Firmenportraits | Juni 2022

Balance halten

Mit ihren Balance-Boards will die Marke „kolibri boards“ aus Michelbach an der Bilz Bewegung in das Leben ihrer Kunden bringen. 
Von Matthias Marquart
Was zunächst leicht aussieht, hat es ganz schön in sich. Steht man auf dem Balance-Board mit der sich darunter befindlichen Korkrolle, ist Balance halten gar nicht mehr so einfach. So fokussiert sich der ganze Körper, die komplette Aufmerksamkeit plötzlich nur noch darauf, das Gleichgewicht zu halten. Und genau das ist es, worauf es ankommt: die komplette Konzentration auf „nur“ eine Sache zu richten und sich dabei wieder einmal „zu spüren“ – auch in seinen Grenzen.

Kreativ im Lockdown

Die Idee zu kolibri-boards kam Jonas Meyer und seiner Lebensgefährtin Angie Weiß vor etwa zwei Jahren. Jonas Meyer: „Das war mitten im Corona-Lockdown. Fitness und Bewegung war schon immer unser Ding und wir haben ein neues Hobby gesucht, das man auch Zuhause gut ausüben kann. So kamen wir auf die Balance-Boards.“ Diese waren damals aber noch sehr teuer und die wenigsten waren nachhaltig hergestellt. Meyer: „Da haben wir uns gesagt: ‚das können wir selbst und besser machen.‘“ Kein Wunder, denn der gebürtige Schwäbisch Haller ist mit der elterlichen Firma „Frey Holzprodukte“ aufgewachsen und hat dadurch schon von klein auf eine Affinität zum Werkstoff Holz. Als Schreinerei bereits vor über 100 Jahren gegründet, übernahm Meyers Vater Gebhard Frey den Traditionsbetrieb im Jahre 1979. Eine Übernahme des elterlichen Betriebes hat Jonas Meyer bisher allerdings nicht in Betracht gezogen. Seine Interessen lagen eher im technischen Bereich. Nach einem Studium der Elektrotechnik mit Fokus auf erneuerbare Energien, arbeitete der 32-Jährige zunächst als Ingenieur in Paderborn und ist heute in Bielefeld bei einer Photovoltaikfirma im Bereich Großbatteriespeicher für europäische Stromnetze tätig. Dennoch hat er den Kontakt zum väterlichen Betrieb nie verloren. Gebhard Frey berichtet stolz: „Jonas hat für uns zum Beispiel schon vor Jahren eine Software zur Auftragsdatenverwaltung entwickelt, die wir heute noch benutzen.“

Von der Idee zum Produkt

Kaum war die Idee geboren eigene Balance-Boards herzustellen, machten sich Jonas Meyer und Angie Weiß ans Werk. Meyer: „Die ersten Entwürfe haben wir mit Kreide auf den Boden gemalt.“ Das machten die beiden solange, bis sich schließlich ein erstes Model entwickelte. Ein Freund fertigte dann eine CAD-Zeichnung an mit der es zu Gebhard Frey ging und der erste Prototyp entstand. „Der sah damals aber noch ganz anders aus. Wir haben dann das Board und auch die benötigten Korkrollen fleißig getestet. Die Korkrollen kommen heute aus Portugal und wir haben jetzt zwei Modelle – ein größeres für Zuhause und ein kleineres für Kinder oder unterwegs – am Start. Am Design haben wir lange gefeilt, da wir schon früh vorhatten aus kolibri boards eine Marke zu machen, die für Funktionalität, Qualität und vor allem auch für Nachhaltigkeit steht, um uns vom Markt abzuheben.“ So wurde eine Gripstruktur entwickelt und Rillen für einen besseren Halt ins Board gefräst. Gebhard Frey: „Das Board ist komplett aus Buchenholz und besteht aus sieben, kreuzweise verleimten, Schichten. Das macht das Ganze extrem widerstandsfähig und elastisch.“ Und da ihnen Nachhaltigkeit sehr wichtig ist, verzichten sie auf jeglichen Kunststoff – auch beim Klebeband und der Verpackung. Am 19. November 2020 war es dann soweit – das Unternehmen kolibri boards GbR wurde gegründet, im März 2021 ging der Online-Shop an den Start.
Wir wollen organisch, das heißt aus eigener Kraft heraus, wachsen und keinesfalls Schulden machen.

Jonas Meyer

Testphase

Zunächst einmal mussten die Freunde ran und die Boards ausprobieren. Meyer: „In Bielefeld haben wir dann innerhalb kürzester Zeit mehrere Boards verkauft und auch die erste Marge – das waren 30 Stück – war schnell vergriffen.“ Als Ziel hatten sich die Gründer Angie Weiß und Jonas Meyer gesetzt 100 Balance-Boards im Jahr 2021 zu verkaufen. Meyer: „Die waren bereits Mitte des Jahres weg. Insgesamt haben wir im vergangenen Jahr viel mehr verkauft.“ Und dies mit einem Marketingbudget von Null Euro. „Das lief alles über Empfehlungen. Mittlerweile haben wir Kunden aus allen Altersgruppen und auch Praxen von Physiotherapeuten oder dergleichen sind dabei.” Doch die beiden bleiben auf dem Boden. Jonas Meyer: „Wir haben gemerkt der Markt und die Nachfrage sind da. Wir wollen organisch, das heißt aus eigener Kraft heraus, wachsen und keinesfalls Schulden machen.“ So wird ausschließlich im elterlichen Betrieb und nur auf Bestellung produziert. Ihr Lieferversprechen von fünf Werktagen konnten sie dabei bisher stets einhalten.

Zukunft im Blick

Um mittel- und langfristig zu wachsen, haben die Gründer vor sich neue Kundengruppen zu erschließen. „Wir denken dabei außer an den direkten Endverbraucher auch an Spielzeug- und Sportartikelhändler oder an Möbel- und Holzfachmärkte“, berichtet Meyer und ergänzt: „Um den Kontakt zu Händlern herzustellen, planen wir ein gezielteres Marketing und den Aufbau einer verbesserten Vertriebsstruktur.“ Da die Balance-Boards aber auch ein Lebensgefühl vermitteln sollen, können bereits heute auf der Webseite des Unternehmens zahlreiche praktische Übungen und Anleitungen in den verschiedensten Schwierigkeitsgraden abgerufen werden.
Fitness und Bewegung war schon immer unser Ding.

Jonas Meyer

Denn auch gerade im Homeoffice ist das Board eine gute Möglichkeit nicht „einzurosten“. Schließlich entstand so auch der Name des Unternehmens. Jonas Meyer: „Als ich Angie das erste Mal so ruhig und in Balance auf dem Board stehen sah, habe ich unwillkürlich an einen schwebenden Kolibri gedacht – da war klar, wie unser Unternehmen heißen sollte.“ Und an der Erweiterung ihrer Produktpalette mit Balanceparcours für Kinder, um deren Motorik zu schulen sowie Produkten aus dem Yogabereich wie zum Beispiel einer Meditationsbank tüfteln die beiden auch bereits – immer nach ihrem Motto: Beweglichkeit im Alltag – mit schönen Produkten.

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Matthias Marquart
Redakteur | Pressearbeit