Konjunkturelle Lage

Konjunkturbarometer der Hamburger Wirtschaft

Hamburger Wirtschaft insgesamt

Mäßiger Start ins Jahr 

Auch im Frühjahr 2024 ist keine umfassende Stimmungsumkehr in der Hamburger Wirtschaft erkennbar. Mit Blick auf die aktuelle Geschäftslage, die Personal- und Investitionsplanungen sowie die Exportaussichten halten sich positive und negative Beurteilungen hiesiger Unternehmen mehr oder minder die Waage. Die Geschäftserwartungen haben sich im Vergleich zum Jahreswechsel 2023/24 zwar merklich aufgehellt, verbleiben aber per saldo weiterhin pessimistisch.     
Auf 541 Antworten von Hamburger Unternehmen basiert das Handelskammer-Konjunkturbarometer zum Ende des ersten Quartals 2024. In dem Befragungszeitraum vom 21. März bis zum 8. April 2024 fiel die Einschätzung der fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, dass die Wirtschaft in Deutschland angeschlagen sei. Eine bis zuletzt zähe konjunkturelle Schwächephase gehe mit schwindenden Wachstumskräften einher. Die Produktivität in Deutschland trete auf der Stelle.  
Was die Hamburger Wirtschaft anbelangt, weist der Geschäftsklimaindikator für die hiesige Wirtschaft (Skala: 0 bis 200 Punkte) zum Ende des ersten Quartals 2024 92,9 Punkte auf – 6,4 Punkte mehr als bei der Befragung vor drei Monaten (86,5 Punkte). Diese relative Verbesserung ist auf weniger ungünstige, aber insgesamt weiterhin pessimistische Geschäftserwartungen zurückzuführen, während die aktuelle Lage sogar etwas schlechter als vor drei Monaten beurteilt wird. Der langfristige Mittelwert für das Geschäftsklima der Hamburger Wirtschaft (107,2 Punkte seit dem Jahr 2000) ist noch nicht in Reichweite. 
Bei den Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage ergibt sich zum Ende des ersten Quartals 2024 ein relativ ausgewogenes Bild: Für jedes zweite an der Handelskammer-Konjunkturbefragung teilnehmende Hamburger Unternehmen (50,1 %) ist die eigene aktuelle Geschäftslage “befriedigend beziehungsweise saisonüblich“. Jeweils rund jedes vierte Unternehmen bewertet seine Lage als “gut“ (23,9 %) beziehungsweise “schlecht“ (26,0 %). Aus den beiden letztgenannten Werten ergibt sich ein Lagesaldo von -2,1. Somit wird in der Hamburger Wirtschaft die aktuelle Geschäftslage schlechter als bei der Befragung im Vorquartal (Saldo: +2,4) und vor allem als im Vorjahresquartal (Saldo: +14,1) beurteilt. Insbesondere im Einzelhandel (Saldo: -34,5), Groß- und Außenhandel (-14,9), im Verkehrsgewerbe (-14,3) und Verarbeitenden Gewerbe (-12,1) dominieren zum Ende des ersten Quartals 2024 negative Lagebeurteilungen. Auf der anderen Seite gibt es Branchen wie das Baugewerbe (Saldo: +17,3), Grundstücks- und Wohnungswesen (+19,7) oder den Finanzsektor (+34,9), in denen die aktuelle Geschäftslage alles in allem deutlich positiv ist.  
Eine in etwa gleichbleibende Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten sieht gut jedes zweite Unternehmen (57,6 %) voraus. Seit zwischenzeitlich zwei Jahren erwarten Quartal für Quartal jeweils mehr Unternehmen eine “eher ungünstigere“ Geschäftslage als eine “eher günstigere“ Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten. Zum Ende des ersten Quartals 2024 sind es 27,1 % beziehungsweise 15,3 % (Saldo: -11,8; Vorquartal: -26,9; Vorjahresquartal: -4,7). Zu den Branchen mit per saldo ausgeprägt pessimistischen Geschäftserwartungen zählen unter anderem die Gesundheitswirtschaft (-26,3), der Groß- und Außenhandel (-26,6), die Medienwirtschaft (-31,9) und vor allem das Baugewerbe (-45,3). Optimistische Geschäftserwartungen überwiegen hingegen im Verarbeitenden Gewerbe (Saldo: +3,1) und insbesondere im Finanzsektor (+13,9).
