Firmenportraits | November 2020

Keramik mit Herz

In der Weinsberger Hasenmühle hat Nachhaltigkeit Tradition.
Von Annette Wenk
Bereits im Hof der Hasenmühle stehen sie zu Hunderten in Regalen aufgereiht: die Namenstassen, für die die Töpferei auch über die Region hinaus bekannt ist. Eine dieser Tassen dürfte in vielen Haushalten im Stadt- und Landkreis Heilbronn ihren Platz im Geschirrschrank haben. Die „Kulttasse“, wie Maja Donald-Blezinger sie nennt. Die Namensauswahl wird jedes Jahr angepasst, immer neue Namen kommen dazu, aber keiner wird aus dem Programm genommen. Luitgard und Margot sind ebenso dabei wie Marvin und Ben. So beläuft sich die Auswahl inzwischen auf stolze 1.250 Namen, die in zwei Farben angeboten werden.

Begeisterung für Keramik

Das Töpferzentrum Hasenmühle wurde von den Eltern der heutigen Inhaberin im Jahr 1973 eröffnet. Die Tochter leitet das Unternehmen seit 2011. „Begonnen haben meine Eltern im Jahr 1969 mit einem Keramikverkauf“, erzählt sie. „Schon während seines Studiums hat mein Vater Keramik vom Elsass nach England mitgenommen, um seine Reisen zu finanzieren. Auf dem Rückweg brachte er dann englische Töpferwaren nach Deutschland.“ Die Begeisterung für die Keramik motivierte die Eltern dann, ein eigenes Unternehmen zu gründen. 1971 kauften sie die ehemalige Getreidemühle, renovierten sie und eröffneten ihr Töpferzentrum mit eigener Produktion.
Unser Schwerpunkt war von Anfang an die Gebrauchskeramik.

Maja Donald-Blezinger

Handarbeit – spülmaschinenfest und mikrowellentauglich

„Unser Schwerpunkt war von Anfang an die Gebrauchskeramik“, sagt Maja Donald-Blezinger. Und das ist bis heute so geblieben. Die Tassen, Teller, Schalen und viele weitere Teile sind spülmaschinenfest, mikrowellentauglich und frei von Blei und Cadmium. 80 Prozent der Produkte werden in eigener Produktion hergestellt. Nur 20 Prozent sind Handelsware. „Das war früher noch genau umgekehrt“, erklärt die Inhaberin. „Aber nachdem sich die Hasenmühle so gut entwickelt hatte, bekamen meine Eltern im Jahr 1981 das Angebot, eine Majolica-Produktion in der Nähe von Heidelberg zu übernehmen. Diese Chance haben sie genutzt.“ Am Heidelberger Standort werden heute die meisten Teile gefertigt. Die Rohlinge werden maschinell vorbereitet, die Feinarbeiten und Bemalung erfolgen aber jeweils in Handarbeit. In der Produktion sind auch Besucher willkommen. Die „gläserne Keramikproduktion“ mit einem Werksverkauf ist ein beliebtes Ausflugsziel für Busgruppen ebenso wie die Hasenmühle.

Überwiegend Direktvertrieb

Im eigenen Café und Veranstaltungsraum fanden in Weinsberg seit einigen Jahren auch Kleinkunstveranstaltungen und Kunstausstellungen statt. Bis Corona kam. „Bis 2019 lief alles sehr gut“, sagt Maja Donald-Blezinger. „Dieses Jahr hatten wir am 15. März sogar noch einen Tag der offenen Töpferei. Dann kam der Lockdown.“ Ein harter Einschnitt für die Hasenmühle. Die Waren werden überwiegend im Direktvertrieb verkauft. Entweder im Laden und bei Veranstaltungen am Firmensitz in Weinsberg, über das Internet oder auf zahlreichen Märkten, auf denen die Chefin selbst mit ihren Mitarbeiterinnen den ganzen Tag am Stand steht. „Ich liebe den direkten Kontakt zu den Kunden“, strahlt sie. „Wir haben viele Stammkunden, die immer wieder kommen. Manchmal kaufen sie nur einzelne Teile nach oder brauchen ein besonderes Geschenk.“ Beliebt auf den Märkten sind auch die Duftlampen mit Aromaölen. Jetzt steht die drängende Frage im Raum, welche Weihnachtsmärkte in diesem Jahr stattfinden können.

Sortiment ausgebaut

Aber Maja Donald-Blezinger bleibt zuversichtlich. Die unfreiwillig ruhige Zeit in den vergangenen Monaten hat sie genutzt, um das Sortiment weiter zu ergänzen. „Auch wir merken den Trend, dass viele selbst ihr Brot backen. Für die richtige Aufbewahrung haben wir dieses Jahr ein Brottopf-Sortiment aufgebaut.“ Das Stichwort Nachhaltigkeit liegt hier nahe. In der Hasenmühle kein neues Thema. „Unser Sortiment war immer schon nachhaltig“, sagt Maja Donald-Blezinger. „Alle Teile kann man nachkaufen. Die Kunden können ihr Geschirr auch nach Jahren noch ergänzen. Und das Design ist bewusst zeitlos. Wir alle sind stolz darauf.“

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Matthias Marquart
Matthias Marquart
Redakteur | Pressearbeit