Treibstoff der Wirtschaft

Beim Begriff Innovationen denkt man zunächst vielleicht an verrückte Erfindungen, etwa, wie jüngst in Las Vegas vorgestellt, Kopfhörer, die ihren Ton durch die Haut übertragen oder transparente Fernseher. Aber Innovationen sind nicht nur neue Technologien und Produkte, sondern auch Dienstleistungen und Geschäftsmodelle, wie unsere regionalen Unternehmen Ihnen auf den folgenden Seiten vorstellen werden. Innovationen sind der Schlüssel, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Sie eröffnen nicht nur völlig neue Chancen, sondern ermöglichen es Unternehmen auch, ihre Prozesse, Verfahren und Managementtechniken auf ein neues Level zu heben. Dadurch lassen sich Produktionskosten signifikant senken und Effizienzgewinne realisieren. Das stärkt nicht nur den einzelnen Betrieb, sondern die gesamte Wertschöpfungskette.
Für etablierte Unternehmen bedeutet das, sich flexibel und zukunftsorientiert an die sich ständig wandelnden Marktbedingungen anpassen zu können. Für junge Unternehmen eröffnet es die Möglichkeit, sich mit kreativen Ideen und frischen Konzepten im Markt zu etablieren und zu wachsen.

Produktinnovation

Die Entwicklung eines neuen Produkts oder die radikale Verbesserung eines bestehenden Produkts. Es geht nicht nur um kleine Anpassungen. Es geht darum, innovative Funktionen, bahnbrechende Designs und zukunftsweisende Technologien einzuführen, die den Status quo herausfordern und die Erwartungen der Kunden übertreffen. (Beispiel: Das erste iPhone)

Prozessinnovation

Die Einführung neuer Produktions- oder Geschäftsmethoden, die Effizienz, Produktivität und Qualität steigern. Dabei werden oft neue Technologien oder Methoden angewendet, um bestehende Prozesse zu optimieren. (Beispiel: Die Einführung von Automatisierungstechnologien in Fertigungsprozessen)

Geschäftsmodellinnovation

Veränderungen, die Produkte und Dienstleistungen auf eine völlig neue Weise anbieten und dabei neue Einnahmequellen erschließt. (Beispiel: Das Geschäftsmodell von Netflix oder Airbnb)

Serviceinnovation

Einführung neuer Dienstleistungen oder die Verbesserung der Qualität, Zugänglichkeit oder Benutzerfreundlichkeit von bestehenden Dienstleistungen. (Beispiel: Amazon Prime)

Organisationsinnovation

Veränderung der Struktur, der Kultur oder der Arbeitsweisen in Unternehmen, mit der das Po-tenzial der Organisation als Ganzes verbessert wird. (Beispiel: Die Einführung von flexiblen Arbeitsmodellen wie Homeoffice)

Marketinginnovation

Entwicklung neuer Marketingstrategien, -techniken oder -kanäle, die dazu beitragen, Produkte und Dienstleistungen besser zu positionieren und neue Kundengruppen zu gewinnen. (Beispiel: Die Einführung von Influencer-Marketing)

Open Innovation

Ansatz, Innovationsprozesse nicht nur innerhalb des Unternehmens zu entwickeln, sondern auch externe Quellen wie Partner, Start-ups, Universitäten oder die Öffentlichkeit einzubeziehen. Das Ziel ist es, Wissen und Ideen zu teilen, um Innovationen schneller und effektiver voranzutreiben. (Beispiel: Nutzen von Open-Source-Software)

Interview mit Prof. Dr. Carsten Hahn

"Innovationen radikal denken"

