Standortentwicklung
- Baden-Baden als internationalen Tourismusstandort stärken
- Baden-Baden über TGV-Halt an den internationalen Schienenverkehr anschließen
- City-Management als zentrales Element für Tourismus und Einzelhandel etablieren
- Erreichbarkeit der Innenstädte sicherstellen
- Neuordnung Innenstadt Karlsruhe
- Messe-, Incentive-, Kongress- und Eventbranche stärken
- Regionales Innovationssystem stärken
- Strategische Kommunikation und Kontaktpunkt der TechnologieRegion Karlsruhe für Investoren aufbauen
- Touristisches Potential unserer Region festigen und ausbauen
- Region als Leuchtturm für Digitalisierung noch sichtbarer machen
Baden-Baden als internationalen Tourismusstandort stärken
Die Auszeichnung Baden-Badens als UNESCO-Weltkulturerbe im Verbund der „Great Spa Towns of Europe" im Juli 2021 ist ein gewichtiger Beweis für die herausragende Stellung Baden-Badens als Tourismusdestination in Baden-Württemberg und weit darüber hinaus. Der Titel ist eine großartige Chance für unsere Region. Ziel ist es, die starke Marke Baden-Baden weiterhin auszubauen.
Aus der Geschichte und bis in die jüngste Vergangenheit hat der Standort Baden-Baden eine Vielzahl von Alleinstellungsmerkmalen entwickelt, die sich als touristische Infrastruktur ergänzen aber auch voneinander abhängig sind. Der Erhalt und die Pflege des kulturellen Erbes sowie eine Stadtentwicklung, die den touristischen Anforderungen gerecht wird, sind in diesem Zusammenhang bleibende Aufgaben. Hierzu zählen unter anderem der Erhalt des historischen Stadtbilds, die Stärkung der kulturellen Vielfalt sowie ein ganzheitliches Mobilitätskonzept Deshalb sollte die gesamte touristische Dienstleistungskette höchsten Qualitätsstandards genügen. Nur so können die vorhandenen Leistungsträger (Festspielhaus, Museum Frieder Burda, Casino, Kurhaus, Thermalbäder, Hotelinfrastruktur, etc.) ihr volles Potential entfalten und neue Investitionen generiert werden. Ziel ist eine starke, zukunftsfähige Marke Baden-Baden.
Darüber hinaus sollten die mit dem Weltkulturerbetitel verbundenen Chancen vom Land Baden-Württemberg und der Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit den lokalen Interessengruppen und Leistungsträgern analysiert und stärker genutzt werden. Auf diesem Weg sind ein intelligentes Besucherkonzept, ein internationalen Standards entsprechendes Besucherzentrum, eine wirksame Besucher- und Verkehrslenkung und ein professionelles City-Management unerlässlich.
Die Bedeutung Baden-Badens als Wellnessstandort mit zusätzlichen Angeboten auch im Umland des Schwarzwalds eröffnet viele Synergien und sollte zur Steigerung der Attraktivität des Tourismusstandorts weiter gestärkt werden.
Baden-Baden über TGV-Halt an den internationalen Schienenverkehr anschließen
Nachdem gerade für kürzere Reisen in Europa der ökologische Fußabdruck eine zunehmend wichtige Rolle spielt, sollte die Erreichbarkeit des internationalen Tourismusstandorts Baden-Baden mit jährlich ca. 1 Millionen Übernachtungen langfristig über den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden hinaus auch auf der Schiene sichergestellt werden. Während die Nord-Süd-Achse über ICE-Halte und die TGV-Verbindung Frankfurt-Marseille bereits funktioniert, ist die Ost-West-Anbindung nur über Zwischenhalte und teils längere Aufenthaltszeiten möglich.
Die Linie zwischen dem Ballungsraum Paris und der Landeshauptstadt Stuttgart bedingt geradezu einen eigenen Halt in Baden-Baden. Ein TGV-Halt der Linie Paris – München in Baden-Baden muss einhergehen mit einer entsprechenden Frequentierung. Historische Verbindungen und die Grenznähe bieten ideale Voraussetzungen, um Baden-Baden als Reiseziel im Ballungsraum Paris zu vermarkten.
Vor Ort benötigt es für die Stärkung des ÖPNV und zusätzliche Verkehre durch Gäste im Zusammenhang mit dem Welterbe-Status (Tagesbesucher) ein umfassendes Verkehrskonzept. Die Anbindung des Bahnhofs Baden-Baden Oos an die Kernstadt, das Management des fließenden und des ruhenden Individualverkehrs, der Anschluss an die Schwarzwaldhochstraße und die Anbindung der Teilorte an die Kernstadt – all diese Aspekte müssen vor dem Hintergrund der angestrebten Mobilitätswende geplant und umgesetzt werden.
