Firmenportraits | August 2021

Vom Handwerker zum Industriekonzern

Behringer GmbH – der Spezialist für Sägemaschinen.
Von Dieter Kindel
Im Jahr 1919 gründete Schlosser- und Mechanikermeister August Behringer, gerade 27 Jahre alt, mitten in Kirchardt mit Ehefrau Emma eine mechanische Werkstatt. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit die Behringer GmbH. Sie hat sich inzwischen auf die Produktion von hochwertigen Sägemaschinen spezialisiert, mit weltweitem Bekanntheitsgrad.

Wie alles begann

Es war die Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Der geschickte Techniker August Behringer meisterte Reparaturen von Motorrädern, Landmaschinen und anderen Geräten. Er konstruierte Maschinen und Mechaniken für die Landwirtschaft und übernahm eine der ersten Tankstellen in der Umgebung. Dazu kam eine NSU-Vertretung für Kraftfahrzeuge. Als die Gemeinde elektrifiziert wurde, legte er zudem die Meisterprüfung im Elektrohandwerk ab, um Elektroinstallationen in Alt- und Neubauten durchzuführen oder defekte Elektromotoren wieder zum Laufen zu bringen.
Die ersten Auslieferungen von kleinen Sägemaschinen erfolgten mit einem Fiat Topolino, mit Faltdach.

Ilse Behringer

 
Sägemaschinen herzustellen lohnte sich, da viele metallverarbeitende Betriebe damals noch nicht in der Lage waren, Eisen- und Stahlmaterial maßgenau zu trennen. Behringer sah einen erheblichen Bedarf und eine Chance. Für die Herstellung boten sich Komponenten aus Gusseisen an, um die bei der Verarbeitung entstehenden Schwingungen abzufedern und die Stabilität zu unterstützen. Der vielseitige Behringer stellte diese in seiner eigenen Gießerei her. Der älteste Sohn Wilhelm, gerade 1945 aus dem Krieg zurück, trat in die Firma ein. Seine Ehefrau Ilse erinnert sich noch gut an die Zeit zurück: „Die Zeiten nach dem 2. Weltkrieg waren wirklich nicht einfach, die ersten Auslieferungen von kleinen Sägemaschinen erfolgten mit einem Fiat Topolino, mit Faltdach.

Die weitere Entwicklung

„Dank hoher Qualität und Entwicklung unterschiedlicher Maschinentypen, die auf Messen vorgestellt wurden, konnten wir stetig mehr Händler und Kunden in Deutschland gewinnen und dann später nach und nach in ganz Europa“, äußerte sich Ilse Behringer später über die Strategie des Unternehmens.
 
Mit dem überraschenden Tod des Vaters 1963 teilten sich die Brüder Herbert und Willy Behringer die Firmenleitung und entwickelten ihrerseits die Produktpalette und den Betrieb erfolgreich weiter. Überhaupt spielten bei einem Familienunternehmen wie diesem naturgemäß die Frauen eine wichtige Rolle. Mit Herbert Behringer wurde auch dessen Ehefrau Greta Mitglied der Geschäftsleitung. Sie wirkte fortan insbesondere im kaufmännischen Bereich und im Vertrieb der Firma maßgeblich m
Nachdem in 1971 und 1972 im Gewerbegebiet Kirchardt eine neue Gießerei sowie eine Produktionshalle und Verwaltungsgebäude entstanden, erfolgte ein Umzug.
In 1988 hatte bereits Sohn Rolf von seinem Vater Wilhelm eine maßgebliche Position in der Firmenleitung übernommen, und 2000 löste Christian Behringer seinen Vater Herbert in der Geschäftsführung ab. Dazu erwarb man im selben Jahr den Kreissägespezialisten Eisele in Weilheim und rundete damit das Portfolio ab.

Internationale Ausrichtung

Das Unternehmen agiert inzwischen zunehmend international mit einem Exportanteil von 60 bis 70 Prozent. Seit dieser Zeit werden die Produkte in über 80 Ländern verkauft. Zweigniederlassungen befinden sich in den USA, Frankreich, Großbritannien und China. Hinzu kommen noch zahlreiche weltweite Vertretungen. „Wir haben das Ohr am Markt“, versichert Christian Behringer, der mit Rolf Behringer aktuell in der dritten Generation die Geschicke der GmbH lenkt. „Mit unserer Entwicklungs- und Forschungsabteilung können wir auf unterschiedliche Kundenwünsche eingehen und individuelle innovative Lösungen finden. Unsere Mitarbeiter der Softwareabteilung entwickeln Strategien und Programme, um optimale halb- oder vollautomatische Produktionsprozesse für die Maschinen zu erarbeiten.“ Inklusive den dazu gehörenden Produktionsstraßen, alles im Sinne von Industrie 4.0, heißt es. „Wir bieten standardisierte, aber auch maßgefertigte Lösungen für kleine bis sehr große Abmessungen“, verrät Christian Behringer.
 
Im November 2019 hatte das Unternehmen neue Gebäude für die Gießerei und die Produktionshalle bezogen, dazu die Verwaltung mit Büro-, Ausstellungs- und Schulungsräume – passend zum 100jährigen Bestehen und bestens gerüstet für die kommenden Herausforderungen der Zukunft – "fit for future".

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Matthias Marquart
Matthias Marquart
Redakteur | Pressearbeit