Einer, der sich bestens mit Innovationen auskennt, ist Prof. Dr. Carsten Hahn, Professor für ERP, Innovation und Entrepreneurship an der Hochschule Karlsruhe. Er ist nicht nur Hochschulprofessor hier in Karlsruhe sondern parallel Senior Director Strategy Office bei der SAP SE in Walldorf und hat so in über 20 Jahre wichtige Technologien in einem der weltweit führenden deutschen IT-Unternehmen mitgestaltet und miterlebt. Die WIMA-Redaktion hat mit ihm über die Bedeutung von Innovationen gesprochen.
Redaktion: Was sind aktuell die wichtigen Trends in der Innovationsforschung ?
Die Innovationsforschung beschäftigt sich gerade mit den Themen der Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI), sowie Open Innovation und kollaborative Innovationsprozesse. Dabei wird untersucht, inwieweit beispielsweise KI den Innovationsprozess einerseits fördert und andererseits auch Schneller und effizienter machen kann.
Redaktion: Wenn wir unseren Blick auf die Unternehmen richten, was ist dort aktuell im Fokus ?
Unternehmen konzentrieren sich derzeit stark auf digitale Transformation, Nachhaltigkeit und die Anpassung an sich schnell verändernde Marktbedingungen. Themen wie Remote Work, agile Methoden und die Integration von KI in Geschäftsprozesse sind ebenfalls im Fokus. Außerdem suchen Unternehmen Wege, wie sie Ihr Geschäftsmodell resilienter machen in Bezug auf die noch nicht vorhersagbaren Veränderungen und Störungen in der Zukunft.
Redaktion: Welche Faktoren im Unternehmen sind entscheidend, um innovative Ideen zu entwickeln?
Eine offene Unternehmenskultur, die Kreativität und Risikobereitschaft fördert, ist entscheidend. Zudem sind interdisziplinäre Teams, kontinuierliche Weiterbildung und ein starkes Netzwerk von Partnern und der Kundenkontakt sowie das Verständnis der Kundenbedürfnisse wichtige Faktoren.
Redaktion: Sie gehen ganz konkret mit Studierenden in die Unternehmen. Was passiert dort?
In diesen Projekten arbeiten Studierende an realen Herausforderungen der Unternehmen. Sie bringen frische Perspektiven und innovative Lösungsansätze ein, während sie gleichzeitig praktische Erfahrungen sammeln und ihre theoretischen Kenntnisse anwenden. Wir nennen die Veranstaltung “Radikale Innovation”, weil wir damit den Unternehmen zusammen mit den Studierenden die Möglichkeit geben wollen, visionäre Ideen zu kreieren. Der didaktische Ansatz nennt sich “Action Learning” und basiert auf dem Konzept der Sloan Management School der MIT. Damit schaffen wir eine klassische WIN-WIN Situation: Wir vermitteln den Studierenden nicht nur das Wissen, sondern sie wenden das Wissen auch an und setzen somit das Wissen in Können um. Gleichzeitig profitieren die Unternehmen davon, dass sie Lösungsimpulse für ihre realen Herausforderungen bekommen.
Redaktion: Sie haben mittlerweile zahlreiche Unternehmen in unserer IHK-Region Karlsruhe unterstützt. Was ist rückblickend aus den Ideen geworden?
Einige Ideen waren sicherlich sehr visionär. Sie haben aber durchweg bei den Unternehmen Impulse gesetzt und haben die Organisation inspiriert. Radikale Innovationen erfordern oft mehr Zeit und Ressourcen, um akzeptiert und implementiert zu werden.
Redaktion: Waren die Ideen dann doch zu radikal?
Eine Idee ist nur der Startpunkt eines Innovationsprozesses. Die Umsetzung von der Idee zur Innovation erfordert viel Zeit und ein systematisches Vorgehen, so dass die Idee sich zu einer Innovation entwickelt. Das können wir illustrative mit den Studierenden und Unternehmen im Rahmen der Veranstaltung beschreiten, jedoch auf keinen Fall beenden.
Redaktion: Ist die Radikalität von Ideen und damit auch deren Markterfolg bei Start-ups höher als bei anderen Gründungen?
Start-ups haben den Vorteil, dass sie flexibler und risikobereiter sind. Sie können radikalere Ideen schneller umsetzen, was zu einem höheren Markterfolg führen kann. Allerdings ist auch das Risiko des Scheiterns höher.
Redaktion: Zum Abschluss Ihr Innovations-Tipp für unsere Unternehmen?!
Mein Tipp an die Unternehmen: Beidhändig denken. Wir nennen das in der Innovationsforschung “Ambidextrie” Das bedeutet, dass man sowohl das Tagesgeschäft weiter vorantreibt und stetig verbessert, also inkrementell innoviert, als auch parallel dazu neue Ideen und Ansätze, die radikaler sind und ggf. sogar das klassische Geschäft in Frage stellt, experimentell testet und sich nicht entmutigen lässt, wenn das Experiment mal nicht funktioniert.
Redaktion: Herr Prof. Dr. Hahn, vielen Dank für die spannenden Einblicke zur Entstehung von Innovationen!

IHK-Angebote für Unternehmenswachstum

Die IHK Karlsruhe unterstützt die Mitgliedsunternehmen bei ihrem unternehmerischem Wachstum. Unsere Finanzierungsexpertinnen und -experten stehen mit maßgeschneiderten und neutralen Informationen zur Seite, um die perfekte Finanzierung zu finden! Die Beratenden der IHK für Fördermittel haben den Überblick über die besten Programme und Rahmenbedingungen und unterstützen dabei, Hürden bei der Planung und Antragstellung zu meistern. Darüber hinaus zeigen unsere Spezialisten für Innovationen, wie Effizienzpotenziale optimal ausgeschöpft und kreative Lösungen entwickelt werden können, um Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Die Internationalisierung bietet zahlreiche Vorteile wie Markterweiterung, Diversifikation, Skaleneffekte und Zugang zu neuen Ressourcen. Unsere Experten informieren, wenn es darum geht, neue Märkte im Ausland zu erschließen und welche Regelungen im Export und Import wichtig sind.
Michael Baukloh
IHK Karlsruhe
Stellvertretender Geschäftsbereichsleiter Branchen | Innovation | International
Dr. Marc Mühleck
IHK Karlsruhe