Frauen in der deutsch-lateinamerikanischen Wirtschaft

Gegenseitig voneinander lernen

„Bei uns war es üblich, dass Mütter auf eine regelmäßige Kinderbetreuung zurückgreifen können. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie war für uns nie ein Problem, erzählt die Juristin Belinda Montúfar de Maschke, Vorsitzende der Asociación de mujeres latinoamericanas (AMLA) und Leiterin der EU-Koordinationsstelle am ZKM. Die gebürtige Guatemaltekin musste sich außerdem häufig Vorurteile über das Leben in ihrer Heimat anhören. „Habt Ihr dort überhaupt Universitäten?“ wurde ich schon gefragt. 
Paradebeispiel einer deutschen Frau, die sich schon vor 20 Jahren einen Platz in der Geschäftsführung erobert hatte, ist die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Karlsruhe; Jenny Geis. Sie weiß, dass „viele Themen immer noch männerbesetzt sind, speziell die Gremien in den Bereichen Industrie und KI sind sehr männerlastig.“ „Vielleicht wäre es an der Zeit für die erste IHK-Präsidentin?“, erklärt sie schmunzelnd.
“Frauen gehören dorthin, wo Entscheidungen getroffen werden”
In ihrem Impulsvortrag berichtete Rachel Andalaft, Finance strategist for sustainable assets, Founder, Program and Investment Managerin bei der REA Consult und Deutsch-Brasilianerin von Vorurteilen an der Universität: „Mein Professor hat mich damals gefragt, ob ich nicht lieber Hauswirtschaft studieren möchte als Wirtschaftsingenieurwesen.“ Sie hat sich von ihrem Weg aber nicht abbringen lassen und für sich die neuen Energieformen als Betätigungsfeld entdeckt. Rachel Andalaft ist überzeugt davon, dass „Zukunftsthemen Frauenthemen sind.“ Gerade im Energiebereich seien aber Frauen in Gremien noch immer eher in der Rolle einer Gleichstellungsbeauftragten zu finden. 
In der anschließenden Podiumsdiskussion waren sich Karla Beteta, Senior Beraterin, Agentur für Wirtschaft & Entwicklung aus Nicaragua, Gabriele Greiner, Expert in International Management, Mentoring and Co-Founder und Belinda Montúfar de Maschke einig, dass „Frauen dorthin gehören, wo Entscheidungen getroffen werden.“ Dass es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland in manchen Bereichen schlechter  gestellt ist als in Lateinamerika und in anderen europäischen Ländern, bestätigten alle drei Frauen. Der einzige Mann in der Runde, Justus Vitinius, Director Industries and Services Latin America, DEG - Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH, gab allerdings zu Bedenken, dass aus seiner Erfahrung auch in Lateinamerika nahezu keine Frauen in den Führungsebenen zu finden sind. „Wir als Bank drängen aber darauf, dass die Führung paritätischer besetzt wird. Momentan findet man dort vorrangig die Töchter von Unternehmern.“
Berufstätig in Mexiko
Berufstätig seien die Frauen in Mexiko aber schon deshalb meist, so Gabriele Greiner, die einige Zeit in Mexiko gelebt und im Vorstand der German Center der Landesbank Baden Württemberg LBBW gearbeitet hat, weil es häufig Zweitfamilien gäbe, in denen die Frauen schon aus finanziellen Gründen arbeiten müssen. Sie hat in Mexiko in einem heterogenen Team gearbeitet, in dem „deutlich bessere Ergebnisse“ erzielt wurden. „Manchmal war es allerdings auch mühsam, weil die Ergebnisse später wieder in Frage gestellt wurden.“ Sie selbst hat sich aus den männlichen so genannten Amigo-Strukturen herausgehalten. „Schon allein, weil ich keinen Tequila mag“, erzählt sie lachend. „Wenn ich aber länger dort geblieben wäre, hätte das ein Problem werden können.“
Am erfolgreichsten wäre man, und darin stimmten alle überein, wenn man gegenseitig voneinander lernen würde: Aus Lateinamerika die Flexibilität und die Organisiertheit aus Deutschland. 
Moderiert wurde die Veranstaltung vom Organisationsteam Petra Bender, Leiterin Welcome Center der Technologieregion Karlsruhe und Manuel Neumann, Business Scout for Development bei der IHK Karlsruhe. Mitorganisatoren waren der Lateinamerika-Verein e.V, die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung sowie das Welcome Center der Technologieregion Karlsruhe.