Zukunftsfaktor Kinderbetreuung

Die Kinderbetreuungseinrichtungen in Deutschland sind nur unzureichend auf die Bedürfnisse berufstätiger Eltern ausgerichtet. Das hat eine bundesweite Umfrage des DIHK unter rund 1.700 Kindertagesstätten ergeben. Familie und Beruf miteinander zu verbinden, ist in der modernen Arbeitswelt jedoch unverzichtbar: Die Erwerbswünsche von Eltern nehmen zu und Unternehmen möchten im Wettstreit um die besten Köpfe vorn liegen.

Flexible Betreuung immer noch zu selten

Nach der DIHK-Umfrage haben nur 5 Prozent der Kitas auch nach 18:00 Uhr geöffnet und lediglich 1,3 Prozent bieten eine Betreuung am Samstag an. Zudem bleiben über 60 Prozent der Kitas während der Schulferien geschlossen. Etwas besser sieht das Angebot morgens und mittags aus: 70 Prozent der Kindergärten öffnen vor 7:30 Uhr und fast 90 Prozent beaufsichtigen Kinder auch über Mittag.

Individuelle Betreuungszeiten rar

Die geforderte Flexibilität macht sich aber nicht nur an den Öffnungszeiten fest. Eltern haben in der Regel keine Möglichkeit, individuelle Betreuungszeiten zu vereinbaren und dann entsprechend abzurechnen. Nur etwa 30 Prozent der Kitas bieten diese Möglichkeit an - und das obwohl eine gleichmäßige Verteilung der Arbeitszeit über das Jahr hinweg in manchen Branchen immer weniger die Regel ist. Belegplätze für Unternehmen hält zudem nur jede zehnte Kita bereit.

Stolpersteine beseitigen

Gestresste Eltern bringen immer auch Konflikte in die Betriebe, weil die Kita-Öffnungszeiten den Arbeitsrhythmus diktieren. Der DIHK fordert deshalb, dass den flexiblen Arbeitszeiten auch flexible Kinderbetreuungsangebote folgen:
  • Schließzeiten über Mittag sind generell abzuschaffen, da sie mit den meisten Formen der Erwerbstätigkeit nicht vereinbar sind.
  • Etwa die Hälfte aller Erwerbstätigen arbeitet am Wochenende und/oder in Schichtdiensten. Der Gesetzgeber muss die Kitas deshalb in die Lage versetzen, auf solche Anforderungen reagieren zu können und ggfl. Samstagsöffnung oder späte Öffnungszeiten anzubieten.
  • Die Arbeits- und Urlaubszeiten dürfen nicht durch die Öffnungszeiten der Kitas diktiert werden. Deshalb müssen flexiblere Öffnungszeiten möglich und Alternativen während längerer Schließzeiten verpflichtend angeboten werden.
  • Individuell vereinbarte Betreuungszeiten und Abrechnungen müssen Standard werden, damit Kinderbetreuung besonders für Teilzeitbeschäftigte passgenau und bezahlbar ist.

Netzwerke ausbauen

Nicht für jede Situation können einzelne Kitas Lösung anbieten. Deshalb müssen trägerübergreifende Netzwerke ausgebaut werden - statt Eltern und Unternehmen mit dem Anpassungsdruck allein zu lassen. Dazu gehören ergänzende Angebote familiennaher Dienstleistungen wie z.B. Tagespflege, die vor allem in speziellen Konstellationen die Betreuungsinfrastruktur vervollständigen würden.

Fazit

Kinderbetreuung ist ein sehr wichtiger Zukunftsfaktor. Familienfreundliche Unternehmen entscheiden im Wettstreit um die besten Köpfe für sich - Kommunen mit familienfreundlicher Infrastruktur haben im Standortwettbewerb die Nase vorn. Für Unternehmen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Kinderbetreuung zu unterstützen.

Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung

Gründung einer betriebseigenen Kindertageseinrichtung

Das Unternehmen ist Träger der Einrichtung und hat so die Möglichkeit, den eigenen Bedarf unmittelbar umzusetzen. Das Eigenengagement des Betriebs ist bei dieser Lösung sehr hoch. Alternativ hierzu kann die Trägerschaft auch an einen öffentlichen, freien oder privaten Träger vergeben werden. Informationen über die in der Region Stuttgart aktiven Träger erhalten Sie bei der Servicestelle für betriebliche Kinderbetreuung des KVJS (s.u.). Ansprechpartner zu Fragen der Förderung und Genehmigung sind auch die jeweiligen Jugendämter der Kommunen.

Kooperation in der Kinderbetreuung

Mehrere Unternehmen richten zusammen eine Kindertagesstätte ein, arbeiten mit einem öffentlichen oder privaten Träger zusammen oder unterstützen die Bildung einer Elterninitiative, die dann als Träger fungiert.

Belegplätze in Kindergärten

Ein Unternehmen "bucht" Belegplätze in bereits bestehenden Einrichtungen. Das Unternehmen kann bei Bedarf zum Beispiel auch verlängerte Öffnungszeiten finanzieren oder sich an anfallenden Investitionskosten beteiligen.

Betreuung durch eine Kindertagespflegeperson

Die Tagespflegeperson betreut die Kinder im eigenen Haushalt oder dem der Eltern. Alternativ ist es auch möglich, dass die Kinder in Räumen des Unternehmens betreut werden. Anlaufstellen für Unternehmen, die eine solche "Großtagespflegestelle" einrichten möchten, sind zum Beispiel Tageselternvereine oder Träger wie die Caritas (weiterführende Links neben diesem Text).

Arbeitgeberzuschuss zur Kinderbetreuung

Eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Kinderbetreuung zu unterstützen. Der zweckgebundene Zuschuss ist steuer- und sozialversicherungsfrei.

Weitere Angebote

Ferienbetreuung, Kinderbetreuung für Notfälle (Eltern-Kind-Zimmer, Notfall-Tagesmutter), Information und Beratung (Beratungssprechtage für Eltern).
Für manche dieser Möglichkeiten empfiehlt es sich, frühzeitig Fachleute zu Rate zu ziehen. Hinweisen möchten wir Sie hier insbesondere auf die Servicestelle für betriebliche Kinderbetreuung (KVSJ BW) des KVJS (Kommunalverband Jugend und Soziales Baden-Württemberg). Hier können sich Unternehmen zum gesamten Spektrum betrieblich unterstützter Kinderbetreuung beraten lassen. Nebenstehender Link führt Sie direkt auf die Website.
Praxisnahe Informationen bietet zudem das Unternehmensnetzwerk Erfolgsfaktor Familie (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). Hier finden Sie zahlreiche Broschüren, Checklisten und Leitfäden. Hier finden Sie den aktuellen Praxisleitfaden Unternehmen Kinderbetreuung (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend).
Einen generellen Überblick über familienorientierte Personalpolitik vermittelt ein Checkheft für kleine und mittlere Unternehmen (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), an dem auch unsere IHK mitgearbeitet hat.