Messen, Kongresse und Events nach Corona

Die Show geht weiter

Die Pandemie hat eigentlich alle Bereiche unseres Lebens geprägt. Aber eine Branche wurde besonders hart von der Krise getroffen und besonders nachhaltig durch sie verändert. Die Veranstaltungswirtschaft mit ihren jahrhundertelang erprobten Live-Veranstaltungen ist jetzt durch eine ganze Sammlung an Online-Alternativen ergänzt worden.
Die Pandemie hat ein dauerhaftes Umdenken angestoßen und seit die Masken gefallen sind, in Zukunft müssen Veranstalter Wege finden, die altbekannte physische und die neue virtuelle Event-Welt zu verknüpfen. Digitale Komponenten werden auch bei Veranstaltungen vor Ort eine wichtige Rolle spielen, Live-Streaming-Möglichkeiten, oder Vorträge, die aufgezeichnet und später online zur Verfügung gestellt werden, pflastern den Weg in die Zukunft.  
Die Bedeutung von Live Events wird sich verändern: Sie werden als Besonderheiten gelten und von Unternehmen genutzt werden, um Akzente im Veranstaltungsplan zu setzen
Auf den folgenden Seiten werfen wir einen Blick auf die Messestädte Karlsruhe und Baden-Baden und auf anstehende Events in neuem Glanz.

Publikum ist zurück: Über sieben Millionen Messebesucher 2022

Seit Januar haben mehr als 50 Messen in Deutschland stattfinden können, mehr als 60 waren noch bis Ende März geplant. Darunter Leuchttürme wie die Reisemesse ITB in Berlin, die Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Luft ISH in Frankfurt am Main und die Internationale Dental-Schau IDS in Köln.
Rückblickend ist 2022 das dritte Ausnahmejahr in Folge: Fiel das erste Quartal wegen behördlicher Messeverbote nahezu aus, ist spätestens seit Herbst der Großteil des Publikums zurück. Mehr als 7,2 Millionen Besucherinnen und Besucher sowie über 142.000 ausstellende Unternehmen waren zu Gast auf deutschen Messen. Das sind 70 Prozent der Aussteller und knapp 65 Prozent der Besucher der Vor-Corona-Zeit.
Jörn Holtmeier, Geschäftsführer des Dachverbandes der deutschen Messewirtschaft AUMA erklärt: „Das Messejahr 2022 war erneut eine Berg- und Tal-Fahrt, letztlich hat es sich erstaunlich entwickelt. Trotz nicht enden wollender Unsicherheiten verzeichnen erste Branchenmessen überdurchschnittliche Besucher- und Ausstellerquoten. Obwohl die Kosten für Anreise und Übernachtung stark gestiegen sind, wollen Unternehmen auf ihre Branchentreffs nicht verzichten. Nach erster Zurückhaltung im Sommer ist klar, dass Messen bei innovativen Themen für das Gewinnen neuer Kunden und solider Vertriebskanäle die besten Bühnen sind.“
Premiere feierten 2022 zwei Dutzend neue Messen, vor allem zu Mobilität, Medizin und Energie. Rein digital fand nur eine Messe statt. Mehr als 5,5 Millionen Quadratmeter Standfläche wurden im vergangenen Jahr auf den Messen zwischen Husum und Friedrichshafen gebucht. Allein 4,9 Millionen Quadratmeter davon auf den fast 170 Messen von nationaler bis internationaler Bedeutung. Speziell auf diesen trafen sich rund 5,3 Millionen der mehr als sieben Millionen Besucherinnen und Besucher und 120.000 der über 142.000 ausstellenden Unternehmen.
Eindrucksvoll sind die 1,9 Millionen ausländischen Messe-Besucher 2022 in Deutschland. Deren Anteil entspricht sogar einem leichten Plus verglichen mit der Zeit vor der Pandemie. Auf dem Vor-Corona-Niveau befinden sich anteilig die 70.000 ausländischen Aussteller. Bemerkenswert ist jedoch deren Herkunft. Dort zeigt sich eine deutliche Verschiebung: Kamen 2019 noch gut 30 Prozent der ausstellenden Unternehmen aus Asien, waren es 2022 nur noch knapp 19 Prozent. Dafür reisten 72 Prozent der Aussteller aus europäischen Ländern an; vor Corona lag dieser Anteil bei rund 60 Prozent.
Final ermittelt ist der gesamtwirtschaftliche Schaden durch Verbote, Verschiebungen und Streichungen von Messen folgender: Mehr als 60 Milliarden Euro Minus und knapp zehn Milliarden Euro weniger Steuern sind die Folge der Messeverbote seit Anfang 2020. 2019 trug die Messewirtschaft noch mit 28 Milliarden Euro zum volkswirtschaftlichen Jahresplus bei. 2022 waren es knapp 14 Milliarden Euro.

Überblick 2023

Mit wenigstens 340 Messen ist in diesem Jahr erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland ein komplettes Messejahr erwartbar. Damit sind knapp ein Viertel mehr Messen geplant als 2022 in Deutschland überhaupt möglich waren. Mehr als 110 Messen finden allein im ersten Quartal statt. 2022 waren es im gleichen Zeitraum nur 18.
2023 herausragend sind beispielsweise die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel Biofach in Nürnberg, die Leitmesse der globalen Ernährungswirtschaft Anuga in Köln, die Leipziger Buchmesse, die Weltleitmesse für Architektur und Materialien Bau in München, die Weltleitmesse der Industrie Hannover Messe, die Weltleitmesse für Landtechnik Agritechnica in Hannover sowie die Leitmesse der Medizinbranche Medica in Düsseldorf.
In Zusammenarbeit mit dem Branchenverband fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft e.V. erheben die IHKs regelmäßig Daten, um die statistische Abbildung und die damit einhergehende Vermessung der Veranstaltungswirtschaft zu verbessern. Neben der Auswertung von eigenen Daten der Kammern, vorhandenen Statistiken und Ergebnissen der Wissenschaft wird auch eine Umfrage unter den Unternehmen der Branche durchgeführt. Die Umfrage läuft bis Ende April, nehmen Sie teil!
Quelle: AUMA, vystem, IHK