City-Management als zentrales Element für Tourismus und Einzelhandel etablieren
Durch den strukturellen Wandel im Einzelhandel, die Digitalisierung und die verstärkte Zuwendung zum Online-Handel verlieren Innenstädte zunehmend an Attraktivität. Angesichts dieser Entwicklungen und der sich verändernden Kundenanforderungen bedarf es in den Kommunen unserer Region eines City-Managements, welches alle innerstädtischen Stakeholder, also alle Beteiligten aus Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen, Kultur, Immobilienwirtschaft und Vereinen sowie der Bevölkerung, involviert. Gemeinsam sollten diese Stakeholder Maßnahmen und Konzepte erarbeiten, die Besucher und Kunden in den Mittelpunkt sämtlicher Überlegungen stellen. City-Management sollte die zentrale Aufgabe der Standortentwicklung werden, mit dem Ziel, über eine Profilstärkung die Anziehungskraft, Attraktivität und Aufenthaltsqualität des jeweiligen Standorts zu erhöhen. Insbesondere der Ausprägung eines touristischen und gastronomischen Angebots kommt im Rahmen der regionalen und überregionalen Wahrnehmung eine bedeutende Rolle zu. Ergänzt werden kann dieses Angebot auch durch konsumfreie Räume, die letzttlich auch einen wichtigen Beitrag zur Aufenthaltsqualität einer Innenstadt leisten.
Erreichbarkeit der Innenstädte sicherstellen
Die Erreichbarkeit von Innenstädten und Ortskernen für den Individualverkehr, für den ÖPNV sowie den Wirtschaftsverkehr ist für die Funktionsfähigkeit der Standorte entscheidend. Für viele Besucher der Innenstädte spielt der Komfort nach wie vor eine große Rolle. Wir sprechen uns daher für übergeordnete Konzepte zur Erreichbarkeit der Innenstädte unter Beibehaltung der Wahlmöglichkeiten aus.
Für die Attraktivität der Innenstädte und Ortskerne ist dabei auch ein ausreichendes und kostengünstiges Parkraumangebot vonnöten. Daneben sollte zur Stärkung umweltverträglicher Transportmittel der zügige Ausbau von Mobilitätsstationen mit ÖPNV-Anschluss, Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge, Car- und Bikesharing-Angeboten sowie sicheren und wettergeschützten Radabstellbügeln forciert werden. Intelligente Verkehrsmanagement- und Parkleitsysteme erleichtern den Besuchern die Erreichbarkeit der Zentren und verringern unnötigen Parksuchverkehr.
Neuordnung Innenstadt Karlsruhe
Die Innenstadt Karlsruhes ist seit einigen Jahren einem strukturellen Wandel unterlegen. Digitale Vertriebswege haben den Besuch der Innenstadt für viele Kunden und Besucher weniger reizvoll gemacht.
Die Stadt Karlsruhe erlebt seit dem Jahr 2022 erstmals seit mehr als 150 Jahren eine Innenstadt ohne Straßenbahn. Die Neugestaltung der Kaiserstraße bietet große Chancen, zeitnah Erlebnispunkte zu schaffen und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.
Wichtige Impulse sind darüber hinaus die Stärkung der östlichen Kaiserstraße durch bspw. universitätsnahe Nutzungen, die städtebauliche Aufwertung des Europaplatzes sowie die Akzentuierung touristischer und kultureller Angebote innerhalb der Innenstadt. Es ist allgemeiner Konsens, dass eine erfolgreiche Transformation nur durch gemeinsame Anstrengungen aller innerstädtischen Akteure möglich ist. Die IHK Karlsruhe engagiert sich dafür, gemeinsam mit den Akteuren klare Zielbilder und Maßnahmen für die Innenstadt Karlsruhe zu entwickeln, um diese als lebendiges und attraktives Zentrum des Einzelhandels, der Gastronomie und des Erlebens zu erhalten. Diese sollte unter anderem die Attraktivierung des öffentlichen Raums, die Förderung innovativer Architektur und die Integration von Kultur und Freizeit umfassen.
Darüber hinaus sprechen wir uns dafür aus, innovative und kreative Ideen der innenstädtischen Akteure im öffentlichen Raum seitens der Verwaltung wohlwollend zu begleiten.
Messe-, Incentive-, Kongress- und Eventbranche stärken
Die TechnologieRegion Karlsruhe verfügt über eine Vielzahl von Veranstaltungsorten und hat mit der Messe Karlsruhe und dem Kongressstandort Baden-Baden zwei überregional bedeutende Zugpferde. Messen, Kongresse und Tagungen sind als Marktplätze der Wirtschaft gerade auch für kleine und mittelständische Unternehmen äußerst wichtig. Darüber hinaus bilden sie das Rückgrat für Dienstleistungsketten, die vom Messeveranstalter über den Messebau bis hin zu Hotels und Gastronomie reichen und die enorme wirtschaftliche Bedeutung dieser Branche unterstreichen. Die Incentive- und Eventbranche ergänzt und stärkt die bestehenden Strukturen und hat eine große Schnittstelle zur Kultur- und Kreativwirtschaft.
Mit der Corona-Pandemie haben die betroffenen Branchen durch Beschränkungen deutliche Verluste erlitten. Hinzu kommt, dass digitale Formate das Geschäft dauerhaft verändern werden.
Um diese Branchen nachhaltig zu stärken bedarf es Investitionen in die bestehende Infrastruktur sowie flexibler Anpassungen an Marktveränderungen und sich wandelnde Bedürfnisse. Eine konsequente regionale aufgestellte Unterstützung und Vermarktung der vorhandenen Möglichkeiten und Angebote sowie eine Bündelung vorhandener Ressourcen sind entscheidend, um die TechnologieRegion Karlsruhe als attraktiven Standort für Messen, Kongresse und Events zu positionieren.
Die Förderung von Innovationen und kreativen Ansätzen sowie die Schaffung eines attraktiven Ökosystems für Start-ups und Unternehmen der Veranstaltungsbranche sollten weitere wichtige Bausteine für eine erfolgreiche Zukunft der MICE-Branche in unserer Region sein
Regionales Innovationssystem stärken
Die Ausrichtung der TechnologieRegion Karlsruhe an Fokusfeldern wie Mobilität, Digitalisierung, Bioökonomie und Energie sowie das Ziel, technologische Entwicklungen und Innovationen sowie Wissenschaft und Wirtschaft noch enger zu verzahnen, sollte beibehalten werden.
Die Region verfügt über zahlreiche Innovations-Intermediäre, welche eine Vielzahl an Unterstützungsleistungen für die Wirtschaft anbieten. Ziel sollte es sein, deren Bekanntheitsgrad in der Wirtschaft weiter zu steigern. Um Doppelaktivitäten zu vermeiden, ist ein enger und dauerhafter Austausch zwischen den Akteursgruppen nötig.
Neue Technologien und anwendungsnahe Ideen der Forschung müssen schnell in die Wirtschaft transferiert werden. Die Innovationsallianz für die TechnologieRegion Karlsruhe als schneller Zugangsweg zur regionalen Forschungslandschaft für die Wirtschaft sollte von allen Beteiligten weiterhin unterstützt werden. Dafür ist ein internes Technologiemonitoring in den Forschungseinrichtungen nötig, das neues Forschungswissen (z. B. Doktor- und Masterarbeiten) kontinuierlich auf wirtschaftliche Verwertungspotenziale prüft. Von Seiten der Wirtschaft kann die IHK durch ihre Technologietransfermanagerin (TTM) beim Transfer an geeignete Unternehmen zielgerichtet unterstützen.
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) will die Sichtbarkeit als nationaler „Forschungs-Leuchtturm“ weiter stärken. Ziel ist, weltweit weiter zu den Top-Universitäten und Forschungseinrichtungen aufzuschließen. Internationalisierung bedeutet Wachstum: Eine Stärkung des KIT stärkt auch die regionale Wirtschaft. Die Akteure der TechnologieRegion Karlsruhe sollten das KIT im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten sowohl innerhalb der Region als auch über diese hinaus unterstützen.
Strategische Kommunikation und Kontaktpunkt der TechnologieRegion Karlsruhe für Investoren aufbauen
Bei Investitionsentscheidungen geht es teils um Nuancen. Ein professionalisierter Kontaktpunkt der TechnologieRegion Karlsruhe wäre ein wichtiger Baustein, um Investoren für den Standort zu gewinnen.
Es könnte dabei zwei Aufgaben erfüllen. Zum einen könnte dieser Kontaktpunkt als erster Ansprechpartner für Investoren dienen. Zum anderen soll er aber auch offensiv die überregionale (auch internationale) Vermarktung der TechnologieRegion Karlsruhe vorantreiben, um die Region bekannter und für Investoren interessanter zu machen.
Es sollten die Voraussetzungen für einen Kontaktpunkt für Investoren geschaffen werden, um ein zielgerichtetes Standortmarketing aufzubauen und für die Zukunft über professionalisierte Strukturen für den Umgang mit Investitionsanfragen zu verfügen. Ein erster Schritt ist es, hierfür die finanziellen Grundlagen zu schaffen.