Als größte Risiken bei der wirtschaftlichen Entwicklung des eigenen Unternehmens  (Mehrfachnennungen möglich) werden zum Ende des ersten Quartals 2024 folgende Punkte identifiziert: Fachkräftemangel (benannt von 59,2 % der antwortenden Hamburger Unternehmen; Werte der Befragungen im Vorquartal und Vorjahresquartal: 64,2 % bzw. 65,7 %), wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (56,6 %; 55,5 %; 48,9 %), Inlandsnachfrage (54,3 %; 51,8 %; 46,4 %), Arbeitskosten (50,5 %; 49,3 %; 47,4 %), Energie- und Rohstoffpreise (40,3 %; 46,7 %; 52,6 %), Auslandsnachfrage (20,0 %; 24,1 %; 18,9 %), Finanzierungsschwierigkeiten (9,7 %; 10,1 %; 9,4 %) sowie Wechselkursrisiken (2,6 %; 1,7 %; 6,1 %). Im Vergleich zur Befragung vor einem Jahr ist unter anderem auffällig, dass bei den Energie- und Rohstoffpreisen eine gewisse Entspannung eingetreten ist, während nachlassende Inlandsnachfrage und ungünstige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen als größte Geschäftsrisiken noch relevanter wurden. Benannt werden aktuell unter anderem die Aspekte Bürokratie, Vorschriften und Regulierungen, hohe Steuerbelastung, Schwächung des Wirtschaftsstandorts Deutschland, Verunsicherungen von Unternehmen und Konsumenten durch politische Unwägbarkeiten, permanente Veränderungen von Rahmenbedingungen oder auch lange Wartezeiten bis zur Erteilung von Baugenehmigungen.
Für fast drei Viertel der antwortenden Unternehmen (71,7 %) ist die eigene Finanzlage zum Ende des ersten Quartals 2024 unproblematisch – ähnliche Werte waren im Vorquartal (75,0 %) und im Vorjahresquartal (74,1 %) zu verzeichnen. Andererseits geben 12,6 % der Unternehmen an, durch Eigenkapitalrückgänge finanziell belastet zu sein (Mehrfachnennungen möglich). Liquiditätsengpässe werden von 10,6 %, zunehmende Forderungsausfälle von 8,6 %, erschwerter Zugang zu Fremdkapital von 8,4 % sowie hohe Fremdkapitalbelastungen von 8,2 % der Unternehmen benannt. Bei 0,8 % der Antwortenden droht Insolvenz.
Zum Ende des ersten Quartals 2024 fallen die inländischen Personal- und Investitionsplanungen Hamburger Unternehmen für die kommenden zwölf Monate ausgeglichen aus. Rund zwei von drei der Antwortenden (68,5 %) planen mit einer in etwa gleichbleibenden, 15,9 % mit einer höheren sowie 15,6 % mit einer geringeren Beschäftigtenzahl (Saldo: +0,3; Wert im Vorquartal: -3,4; Wert im Vorjahresquartal: +8,0). Nennenswerte Beschäftigungszuwächse zeichnen sich am ehesten bei personenbezogenen Dienstleistern (Saldo: +27,2) und im Finanzsektor (+40,8) ab. Mit Blick auf den Fachkräftemangel ist zu beachten, dass angesichts von betrieblichen Fluktuationen und Renteneintritten auch dann Personal gesucht wird, wenn zum Beispiel der Beschäftigtenstand in den kommenden zwölf Monaten konstant gehalten werden soll.
In etwa gleichbleibende Investitionsausgaben im Inland in den kommenden zwölf Monaten sehen vier von zehn (40,6 %) der Unternehmen vor. Zudem beabsichtigen jeweils drei von zehn der Antwortenden (30,1 % bzw. 29,3 %) höhere sowie geringere Investitionsausgaben (Saldo: +0,8; Vorquartal: -6,1; Vorjahresquartal: +12,3).
Benannt nach der Anzahl der Benennungen ergibt sich zum Ende des ersten Quartals 2024 folgende Reihenfolge bei den Hauptmotiven für die geplanten Investitionen im Inland (Mehrfachnennungen möglich): Ersatzbedarf (60,3 %; Wert bei der Befragung im Vorquartal: 62,2 %), Rationalisierungsmaßnahmen (33,0 %; 36,9 %), Produktinnovationen (30,3 %; 36,4 %), Kapazitätsausweitungen (24,3 %; 19,1 %) sowie Umweltschutzmaßnahmen (22,2 %; 27,9 %).
Die Exportaussichten sind zum Ende des ersten Quartals 2024 eher durchwachsen. Mehr als die Hälfte der antwortenden Hamburger Unternehmen (56,5 %) mit außenwirtschaftlichem Bezug erwartet ein in etwa gleichbleibendes eigenes Exportvolumen in den kommenden zwölf Monaten. 21,6 % rechnen mit einem höheren, 21,9 % der Unternehmen mit einem geringeren Exportvolumen (aktueller Saldo: -0,3; Vorquartal: +6,2; Vorjahresquartal: +17,0). Derzeit sind die Exportaussichten bei Dienstleistungsunternehmen mit Auslandsgeschäften (aktueller Saldo: +7,7; Vorquartal: -4,8; Vorjahresquartal: -23,5) besser als im Verarbeitenden Gewerbe (-2,3; +10,8; +29,6).

