Produktstandards und Normen (CE/UKCA)

Ausfuhr von Produkten aus EU nach UK

Die britische Regierung hat am 14. November 2022 angekündigt, dass rechtsmäßig mit einer CE-Kennzeichnung versehene Produkte in Großbritannien für einen begrenzten Zeitraum bis 31. Dezember 2024 in Verkehr gebracht werden dürfen, sofern die CE-Kennzeichnung auf einer Selbsterklärung basiert oder die Konformität durch eine “Benannte Stelle” (EU Notified Body) zertifiziert wurde. 
Die britische Regierung informiert über die Einführung der neuen UKCA Kennzeichnung (UK Conformity Assessed), welches zum 1. Januar 2021 eingeführt wurde und das CE-Zeichen im Vereinigten Königreich ersetzen wird. Für die Marktzulassung der meisten Produkte wird das CE-Zeichen während einer Übergangsfrist bis 31. Dezember 2024 anerkannt. Ab 1. Januar 2025 wird in GB nur noch das UKCA-Label akzeptiert. Ausgenommen sind CE-gekennzeichnete Medizinprodukte. Diese dürfen bis 30. Juni 2024 in Verkehr gebracht werden.
Hersteller sind in vielen Fällen berechtigt, ihre Produkte auf der Basis einer Selbsterklärung mit dem UKCA-Label zu kennzeichnen, wenn in der “UK Declaration of Conformity” (Konformitätserklärung) bescheinigt wird, dass geltende britische Richtlinien und Normen eingehalten werden.
Die UKCA-Kennzeichnung darf bis 31. Dezember 2027 auf einem Klebeetikett oder einem Begleitdokument angebracht werden. Danach hat die UKCA-Kennzeichnung am Produkte selbst zu erfolgen.
Die Kennzeichnung des Importeurs – auch für CE-gekennzeichnete Produkte – mit Namen und Anschrift ist bis zum 31. Dezember 2027 per Aufkleber oder Begleitdokument zulässig. Danach müssen die Adressdaten des Importeurs am Produkt selbst angebracht werden.
Begleitdokumente müssen ihre Ware begleiten, bis sie ihren Endverbraucher erreichen.
CE-Konformitätsbewertungen, die durch eine in der EU ansässigen “Benannten Stelle” (EU Notified Body) vor dem 31. Dezember 2024 zertifiziert sind, werden weiterhin für die UKCA-Kennzeichnung anerkannt. Somit können Hersteller das UKCA-Zeichen – bis zum Ablauf des Zertifikats oder bis maximal Ende 2027 – auf ihren Produkten anbringen, ohne eine erneute Prüfung durch eine britische Prüfstelle (UK Approved Body) zu durchlaufen.
Produktvorschriften von A bis Z
Die britische Regierung hat einen Leitfaden veröffentlicht und informiert, welche Vorschriften für die Produktsicherheit in GB einzuhalten sind.
  • Produktvorschriften, die unter die UKCA-Kennzeichnung fallen, gelten für: Spielzeugsicherheit, Sportboote und Wassermotorräder, Einfache Druckbehälter, Elektromagnetische Verträglichkeit, Nicht automatische Waagen, Messgeräte, Aufzüge, ATEX, Funkgeräte, Druckausrüstung, Persönliche Schutzausrüstung, Gasgeräte, Maschinen, Außengeräusche, Öko-Design, Aerosole, Elektrische Niederspannungsausrüstung, Beschränkung gefährlicher Stoffe.
  • Produktvorschriften, die unter die UKCA-Kennzeichnungspflicht fallen und gesonderten Richtlinien unterliegen, gelten für: medizinische Geräte, Interoperabilität der Schiene, Bauprodukte und zivile Sprengstoffe.
  • Gesonderte Kennzeichnungspflichten gelten für Chemikalien sowie für Lebensmittel und Getränke. Die britische Regierung weist darauf hin, dass alle erforderlichen Kennzeichnungen für Lebensmittel, die in GB verkauft werden, bis zum 30. September 2022 angepasst sein müssen
  • Ab Januar 2024 gelten in Großbritannien neue Vorschriften für EU-Waren, speziell SPS-Waren, das sind Waren tierischen oder pflanzlichen Ursprungs. Die britischen Behörden bieten Listen für EU-Produkte sowie überarbeitete Gesundheitszeugnisse an. Bereits seit Januar 2022 ist eine Vorabmeldung über das Onlineportal IPAFFS verpflichtend, die Umstellung auf digitale Dokumente ist für 2024 geplant. Für Nordirland greifen weiterhin EU-Binnenmarktregeln. Die zuständigen britischen Behörden stellen folgende Übersichtslisten für Produkte aus der EU zur Verfügung: Risikokategorien für tierische ErzeugnisseRisikokategorien für  Pflanzen und pflanzliche Erzeugnisse
  • Medizinprodukte: in ihrem Leitfaden “Regulating medical devices in the UK” weist die britische Regierung darauf hin, dass für CE-gekennzeichnete Medizinprodukte (Medical devices) eine Übergangsfrist bis 30. Juni 2023 gilt, in der diese Produkte weiterhin in GB eingeführt werden dürfen. CE-Kennzeichnungen auf der Basis einer Selbsterklärung werden ebenfalls noch bis Ende Juni 2023 akzeptiert. Danach ist eine UKCA-Kennzeichnung verpflichtend. Eine doppelte (CE- und UKCA-) Kennzeichnung wird auch nach dem 1. Juli 2023 akzeptiert. Hersteller, die Medizinprodukte in GB vertreiben wollen, müssen sich grundsätzlich bei der MHRA-Behörde registrieren. Nicht in GB ansässige Hersteller sind verpflichtet, eine “UK Responsible Person”, also eine Verantwortliche Person mit Sitz in Großbritannien zu benennen
Für den Vertrieb von Medikamenten oder Kosmetikprodukten aus der EU nach GB muss eine “Responsible Person” mit Sitz in GB benannt werden, die im Auftrag des Herstellers Anforderungen an Zertifizierung und Produktsicherheit sicher stellen muss. 
Hinweis: Die EU-Datenbak Acccess2 Markets informiert zu Zöllen, Ursprungsregeln und Produktanforderungen, die bei der Einfuhr von Waren in Drittländer gelten. Durch die Eingabe der Warentarif-Nummer, dem Herkunfts- sowie dem Bestimmungsland Ihrer Produkte erhalten Sie unter der Rubrik „Verfahren und Formalitäten“ die Land- und Produkt-spezifischen Informationen zu technischen Vorschriften, Normen und Konformitätsbewertungsverfahren.
Achtung: Nordirland stellt einen Sonderfall dar, hier gelten aufgrund des Nordirland-Protokolls weiterhin die EU–Bestimmungen und somit CE-Kennzeichnungen.
“UK Approved Bodies” bescheinigen Produkten, dass die in UK geltenden Vorschriften erfüllt werden. Nur im Vereinigten Königreich ansässige UK Approved Bodies dürfen britische Konformitätserklärungen vornehmen. In der britischen Datenbank UK Market Conformity Assessment Bodies (UKMCAB) kann nach den offiziellen Zertifizierern recherchiert werden, die für den britischen Markt zugelassen sind.
Für Produkte, die nach UK eingeführt werden, muss ein in der UK ansässiger Importeur mit dessen Namen und Anschrift ausgewiesen werden. Der Importeur stellt sicher, dass die britischen Vorschriften hinsichtlich Sicherheit, Konformität, Verpackung und Etikettierung eingehalten werden. Der Importeur ist Schnittstelle zu den britischen Behörden. Zu seinen Pflichten zählt unter anderem, eine Kopie der Konformitätserklärung für das jeweilige Produkt für eine Dauer von 10 Jahren aufzubewahren. Hierfür kommen entweder eine eigene Betriebsstätte oder ein in der UK sitzender Zollvertreter oder Vertriebspartner in Betracht.
Die AHK Großbritannien hat unter den FAQs auf ihrer Internetseite eine Liste britischer Ansprechpartner veröffentlicht, die ihre Dienstleistungen im Zusammenhang mit der UKCA-Kennzeichnung sowie Produktregistrierungen anbieten.

