Megatrend New Work
Bunte neue Arbeitswelt
Was das Verständnis von Arbeit betrifft, befinden wir uns unter dem Einfluss von Digitalisierung und Postwachstumsbewegungen in einem grundlegenden Wandel: Die klassische Karriere hat ausgedient, die Sinnfrage rückt in den Vordergrund. Die Grenzen zwischen Leben und Arbeiten verschwimmen im Alltag auf produktive Weise. Als Arbeit gilt künftig die Summe aller Beschäftigungen zu unterschiedlichen Lebensphasen. Werte treten zunehmend an die Stelle des Geldes.
© Behrendt und Rausch
Die rationale Leistungsgesellschaft des Industriezeitalters mit Überstunden, Konkurrenzkampf und Präsenzzeiten hat sich als nicht zukunftsfähig erwiesen, so ein Ergebnis des Zukunftsreports 2023 der Zukuftsinstituts GmbH. Mit der Corona-Krise als Beschleuniger setzen sich New-Work-Modelle nun rasant durch. Der krisenbedingte Digitalisierungsschub fördert neue Arbeitsstrukturen, die von Work-Life-Blending, Kollaboration und Remote Work geprägt sind. Unternehmenskulturen werden agiler und adaptiver, während Mitarbeitende sich stärker als Problemlöser für gesellschaftliche Zukunftsaufgaben sehen. Wir befinden uns in einer Zeit des Übergangs: Die kapitalistisch geprägten Vorstellungen von Karriere und Erfolg treten sukzessive in den Hintergrund. An ihrer Stelle nehmen Werte Platz, die nicht mehr unbedingt an harte Faktoren wie Einkommenshöhe und Status gekoppelt sind, sondern die mit weichen Faktoren wie Sinnhaftigkeit, Gestaltungsmöglichkeiten und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben verbunden sind.
Um die Veränderungskraft des Megatrends New Work zu veranschaulichen, lohnt ein Blick zurück: In westlichen Agrargesellschaften war die Arbeit von Männern und Frauen gleichwertig. Beide Geschlechter trugen zum Überleben der gesamten Hofgemeinschaft bei. Erst mit der Industrialisierung entstanden Arbeitsplätze, die außerhalb des Hauses lagen. An die Stelle der Hofgemeinschaft trat die Kleinfamilie, und Männer wie Frauen begannen einer außerhäuslichen Erwerbstätigkeit nachzugehen. Die Hausarbeit fiel jedoch in dieser Zeit vermehrt in die Hände der Frauen – als zusätzliche Belastung neben der Erwerbsarbeit.
Corporate Social Responsibility (CSR) ist kein Luxus mehr, den sich Unternehmen als Nice-to-have leisten, sondern beinhaltet signifikante Wirtschaftsvorteile – und ist zugleich eine Win-win-Situation für Gesellschaft und Unternehmen. Zusätzlich zu dem Vorteil, sich als verantwortliches Unternehmen positionieren zu können und damit attraktiv für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im umkämpften Markt um Fachkräfte zu werden, erhöht eine solche Reputation auch die Kundenbindung und damit die Resilienz des Unternehmens. Zugleich bedeutet nachhaltiges Wirtschaften oft Energie- und Ressourceneffizienz und damit Kostenreduktion.
Arbeiten in der Workation
Arbeitnehmende sehnen sich heutzutage nach Modellen, die Beruf und Freizeit harmonisch ineinandergreifen lassen. Statt einer perfekten Aufteilung der Zeit zwischen Job und Freizeit heißt das neue Lebensmotto „Work-Life-Blending“: Ein fließender Übergang zwischen Arbeits- und Privatleben ermöglicht den Arbeitnehmern, flexibel auf private Umstände zu reagieren, selbstbestimmt zu arbeiten und damit produktiver zu sein.
