Der Macher aus dem Saaletal

Seit Konrad Rothmeier den Campingplatz im Saaletal übernahm, ist hier ein kleines Paradies für Camper, Radwanderer und Wassersportler entstanden. Zweimal stand das Areal komplett unter Wasser, doch Rothmeier hat sich davon nicht entmutigen lassen.
Nur wenige Kilometer südwestlich von Halle (Saale) wird das Flusstal zur Bilderbuchlandschaft: Sanfte Hügel begleiten das Wasser, durchbrochen von Porphyrfelsen, dazwischen weite Wiesen, auf denen Rinder und Schafe weiden.
Hinter Wettin mit der markanten Burg liegt Kloschwitz. Hier, am linken Ufer der Saale, betreibt Konrad Rothmeier einen Campingplatz. Rothmeier ist ein Macher, ein Mann mit grünem Daumen und geschickten Händen. Vieles hier hat er selbst aufgebaut, hat Bäume und Sträucher gepflanzt und ein blühendes Paradies geschaffen. Es ist September, es ist noch warm, und die Campingfreunde fragen im Minutentakt nach freien Plätzen. Für die Wochenenden muss Rothmeier oft absagen, weil alle 35 Wohnmobil-Stellplätze belegt sind. Entspannter ist es für Gäste, die mit dem Zelt anreisen – zumeist Radwanderer oder Wassersportler: Auf der weitläufigen Wiese findet sich immer ein Plätzchen.

Der Landtechniker wird zunächst Fischhändler

Konrad Rothmeier ist gelernter Ingenieur für Landtechnik, in einer LPG hat er die Traktoren, Mähdrescher und sonstigen Geräte am Laufen gehalten. „Den Traum, selbstständig zu sein, hatte ich schon lange“, sagt der heute 62-Jährige. Doch zu DDR-Zeiten wollte die Genossenschaft ihren Fachmann nicht gehen lassen. Das änderte sich 1989, und Rothmeier gründete sein eigenes Unternehmen: einen mobilen Fischhandel. Damit kannte er sich aus – seine Großeltern hatten bereits eine Saalefischerei betrieben.
„Vieles hängt davon ab, wie sich der Tourismus im Saaletal entwickelt.“ 
Konrad Rothmeier
Die ersten Jahre liefen gut, er verkaufte auf den Märkten der Umgebung und konnte die Kredite tilgen. Doch die neuen Einkaufszentren machten den Wochenmärkten bald Konkurrenz. Rothmeiers Umsätze gingen zurück, es wurde immer schwieriger. „Ich musste ein zweites Standbein finden“, erzählt er. „Durch Zufall erfuhr ich, dass der Campingplatz in Kloschwitz einen neuen Pächter sucht.“ Den Ort kannte er von den jährlichen Blütenfesten, zu denen tausende Besucher strömen. Rothmeier bewirtschaftete den Platz auf Probe, entschloss sich 1999 zur Pacht und wurde 2000 Eigentümer. „Ich hatte Gefallen daran gefunden, es war ein schönes Arbeiten. Ich konnte sehen, was ich geschaffen habe“, sagt er. 

Zwei Katastrophen bremsen den Aufschwung

Geschaffen hat er vieles, auch wenn der Anfang nicht leicht war: „Das meiste auf dem Campingplatz war alt und kaputt, ein Imbisswagen stand hier und wurde nach Bedarf geöffnet“, erinnert sich Rothmeier. „Von Tourismus konnte keine Rede sein, ab und zu kamen Radfahrer oder Camper aus Halle und der näheren Umgebung.“ Schrittweise errichtete er die Umzäunung und eine Schrankenanlage, gestaltete das 13.000 Quadratmeter große Areal mit Bäumen und Pflanzen, legte Anschlüsse für Strom und Wasser und baute den Imbiss zur Gaststätte aus. 2001 folgte ein Bootssteg an der Saale, an dem bis zu sieben Meter lange Yachten anlegen können.
Mit dem Januar-Hochwasser 2003 kam der erste Rückschlag: Eis und Starkregen hatten den Bäumen und Pflanzen schwer zugesetzt, die Neubepflanzung kostete viel Kraft. Rothmeier ließ sich nicht unterkriegen, nahm eine neue Küche in Betrieb und verlegte seine Forellenzucht von Rothenburg nach Kloschwitz. „Die frischen Forellen sind der Renner auf dem Campingplatz“, sagt er. „Damit kamen mehr Gäste und wir raus aus den roten Zahlen.“
2013 dann „der Schlag ins Genick“: Das Sommerhochwasser stoppte den Aufwärtstrend abrupt. Bis auf Gaststätte und Küche war alles überflutet. Rothmeier: „Die Elektrik war hinüber, die Sanitäranlagen zerstört, der Steg schwamm auf der Suppe.“ Als das Wasser abgeflossen war, schaufelten die Rothmeiers den Schlamm weg, zwei Monate lang. Mit Unterstützung des Landes und Geld aus dem Hochwasser-Fond wurde 2016 ein moderner Sanitärtrakt gebaut. 2017 konnte der Campingplatz wiedereröffnet werden. 

Viele Pläne und einige Ungewissheit

Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie für das Unternehmen haben wird, weiß Rothmeier noch nicht. In den umsatzstärksten Monaten April und Mai, wenn es Volksfeste gibt und die Camper ihre Ausrüstung testen, blieben die Gäste aus. Dafür war der Platz im Sommer voll belegt. „In der Gastronomie sind wir bei 60 Prozent. 
Verlorenes aufzuholen ist immer schwer“, sagt Rothmeier. Und spricht schon über neue Pläne: „Den Eingangsbereich bauen wir nochmal um, mit einer ordentlichen Einfahrt. Es wird noch mehr Pflanzen geben, und die Poolbecken werden saniert.“ Vieles hänge davon ab, wie sich Infrastruktur und Tourismus im unteren Saaletal entwickeln – ob es zum Beispiel gelingt, Wettin und seine Geschichte stärker zu vermarkten. Rothmeier jedenfalls will weitermachen in seinem Idyll am Fluss. 
Campingplatz Saaletal
Eröffnet:
1979
Standort:
Kloschwitz
Mitarbeiter:
2
Jährliche Übernachtungen:
4000
Umsatz:
90.000 Euro
Marlene Köhler