Einzelne Wirtschaftszweige

Zum Ende des ersten Quartals 2024 fügt sich das Geschäftsklima bei Public-Relations- und Unternehmensberatungen (91,8 Punkte; Wert im Vorquartal: 98,8 Punkte), überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistern (94,3 Punkte; 100,6 Punkte), im Verarbeitenden Gewerbe (95,2 Punkte; 92,9 Punkte) sowie im Grundstücks- und Wohnungswesen (95,7 Punkte; 80,5 Punkte) in das Gesamtbild ein. Auffallend besser als im Durchschnitt der Hamburger Wirtschaft (aktuell: 92,9 Punkte) ist das Geschäftsklima in der IT-Wirtschaft (aktuell: 102,1 Punkte; Vorquartal: 105,6 Punkte) sowie im Finanzsektor (aktuell: 124,0 Punkte; Vorquartal: 118,2 Punkte). Schlechter als für die Hamburger Wirtschaft insgesamt fällt das Geschäftsklima in der Medienwirtschaft (88,5 Punkte; Vorquartal: 80,8 Punkte), im Gastgewerbe (87,8 Punkte; 96,8 Punkte), Verkehrsgewerbe (87,4 Punkte; 60,9 Punkte), in der Gesundheitswirtschaft (87,2 Punkte; 92,2 Punkte), bei überwiegend personenbezogenen Dienstleistern (85,8 Punkte; 100,4 Punkte), im Baugewerbe (80,1 Punkte; 89,0 Punkte), Groß- und Außenhandel (79,0 Punkte; 69,0 Punkte) und insbesondere im Einzelhandel (75,4 Punkte; 60,6 Punkte) aus.  

Aktuelle HWWI-Konjunkturprognose: Wachstumsaussichten für 2024/25 bleiben gedämpft

Die deutsche Wirtschaft bewegt sich nun seit vier Jahren im Krisenmodus. Nach einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts von 0,3 % im Jahr 2023 rechnet das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) auch für die Jahre 2024 und 2025 nur mit geringem Erholungspotenzial. Angesichts des schwierigen Starts in dieses Jahr hinein und des dadurch gedrückten Ausgangsniveaus ist selbst bei moderatem konjunkturellem Aufschwung im restlichen Jahresverlauf für 2024 nur ein Wirtschaftswachstum von im Durchschnitt 0,25 % zu erwarten. Selbst das setzt aber voraus, dass die geopolitischen Konflikte nicht weiter eskalieren. Und auch dann wäre in Anbetracht der strukturellen Probleme in Deutschland für 2025 lediglich mit einer Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts um 1 % zu rechnen.
Deutlich verbessert haben sich hingegen die Preisperspektiven. Die Inflation hat sich bereits im Jahresverlauf 2023 erheblich verringert. Und trotz merklich steigender Arbeitskosten, die den weiteren Disinflationsprozess bremsen, wird für die Anstiegsrate des Lebenshaltungskostenindex in diesem und im nächsten Jahr mit 2,75 bzw. 2,25 % wieder eine Annäherung an die 2-Prozent-Marke erwartet.
Diese Prognosen stehen unter der Prämisse, dass sich die geopolitische und damit auch die weltwirtschafte Lage nicht weiter verschlechtern und die Wirtschaftspolitik geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der inländischen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft beschließt.

50 Jahre Handelskammer-Konjunkturbefragungen     

Seit 1971 geben Mitgliedsunternehmen der Handelskammer Hamburg regelmäßig Auskunft zur wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven. Ihrem Engagement ist die Ausstellung "50 Jahre Konjunkturbefragungen" gewidmet: Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf Booms und Krisen, Aufschwung und Rezession – und auf die Stellschrauben der Politik im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Inflation: www.hk24.de/konjunkturgeschichte.
Weitere Konjunkturdaten und umfangreiche Statistiken der Handelskammer unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen. Unser 2023 aktualisiertes Standortportrait “Wirtschaftsstandort Hamburg – Metropole der Zukunft” finden Sie hier.
Das Online-Prognosetool Handelskammer-Fachkräftemonitor Hamburg finden Sie unter www.fkm-hamburg.de.

Konjunkturbeobachtung von DIHK und Handwerkskammer

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) führt dreimal jährlich eine Konjunkturumfrage bei den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland durch. Die aktuellen Umfragen und Prognosen sowie Auswertungen aus den letzten Jahren veröffentlicht die DIHK auf ihrer Website. Weitere Informationen zum Thema “Konjunktur und Wachstum" finden Sie ebenfalls auf der DIHK-Website.
Die Handwerkskammer befragt zweimal jährlich Handwerksbetriebe zur aktuellen wirtschaftlichen Lage. Die Ergebnisse werden in den Konjunkturberichten der Handwerkskammer Hamburg veröffentlicht. Darüber hinaus fließen die Daten in die Konjunkturberichterstattung auf Bundesebene ein, deren Ergebnis vom Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht wird.