Einfuhr von Produkten aus UK in die EU

Mit der CE-Kennzeichnung wird nachgewiesen, dass ein Produkt (z.B. Spielwaren, Medizinprodukte) die in EU-Richtlinien festgelegten Sicherheits-, Umwelt- und Gesundheitsanforderungen erfüllt. Erst dann darf es in allen Mitgliedstaaten der EU in Verkehr gebracht werden. Viele Unternehmen nehmen dafür die Dienste zugelassener Prüfinstitute in Anspruch und lassen sich von ihnen eine Konformitätsbescheinigung ausstellen. Diese Prüfstellen müssen ihren Sitz in einem Mitgliedstaat haben und von den zuständigen Behörden des Mitgliedstaats benannt worden sein („Benannte Stelle“). Mit dem Austritt des Vereinigten Königsreichs verlieren britische Institute ihren Status als „benannte Stelle“ und können dann keine in der EU gültigen Konformitätsbewertungen mehr vornehmen. Deutsche Importeure, die für ihre Produkte eine CE-Kennzeichnung benötigen, müssen sicherstellen, dass sie nach dem Brexit über ein in der EU gültiges Zertifikat für ihr Produkt verfügen.
Für Produkte, die durch eine britische Prüfstelle zertifiziert wurden, wird eine Re-Zertifizierung erforderlich. Bestehende Zertifikate können in ein anderes EU-Mitgliedsstaat übertragen werden. Die Re-Zertifizierungen haben durch eine in der EU “Benannten Stelle” zu erfolgen.
Die EU “Benannten Stellen” können in der Nando Datenbank abgerufen werden.