Die deutsche Tourismuswirtschaft: Rekorde und Realität
Unterschiedliche Entwicklung bei Nachfrage und Umsätzen
Die deutsche Tourismuswirtschaft verzeichnete 2024 mit 496,1 Millionen Gästeübernachtungen einen neuen Rekord. Gleichzeitig sind jedoch die Umsätze der Betriebe rückläufig. Diese unterschiedliche Entwicklung zwischen Nachfrage und wirtschaftlichem Erfolg zeigt sich branchenweit.
Unterschiedliche Geschäftsentwicklung nach Bereichen
Reisevermittler: 38 Prozent der Reisevermittler berichten von gut laufenden Geschäften, auch wenn die Reiselust der Deutschen etwas zurückgegangen ist. Der Branchensaldo liegt bei 27 Punkten.
Gastgewerbe: Das Gastgewerbe zeigt eine angespanntere Entwicklung. 21 Prozent der Betriebe schätzen ihre Lage als gut ein, während 29 Prozent eine schlechte Bewertung abgeben. Beherbergungsbetriebe weisen trotz hoher Übernachtungszahlen einen negativen Saldo von minus 9 Punkten auf.
Kostensteigerungen als zentrale Herausforderung
Die wesentlichen Belastungen liegen in den gestiegenen Kosten:
- 79 Prozent der gastgewerblichen Betriebe nennen steigende Energie- und Rohstoffkosten als Geschäftsrisiko
- 73 Prozent nennen hohe Arbeitskosten
- Zusätzlich wirken sich hohe Lebensmittelpreise auf die Margen aus
Finanzlage der Betriebe
60 Prozent der Gastgewerbebetriebe melden eine problematische Finanzlage - ein höherer Anteil als in der Gesamtwirtschaft (42 Prozent). Die häufigsten Problembereiche sind:
- 40 Prozent berichten von Eigenkapitalrückgang
- 29 Prozent haben Liquiditätsprobleme
- 7 Prozent sehen sich von Insolvenz bedroht
Geschäftserwartungen
Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate zeigen eine verhaltene Stimmung: 10 Prozent der Gastgewerbebetriebe erwarten eine Verbesserung, während 39 Prozent negative Geschäftserwartungen haben. Der Erwartungssaldo liegt bei minus 29 Punkten.
Weitere Einflussfaktoren
Neben den Kostensteigerungen wirken sich weitere Faktoren auf die Branche aus:
- Fach- und Arbeitskräftemangel (52 Prozent der Betriebe)
- Zurückhaltende Konsumhaltung bei Verbrauchern (42 Prozent sehen Inlandsnachfrage als Risiko)
- Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (58 Prozent der Betriebe sehen diese als Risiko)
Zusammenfassung
Die deutsche Tourismuswirtschaft zeigt eine uneinheitliche Entwicklung: Trotz rekordhoher Nachfrage können viele Betriebe ihre Umsätze nicht entsprechend steigern. Hohe Kosten, angespannte Finanzlagen und verhaltene Zukunftserwartungen kennzeichnen insbesondere das Gastgewerbe. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Branche vor strukturellen Herausforderungen steht, die eine nachhaltige Rentabilität erschweren.