Von Forschung zu Führung
„Sind gemischte Teams wirklich die besseren Teams?“ Mit dieser Frage eröffnete Silke Eilers vom Institut für Beschäftigung und Employability ihren Vortrag bei den Frauenwirtschaftstagen in Bühl. Ihre Antwort kam prompt: „Ja – aber!“ Denn so einfach ist es eben nicht. Vielfalt wirkt nur, wenn sie wirklich gewollt und gelebt wird. Genau das zog sich wie ein roter Faden durch den Abend: Unter dem Motto „Zukunft gestalten – Männer und Frauen stark als Team“ wurde in der Gemeinschaftsveranstaltung in der Bühler Max-Grundig-Klinik darüber diskutiert und nachgedacht, wie Zusammenarbeit auf Augenhöhe gelingen kann.
Den Auftakt machte Daniel Fritz, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Bühl. In seiner Begrüßung betonte er, dass die Stärkung der Rolle von Frauen in der Wirtschaft längst zur Tradition in Bühl gehöre: „Mit Veranstaltungen wie diesen setzen wir ein wichtiges Zeichen für Zusammenarbeit und Gleichstellung. Das ist Kern unserer Aufgabe.“
Silke Eilers beleuchtete das Thema von der wissenschaftlichen Seite. Seit über 20 Jahren erforscht sie mit ihrem Team die Zukunft der Arbeitswelt, von Diversity über Vereinbarkeit bis hin zu Generationenmanagement. In ihrem Vortrag „Mehr Perspektiven, mehr Erfolg?“ zeigte sie, warum gendergemischte Teams oft bessere Ergebnisse erzielen und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen: Unternehmen mit mehr Frauen in Führungspositionen sind laut Studien sogar bis zu 39 Prozent häufiger überdurchschnittlich profitabel.
Auch im Bereich Forschung sei die Innovationskraft höher. Vorausgesetzt, man berücksichtigt ein paar entscheidende Leitgedanken: „Führungskräfte sollten sich ihrer unbewussten Vorurteile bewusst werden, beispielsweise in Workshops, die genau das trainieren“, so Eiler. „Auch hilft es, die klassischen Rollenmuster zu durchbrechen: Warum sollen immer die Frauen die sozialen Aufgaben im Team übernehmen? Vielfalt will sichtbar sein, durch Vorbilder, durch eine ‚Kultur der großen Schwestern‘, in der Frauen voneinander lernen und sich gegenseitig stärken. Ebenso wichtig: Redeanteile ausbalancieren, Unterbrechungen vermeiden und Karrierewege transparent gestalten.
Mental Load
Mit einem Augenzwinkern erzählte Eilers aus ihrem eigenen Alltag, etwa, wie der Kindergarten plötzlich eine halbe Stunde früher schloss und niemand daran gedacht hatte, ihren Mann zu informieren als sie sich beruflich im Ausland befand. „Solche Momente zeigen, wie sehr Mental Load und Organisation im Privaten noch ungleich verteilt sind“, sagte sie und sprach damit vielen Frauen aus der Seele.
Ihre Botschaft: „Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, damit alle ihr Potenzial entfalten können und das bewusst, gefördert und begleitet.“
Nach Eilers warfen Inka Lamprecht und Helena Bauer in ihren Impulsen praxisnahe und inspirierende Blicke auf Führungsverantwortung, Vereinbarkeit und Selbstverständnis moderner Karrieren. Beide zeigten Wege auf, wie flexible Arbeitszeitmodelle, transparente Karrierepfade und Vorbilder eine Kultur der Gleichberechtigung fördern können.
Charmant und souverän führten Corinna Bergmeier (Wirtschaftsförderung Bühl), Tanja Relic (Stadt Bühl) und Yvonne Junger (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Baden-Baden) durch den Nachmittag.
Die gut besuchte Veranstaltung zeigte, dass Gleichstellung kein Zufall ist, sondern das Ergebnis guter Führung und gelebter Offenheit.
Die gut besuchte Veranstaltung zeigte, dass Gleichstellung kein Zufall ist, sondern das Ergebnis guter Führung und gelebter Offenheit.
Der Bühler Beitrag zu den Frauenwirtschaftstage wurde organisiert von den Städten Baden-Baden, Rastatt und Bühl, vom Landkreis Rastatt, dem Jobcenter, der IHK Karlsruhe, der Handwerkskammer Karlsruhe und der Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt.