16.07.2024

Wirtschaft in Heilbronn-Franken stagniert

Die Wirtschaft in der Region Heilbronn-Franken stagniert auf niedrigem Niveau. „Die Unternehmen schöpfen nur sehr langsam wieder Hoffnung. Die Rahmenbedingungen sind nicht optimal. Und die Aufbruchsignale aus der Politik verfangen nicht“, ordnet Elke Döring, Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken, die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage für das zweite Quartal 2024 ein.
Die leichte Aufhellung am Konjunkturhimmel, die der Wirtschaftslagebericht der IHK noch im ersten Quartal 2024 in der Region feststellte, hat sich im Frühsommer nicht fortgesetzt. Das zweite Quartal war nach der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Heilbronn-Franken von Stillstand geprägt. „Von einem echten Aufschwung sind wir weit entfernt. Nach wie vor bleiben die Unternehmen zurückhaltend. Die Probleme sind einfach zu gewaltig, die globale Lage zu unübersichtlich und die Verunsicherung zu groß, als dass unsere Unternehmen jetzt groß investieren würden“, sagt die Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken, Elke Döring, zur jüngsten Konjunkturumfrage der IHK.
Danach schätzt weiterhin weniger als ein Drittel der regionalen Unternehmen (29 zu 28 Prozent im Vorquartal) ihre Lage als gut ein. Mehr als die Hälfte (53 zu 54 Prozent) nennt sie zufriedenstellend, während 18 Prozent (Vorquartal 17 Prozent) unzufrieden mit dem Geschäftsverlauf sind. Der Saldo der Lagebeurteilungen liegt mit elf Prozentpunkten nach wie vor unter dem langfristigen Durchschnitt von 23 Prozentpunkten. Hauptrisiken bleiben der Fachkräftemangel, die Inlandsnachfrage, hohe Arbeits- und Energiekosten sowie nach Einschätzung eines Drittels der Unternehmen die Wirtschaftspolitik. „Die Erwartungen an bessere Auslandsgeschäfte und eine anziehende Inlandsnachfrage, die als Motor die Wirtschaft wieder ins Laufen bringen, haben sich nicht erfüllt“, so Elke Döring: „Immerhin: Die Unternehmen verlieren nicht den Mut und bleiben zumindest verhalten optimistisch.“
So haben sich laut Konjunkturumfrage die Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate gegenüber dem Vorquartal zum dritten Mal in Folge etwas aufgehellt. Erstmals seit Frühjahr 2023 überwiegen wieder leicht die optimistischen Stimmen. 23 Prozent der Betriebe erwarten eine bessere künftige Entwicklung, ein Fünftel geht von einem ungünstigeren Geschäftsverlauf aus. Der verhaltene Optimismus schlägt sich aber noch nicht bei der Einstellungsbereitschaft nieder. Unverändert wollen nur 16 Prozent der Unternehmen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen, 23 Prozent planen einen Personalabbau.

Exporterwartungen der Industriebetriebe leicht verbessert

In der regionalen Industrie überwiegen nach wie vor leicht die positiven Einschätzungen der Geschäftslage. 28 Prozent der Betriebe (Vorquartal 27 Prozent) sind zufrieden, 23 Prozent (Vorquartal 19 Prozent) sind es nicht. Auch beim Blick in die Zukunft ist die Zuversicht leicht gestiegen. Inzwischen blicken wieder 26 statt 21 Prozent im Vorquartal optimistisch in die Zukunft. Zwar nennen 42 Prozent der Unternehmen die Auslandsnachfrage als Geschäftsrisiko, die Exporterwartungen haben sich angesichts der erwarteten Erholung im Welthandel aber verbessert. Knapp ein Drittel der Betriebe kalkuliert mit steigenden Exporten (Vorquartal 29 Prozent), 15 Prozent erwarten einen Rückgang.

Belebung im Baugewerbe nur vorübergehend

Im Frühjahr sah es so aus, als habe das Baugewerke die Talsohle durchschritten und erlebe einen Aufwärtstrend. „Doch die Erholung war nur vorübergehend. Gerade im gewerblichen und öffentlichen Hochbau fehlen die Aufträge“, stellt Elke Döring fest. Demnach bezeichnen nur 24 Prozent der Bauunternehmen insgesamt ihre Geschäftslage als gut, ein Rückgang von mehr als zehn Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal. Die Auftragseingänge verharren im Minusbereich. 19 Prozent (Vorquartal 25 Prozent) der Betriebe berichten von steigenden Auftragseingängen, während 53 Prozent (Vorquartal 54 Prozent) Einbußen beklagen. Entsprechend zurückhaltend fallen die Erwartungen aus. Fast die Hälfte der Betriebe (49 zu 45 Prozent im Vorquartal) blickt skeptisch in die Zukunft.

Kunden halten weiter ihr Geld zusammen

Im Groß- und Einzelhandel stellt sich die Lage unterschiedlich dar. Nur elf Prozent der Großhändler (Vorquartal 14 Prozent) bezeichnen ihre Situation als gut, fast doppelt so viele sind mit dem Geschäftsverlauf unzufrieden. Verschlechtert hat sich die Situation vor allem im produktionsverbindenen Großhandel, im konsumnahen Großhandel sieht es etwas besser aus. Zwar steigt die Zahl der Großhändler, die zuversichtlich auf die Geschäftslage in der Zukunft blicken (23 statt 15 Prozent). Zugleich aber planen 54 Prozent von ihnen einen Personalabbau, zehn Prozent mehr als im Vorquartal.
Die Situation im Einzelhandel ist nahezu unverändert. Rund ein Viertel der Betriebe (Vorquartal 30 Prozent) macht gute Geschäfte, darunter vor allem die Bau- und Gartenmärkte sowie der Lebensmitteleinzelhandel. Ein Problem ist nach wie vor die schwächelnde Kauflaune. Nur sieben Prozent (Vorquartal drei Prozent beobachten ein kauffreudiges Publikum. Die Mehrzahl (57 Prozent) sieht bei der Kundschaft eher weniger Bereitschaft, Geld auszugeben. Aber auch die Einzelhändler blicken wieder optimistischer in die Zukunft: Ein Fünftel der Betriebe erwartet bessere Geschäfte (Vorquartal 15 Prozent).

Weniger Umsätze, aber auch mehr Aufträge bei den Dienstleistern

Vor allem die Dienstleister für Unternehmen und die ITK-Dienstleister tragen zur leicht verbesserten Lagebeurteilung der Dienstleistungsunternehmen bei. Insgesamt melden 39 Prozent (Vorquartal 35 Prozent) der Befragten eine gute Geschäftslage, bei 14 Prozent (Vorquartal 17 Prozent) läuft es nicht so gut. 24 Prozent der Unternehmen verzeichnen steigende, 39 Prozent fallende Umsätze gegenüber dem Vorjahresquartal. Dagegen stehen 30 Prozent der Unternehmen mit einem zunehmenden und 19 Prozent mit einem sinkenden Auftragsvolumen.

Keine Besserung in Sicht im Hotel- und Gaststättengewerbe

Die Hotel- und Gaststättenbetriebe bewerten ihre Geschäftslage erneut noch einmal schlechter als im Vorquartal. 26 statt 18 Prozent der Betriebe sind mit dem Geschäftsverlauf nicht zufrieden, 28 Prozent machen gute Geschäfte. Die Unternehmen haben anhaltend mit hohen Arbeits- und Energiekosten sowie fehlenden Fachkräften zu kämpfen. Entsprechend pessimistisch fallen die Erwartungen aus. Nur neun Prozent erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, 38 Prozent eine Verschlechterung.
Info: An der Konjunkturumfrage beteiligten sich 353 Betriebe aller Branchen und Größenklassen mit rund 76.400 Beschäftigten aus dem IHK-Bezirk Heilbronn-Franken. Alle zahlen, Grafiken und Tabellen auf
www.ihk.de/heilbronn-franken