DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2025

Weg aus der Krise bleibt steinig: Unternehmen erleben bislang keine Aufbruchstimmung

DIHK-Stimmungsindex verharrt im pessimistischen Bereich / Helena Melnikov: „Reformen kommen noch nicht bei den Unternehmen an. Sie brauchen eine höhere Schlagkraft: Die Kosten müssen runter, das Tempo muss rauf”

Die erhoffte Trendwende bleibt aus: Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle. Nach wie vor überwiegen die pessimistischen Stimmen in den Betrieben. Das zeigt die DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2025. Sie bildet die Geschäftslage und die Erwartungen von rund 23.000 Betrieben aus allen Branchen und Regionen ab. „Während der Sommermonate hat sich die Lage nicht verbessert, im Gegenteil: Die Stimmung hat sich erneut leicht eingetrübt“, sagt DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Der DIHK-Stimmungsindex fiel um einen Punkt auf 93,8 Zähler und bleibt damit klar im pessimistischen Bereich. Beim DIHK-Stimmungsindex handelt es sich um einen Mittelwert aus der Beurteilung der Wirtschaftslage und der Geschäftserwartung der befragten Unternehmen.
Nur 15 Prozent der Betriebe erwarten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den kommenden zwölf Monaten, jedes vierte Unternehmen rechnet hingegen mit einer Verschlechterung. Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage bleiben ebenfalls verhalten: Ein Viertel der Unternehmen bewertet sie positiv, ebenso viele negativ. Trotz neuer wirtschaftspolitischer Impulse und Reformankündigungen bleibt die Stimmung in der Wirtschaft gedrückt.
„Die Regierung hat die richtigen Themen erkannt, aber noch nicht die notwendige Schlagkraft entwickelt“, sagt Melnikov. „Nach drei Jahren ohne Wachstum brauchen wir mehr als Symbolpolitik. Es fehle weiterhin an spürbarer Entlastung und konkreten Verbesserungen im Alltag der Betriebe.

„Es fehlt der Schwung für einen echten Aufschwung“

„Auf Basis dieser Zahlen rechnen wir in diesem Jahr mit einer Stagnation der Wirtschaftsleistung und für 2026 lediglich mit einem Mini-Wachstum von 0,7 Prozent“, so Melnikov. „Das ist noch kein wirklicher Aufschwung. Denn es fehlt weiter der nötige Schwung, der uns höher und weiter trägt.“
Nach wie vor bremsen vor allem strukturelle Probleme die Betriebe aus: 56 Prozent der Betriebe sehen in den Arbeitskosten eines ihrer größten Geschäftsrisiken, ein neuer Höchstwert. „Steigende Sozialabgaben und die jüngste Erhöhung des Mindestlohns wirken sich spürbar aus, gerade in personalintensiven Branchen wie dem Gastgewerbe“, sagt Melnikov.
Auch die Inlandsnachfrage (58 Prozent) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (57 Prozent) werden weiterhin als erhebliche Belastungen empfunden. „Damit es endlich wieder aufwärtsgeht, braucht es jetzt nachhaltige Reformen: Die Kosten müssen runter, das Tempo rauf“, fordert Melnikov.

Investitionen bleiben aus, Industrie besonders unter Druck

Die Unternehmen reagieren zunehmend zurückhaltend: Nur jedes fünfte plant höhere Investitionen, jedes dritte will sie kürzen. „Fünf Jahre nach Beginn der Pandemie liegen die Unternehmensinvestitionen noch immer rund zehn Prozent unter dem Vorkrisenniveau“, sagt Melnikov. „Da 85 Prozent der jährlichen Investitionen in Deutschland aus dem privaten Sektor stammen, ist das ein Alarmsignal.“
Auch die Beschäftigungsaussichten trüben sich weiter ein: Nur jedes zehnte Unternehmen will Personal aufbauen, jedes vierte dagegen Stellen abbauen.
Besonders kritisch ist die Lage in der Industrie: Ein Drittel der Betriebe bewertet ihre Geschäftslage als schlecht, nur jedes fünfte als gut. Hohe Arbeits- und Energiekosten, eine hohe Steuerlast und schwache Exportaussichten drücken auf die Stimmung. „Unsere Industrie verliert weiter an Substanz. Viele Unternehmen reagieren mit Rationalisierung oder Produktionsverlagerung“, sagt Melnikov.

Globaler Gegenwind und nationale Aufgaben

Auch das internationale Umfeld sorgt für zusätzlichen Druck. Dem Welthandel droht Stagnation, während Konkurrenten in Asien an Dynamik gewinnen. „In einem solchen Umfeld wird der Wettbewerb noch härter“, so Melnikov.
Die Politik muss ihren Reformkurs nun konsequent weiterverfolgen: „Der Weg aus der Krise ist mühsam und steinig und er führt nur über konkrete Reformen“, sagt Melnikov. „Die bisherigen Initiativen der Bundesregierung gehen in die richtige Richtung, reichen aber noch nicht aus. Unternehmen brauchen jetzt spürbare Entlastungen und verlässliche Rahmenbedingungen. Dazu gehört vor allem konsequenter Bürokratieabbau. Das vom Kabinett beschlossene Eckpunktepapier
muss zügig umgesetzt und um weitere Maßnahmen ergänzt werden. Alles, was hemmt und bremst, gehört auf den Prüfstand. Auch die versprochene Stromsteuersenkung für alle darf nicht länger aufgeschoben werden. Ebenso dringend sind bessere Anreize für Beschäftigung, dazu muss die Politik die steigenden Sozialabgaben in den Griff bekommen. Nur so kann die Wirtschaft wieder durchstarten.“
(Berlin, 06. November 2025)