nicht im stillen Kämmerlein entwickeln“, sagt Klein. Kaupp ergänzt knapp: „Und natürlich Durchhalten.“
Noch gibt es keinen direkten Wettbewerber mit derselben Lösung, und die Gründer sind zuversichtlich, ihren Vorsprung zunächst behaupten zu können.

Bianca Schmid
IHK Karlsruhe
Bereich Gründung, Wachstum, Nachfolge