Touristisches Potential unserer Region festigen und ausbauen
Der Tourismus in der Region ist eine tragende Säule unseres wirtschaftlichen und sozialen Gemeinwesens und trägt zu den Zielen eines starken Wirtschaftsstandortes bei. Insbesondere der Geschäftsreisetourismus in Karlsruhe, der Gesundheitstourismus in den prädikatisierten Kurorten sowie und der Tagestourismus in den Tourismusdestinationen Bühl-Bühlertal-Ottersweier, Albtal. Murgtal oder Kraichgau/Bretten stellen wichtige Einnahmequellen für die tourismusorientierten Unternehmen dar. Von besonderer Bedeutung für den Tourismusstandort ist außerdem die internationale Marke und damit verbundene Strahlkraft Baden-Badens, die für die überregionale Vermarktung der Region eine wichtige Rolle spielt. Dies wird durch die Ernennung zum Weltkulturerbe zusammen mit den Great Spa Town of Europe unterstrichen.
Digitalisierung, Vernetzung und Zusammenarbeit der Marketing-Organisationen sowie Qualitätsmanagement bleiben Erfolgsfaktoren, die es konsequent umzusetzen gilt. Daneben nimmt insbesondere das Thema Nachhaltigkeit eine immer bedeutendere Rolle ein. Im Zentrum aller Strategien sollte der Gast stehen, der nicht in kommunalen Grenzen und organisatorischen Zuständigkeiten denkt.
Die Stärkung und Vernetzung der Leistungsträger, neue und innovative Angebote, die gemeinsame Vermarktung von Inhalten bei relevanten Zielgruppen und Kooperationen im Online-Marketing sollten in den Fokus rücken. Es liegt im Interesse aller Beteiligten, dass touristische Dienstleistungsketten beharrlich optimiert, strategisch vernetzt und effektiv vermarktet werden. Digitalisierung und künstliche Intelligenz können hierfür wirksame Werkzeuge sein, um die Vernetzung zu verbessern und die intradisziplinäre Kommunikation zu unterstützen.
Die Gründung des IHK-Tourismusausschusses 2024 markiert dabei einen wichtigen Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit der Region im Tourismussektor zu stärken, Lösungen für aktuelle tourismusspezifische Herausforderungen zu erarbeiten und die Entwicklung der TechnologieRegion Karlsruhe voranzutreiben.
Region als Leuchtturm für Digitalisierung noch sichtbarer machen
Herausragende Digitalisierungs-Kompetenzen, insbesondere in den Feldern Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0 und IT-Sicherheit, machen die Region Karlsruhe zu einem Hotspot für digitale Zukunftstechnologien und die Transformation der Wirtschaft. Die TechnologieRegion Karlsruhe ist zu Recht auch überregional für diese IT-Stärke bekannt – es bleibt jedoch eine Daueraufgabe, diesen Standortvorteil immer wieder aktiv nach außen zu tragen.
Mit den IHK-Arbeitskreisen „Künstliche Intelligenz und digitale Innovationen“ sowie „Industrie 4.0“, dem Cyberforum, dem European Digital Innovation Hub, dem de:Hub für angewandte Künstliche Intelligenz, dem Hubwerk01 oder der Karlsruher IT-Sicherheitsinitiative verfügt die Region über etablierte und spezialisierte Netzwerke, die den Wissenstransfer zwischen Forschungseinrichtungen, IT-Anbietern und -Anwendern fördern. Ihre bereits enge Zusammenarbeit sollte weiter gestärkt und gefördert werden.
Als Standort der KI-Allianz Baden-Württemberg e.G. ist die Region Teil eines landesweiten Verbunds von KI-Kompetenzzentren. Die dauerhafte Förderung der Allianz als Teil des KI-Dreiecks mit CyberValley und dem KI-Park IPAI ermöglicht es Baden-Württemberg, auch international KI-Sichtbarkeit zu erreichen. Ziel sollte ein baden-württembergisches KI-Ökosystem mit internationaler Anziehungskraft sein. Dafür sollten die bereits geschaffenen Strukturen strukturell und finanziell verstetigt und permanent weiterentwickelt werden.
Es gilt, gemeinsam eine Haltung zu entwickeln, die neben der Forschung die Umsetzung von Ideen in marktgängige Geschäftsmodelle und Produkte noch stärker in den Blick nimmt. Dazu kann auch die öffentliche Verwaltung einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie Unternehmen und Startups vorhandene Daten für die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle zur Verfügung stellt, etwa pilothaft zu Testzwecken. Das kann auch den Abbau von Bürokratie in der Verwaltung unterstützen.