Nicht nur das Thema Arbeitszeit, auch der Ort der Arbeit ist im radikalen Wandel begriffen. Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Remote Work ist ein wichtiger Bestandteil von New Work – und funktioniert. Während sich viele Arbeitnehmenden während der Krisenzeit im Homeoffice befanden, bangten die Chefs um die Produktivität ihrer Arbeitskräfte. Ob Vanoffice, Café oder Hüttenbüro: Remote Work erlaubt es, konzentriert dort zu arbeiten, wo man einen Teil seiner Freizeit verbringen möchte. Unter dem Begriff Workation nehmen inzwischen auch Angestellte die Arbeit mit auf eine Reise und verbinden den Aufenthalt an einem besonderen Ort mit ihrer beruflichen Tätigkeit. Das Vertrauen darauf, dass Freiheiten genutzt, aber nicht ausgenutzt werden, fördert die Motivation der Mitarbeitenden und kommt Unternehmen damit wieder zugute. In Zukunft heißt es also für Führungskräfte: Loslassen, wenn man Mitarbeitenden halten möchte.
Das Büro ist tot, lang lebe das Büro!
Wenn alle zu Hause oder anderswo arbeiten, wozu braucht es dann noch ein Büro? Diese Frage stellten sich viele Arbeitgeber, als sie 2020 vor den menschenleeren Büroräumen standen. Doch während die Menschen es zu Beginn der Corona-Pandemie noch genossen hatten, gemütlich zu Hause zu sitzen, vermissten sie im Verlauf des andauernden Lockdowns den Tapetenwechsel und die nicht-virtuellen Begegnungen mit Kollegen und Kolleginnen. Die zwischenmenschlichen, spontanen Kontakte, den inspirierenden Zufall, den kurzen Austausch und das gemeinsame Kreieren vor Ort kann auch eine gut funktionierende Remote-Arbeitskultur nicht ersetzen.
Das Büro wird also mitnichten irrelevant. Mit den Erfahrungen, die während der Pandemie gemacht wurden, wandeln sich allerdings die Anforderungen an Büroräume: Sie werden vom Ort der Arbeit zur Kulturmeile des Unternehmens: Hier werden die Werte des Unternehmens sichtbar, entsteht das Wir-Gefühl der Belegschaft. Hier finden Kollaboration und Co-Creation physisch statt.
Das Büro wird also mitnichten irrelevant. Mit den Erfahrungen, die während der Pandemie gemacht wurden, wandeln sich allerdings die Anforderungen an Büroräume: Sie werden vom Ort der Arbeit zur Kulturmeile des Unternehmens: Hier werden die Werte des Unternehmens sichtbar, entsteht das Wir-Gefühl der Belegschaft. Hier finden Kollaboration und Co-Creation physisch statt.
Digitalisierung: The New Normal
Unternehmen setzen verstärkt auch auf den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI). Gerade bei eintönigen Tätigkeiten arbeiten Maschinen länger und besser – bei gleichbleibender Qualität. Mit wachsender Rechenleistung steigt der Möglichkeitsraum von KI. Von der Optimierung bei Marketingvorgaben bis zu Sprachassistenten, von der Buchhaltung über den automatisierten Umgang mit standardisierten Vorgängen in der Verwaltung bis hin zu Anwaltsschreiben. KI und die zunehmende Digitalisierung spielen auch neuen Geschäftsmodellen in die Hände, die Produkte nicht mehr verkaufen, sondern verleihen oder als Dienst anbieten. Durch Automatisierung und KI werden künftig vor allem repetitive und unkreative Jobs ersetzt, die für Menschen ohnehin wenig erfüllend waren. Empathie, Intuition und Kreativität dagegen sind Eigenschaften, die von Maschinen nicht ersetzbar sind – und die für die Zukunft von erfolgreichen Unternehmen essenziell sind.
Über das Zukunftsinstitut
Das Zukunftsinstitut wurde 1998 gegründet und hat die Trend- und Zukunftsforschung in Deutschland von Anfang an maßgeblich geprägt. Heute gilt das Institut als einer der einflussreichsten Think Tanks der europäischen Trend- und Zukunftsforschung und ist die zentrale Informations- und Inspirationsquelle für alle Entscheider und Weiterdenker.
Das Zukunftsinstitut wurde 1998 gegründet und hat die Trend- und Zukunftsforschung in Deutschland von Anfang an maßgeblich geprägt. Heute gilt das Institut als einer der einflussreichsten Think Tanks der europäischen Trend- und Zukunftsforschung und ist die zentrale Informations- und Inspirationsquelle für alle Entscheider und Weiterdenker.
Quelle: Zukunftsinstitut GmbH