Konjunkturbericht Nordostniedersachsen 1. Quartal 2022

Gesamtwirtschaft Nordostniedersachsen

2022-01-allgemeine-Konjunkturlage
Bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 überwiegt die Zuversicht. Zudem ist die Bewertung positiver als noch im Winter. Denn der Anteil der Betriebe, der die aktuelle Lage als „schlecht“ einschätzt, ist von 22 auf 15 Prozent zurückgegangen. Zurückzuführen ist das u.a. darauf, dass die Auftragsbücher gut gefüllt sind. Die Hemmnisse der regionalen Wirtschaft liegen allerdings darin, die bestehende Nachfrage restlos bedienen zu können, zumal sowohl Material als auch Personal knapp sind und sich zunehmend verteuern. Verschärft werden die Kostensteigerungen durch die explodierenden Energiepreise.
94 Prozent der Unternehmen sind aktuell mit nennenswerten Kostenerhöhungen konfrontiert. Rund 81 Prozent verzeichnen höhere Einkaufspreise für bezogene Waren, Vorprodukte und Rohstoffe und sind von nennenswerten Kostenerhöhungen für Strom, Treibstoff und Wärme betroffen. Höhere Arbeitskosten nennen 60 Prozent und höhere Einkaufspreise für erhaltene Dienstleistungen schlagen bei 37 Prozent der Betriebe zu Buche. Immerhin neun von zehn Betrieben können nach eigener Einschätzung die Kostenerhöhungen an ihre Kundschaft weitergeben. 44 Prozent haben bereits ihre Preise erhöht und 39 Prozent beabsichtigen, dies zukünftig zu tun. Dies beeinträchtigt die geschäftlichen Aussichten, drückt auf die konjunkturelle Stimmung und schlägt sich in den Investitions- und Beschäftigungsplanungen der regionalen Wirtschaft nieder. Der Konjunkturklimaindikator, der als Stimmungswert sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen der regionalen Wirtschaft abbildet, ist eingebrochen, weil die Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten von den Unternehmen deutlich pessimistischer eingeschätzt werden als noch im Winter. Zwar rechnet immer noch jedes achte Unternehmen mit besseren Geschäften, aber 46 Prozent gehen im Jahresverlauf nun von einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung aus. 
Abgeschwächt hat sich im Vergleich zur Vorumfrage auch die Investitionsbereitschaft der heimischen Unternehmen. Derzeit gehen 22 Prozent der Betriebe von einer Ausweitung ihrer Investitionsbudgets aus, 45 Prozent wollen diese unverändert beibehalten und 33 Prozent der Befragten planen, ihre Investitionsprogramme zusammenzustreichen. Bei den Personalplanungen sind die Unternehmen zurückhaltender geworden. Optimisten und Pessimisten liegen mittlerweile gleichauf. 15 Prozent der Unternehmen erwarten eine Ausweitung ihrer Mitarbeiterzahl und 70 Prozent möchten ihren Personalbestand konstant belassen. 15 Prozent rechnen damit, Beschäftigung abbauen zu müssen.
2022-01-Hauptbranchen-NON

Industrie

2022-01-Industrie-NON

Die Kundenorders haben zugelegt und die regionale Industrie verfügt über ein Auftragspolster. Die Lagebeurteilungen fallen derzeit weniger optimistisch aus als im Vorquartal. Aktuell bezeichnen 18 der Industriebetriebe ihre Geschäftslage als gut, zwei Drittel sehen sie zumindest als befriedigend an und 15 Prozent der Produktionsunternehmen sind mit ihrer geschäftlichen Situation unzufrieden. Es gelingt den Industriebgetrieben jedoch häufig nicht, die bestehende Nachfrage restlos bedienen zu können, zumal sowohl Material als auch Personal knapp sind und sich zunehmend verteuern. Verschärft werden die Kostensteigerungen durch die explodierenden Energiepreise infolge des Krieges in der Ukraine und der angespannten geopolitischen Lage.
In allen Industriezweigen sind Stahl, Aluminium, Kupfer, Holz und Verpackungen ebenso Mangelware wie Elektronikkomponenten. Besonders in der Fahrzeugindustrie herrscht ein massives Defizit an Halbleitern und Kabelbäumen. Für zusätzliche Belastungen sorgen zudem Logistikprobleme und hohe Frachtkosten. Die drastischen Kostensteigerungen können häufig nicht in vollem Umfang an die Kundschaft weitergeben. All dies dämpft die geschäftlichen Aussichten auf die kommenden zwölf Monate merklich. Jeder zweite Industriebetrieb rechnet mit einem geringeren Geschäftsvolumen, 42 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Geschäften und nur jeder zwölfte Betrieb erwartet ein höheres Geschäftsvolumen.
2022-01-Industrie-NON-Kreise

Einzelhandel

2022-01-Einzelhandel-NON
Der stationäre Einzelhandel hatte in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 weiterhin unter den behördlich angeordneten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zu leiden. Viele Kunden ließen sich durch stetig und meist ausgesprochen kurzfristig geänderte Regularien verunsichern und hielten sich beim Einkaufsbummel zurück. Das wirkte sich vor allem auf den Handel in den Innenstädten der Region negativ aus. Derzeit bezeichnen 18 Prozent der Einzelhändler ihre geschäftliche Situation als gut, 59 Prozent empfinden sie zumindest als befriedigend. 23 Prozent der Einzelhändler berichten hingegen von schlecht laufenden Geschäften. Zudem kämpft auch der Handel mit Lieferschwierigkeiten, weshalb er die Wünsche seiner Kunden bisweilen nur mit längeren Wartezeiten und in Einzelfällen sogar überhaupt nicht erfüllen kann.
Verschärft haben sich die Lieferschwierigkeiten infolge des Krieges in der Ukraine durch die Unterbrechung weiterer Lieferketten und sich verschärfender Personalmangel in der Logistikbranche durch den Ausfall von ukrainischen Lkw-Fahrern. Explodierende Energiekosten und die Preissteigerungen bei vielen Konsumprodukten sowie die Ungewissheiten zur zukünftigen Energieversorgung und zur Dauer des Krieges in der Ukraine beeinträchtigen die Konsumneigung. Der Ausblick der Einzelhändler auf die Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten hat sich daher deutlich eingetrübt. 62 Prozent erwarten eine Verschlechterung der Geschäftslage, 31 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Geschäften und nur jeder vierzehnte Betrieb rechnet mit einem höheren Geschäftsvolumen. Dementsprechend sind die Einzelhandelsbetriebe bei ihren Investitions- und Personalplanungen zurückhaltend.
2022-01-Einzelhandel-NON-Kreise

Großhandel

2022-01-Grosshandel-NON
Der Großhandel erreicht mit einem Klimaindex von 94 Punkten nach der Dienstleistungswirtschaft den zweitbesten Branchenwert. Da die Großhändler die erwarteten Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten deutlich schwächer beurteilen, ist der Indexwert trotz besserer Beurteilung der aktuellen Geschäftslage allerdings um sieben Punkte gefallen. Momentan freuen sich 34 Prozent der Großhandelsunternehmen über gute Geschäfte. 47 Prozent halten sie immerhin für befriedigend. Und knapp ein Fünftel der Grossisten hat schlechte Geschäfte zu beklagen.
Auch der Großhandel leidet unter den Lieferengpässen der Hersteller. Und über 90 Prozent vermelden höhere Einkaufspreise, die aber zumeist an die Kunden weitergegeben werden. In den Ausblick der Branche auf die kommenden zwölf Monate mischt sich immer mehr Besorgnis. 17 Prozent der befragten Grossisten erwarten bessere Geschäfte und 43 Prozent gehen zumindest von einem gleichbleibenden Verlauf aus. 40 Prozent bewerten die eigenen Geschäftsaussichten als schlecht. Angesichts der zurückhaltenden Geschäftsprognosen ist die Neigung, zusätzliches Personal einzustellen, zurückgegangen. Jedoch ist die Investitionsbereitschaft der Branche angewachsen und jeder sechste Betrieb plant, sein Investitionsvolumen ausweiten.
2022-01-Grosshandel-NON-Kreise

Dienstleistungen

2022-01-Dienstleistungen-NON
Gegen den Trend hat der sektorale Konjunkturklimaindikator für die Dienstleistungswirtschaft um sieben Punkte zugelegt und erreicht nun einen Wert von 97 Punkten. Damit erzielt dieser Wirtschaftszweig den besten Branchenwert. Denn die Dienstleistungsunternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage positiver als noch im Winter und die Geschäftserwartungen verharren auf dem Niveau des Vorquartals.
Derzeit bewerten 19 Prozent aller Dienstleister ihre Geschäftslage als gut, 71 Prozent sehen sie als befriedigend an. Jeder zehnte Betrieb ist mit seiner Situation unzufrieden. Per Saldo konnten die Dienstleister ihre Umsätze steigern, allerdings haben die Auftragseingänge zuletzt einen Dämpfer erhalten. Gedämpft wird das sektorale Konjunkturklima durch die geschäftlichen Erwartungen an die kommenden zwölf Monate. So rechnen 13 Prozent der Dienstleister mit einer geschäftlichen Aufhellung und 60 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Gut jeder vierte Betrieb prognostiziert eine Eintrübung. Die Investitionsneigung hat sich im Vergleich zum Winter verbessert. Die Bereitschaft der Dienstleister, zusätzliches Personal einzustellen, hat dagegen abgenommen. Für die besonders stark von der Pandemie betroffenen Unternehmen etwa aus dem Gastgewerbe oder der Reise- und Veranstaltungsbranche könnte der Weg in den kommenden Monaten aus dem Corona-Tal herausführen.
2022-01-Dienstleistungen-NON-Kreise