Bestleistungen trotz Krise

Halle (Saale), 10. November 2022. Die Zeiten sind schwierig – aber Jungfacharbeiterinnen und -facharbeiter in Sachsen-Anhalt bringen trotzdem ihre Leistung. Mehr als 3.300 Auszubildende haben im Jahr 2022 bei der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) ihre Abschlussprüfung abgelegt. 104 von ihnen erreichten die Note eins, 31 davon mit Auszeichnung: Die IHK ehrt die Besten mit einer Festveranstaltung im Steintor-Varieté in Halle (Saale). Neben IHK-Vizepräsident Dr. Christof Günther gratuliert Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff den Jahrgangsbesten persönlich, zusammen mit weiteren Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung.
„Beste der Besten“ über alle Berufe hinweg ist in diesem Jahr die Bernburgerin Anna Isabel Börner. Die 21-jährige Industriekauffrau, ausgebildet bei der Saalemühle Alsleben GmbH in Alsleben (Saale), holte in der Prüfung 98,3 von 100 möglichen Punkten. Parallel zur Ausbildung machte sie ihr Abitur – ebenfalls mit Durchschnittsnote 1,0. Dafür war sie mit 16 von zu Hause ausgezogen, um im sächsischen Chemnitz ein Wirtschaftsgymnasium zu besuchen. Aktuell studiert sie Kommunikations­wirtschaft in der österreichischen Hauptstadt Wien. Aber für Sachsen-Anhalt ist die angehende Marketingexpertin dennoch nicht verloren. Sie erklärt: „Ich will Erfahrungen in der Welt sammeln und dann später in meine Heimat zurückkehren!“ In der Saalemühle hatte sie als Auszubildende unter anderem den firmeneigenen Instagram-Kanal aufgebaut.
Für die Jahrgangsbeste stiftete die Firma Kathi Rainer Thiele GmbH wieder den mit 1.750 Euro dotierten Sonderpreis „Goldene Kathi“. Der Beste der gewerblich-technischen Ausbildung, Nils Tittmann, bekam von der Serumwerk Bernburg AG ebenfalls einen mit 1.750 Euro dotierten Sonderpreis überreicht. Der frischgebackene Chemikant, ausgebildet von der TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland GmbH, erreichte 97,6 Punkte.
Insgesamt wurden 31 Ausbildungsabsolventen aus 31 Unternehmen und 26 Berufsfeldern ausgezeichnet. Sie haben die besten Abschlussergebnisse von insgesamt knapp 3.316 Prüflingen im IHK-Bezirk erzielt und dabei mindestens 91,5 von 100 möglichen Punkten erreicht. Darüber hinaus erhielten auch zehn von insgesamt 240 Fortbildungsabsolventen die Auszeichnung als Jahrgangsbeste, unter anderem als Geprüfte Industrie- oder Logistikmeister sowie als Geprüfte Fachwirte zum Beispiel im Gesundheits- und Sozialwesen.
IHK-Vizepräsident Dr. Günther würdigte die Leistung der rund 2.100 Ausbildungsbetriebe in der Region, ohne deren Engagement die Spitzenleistungen der jungen Facharbeiterinnen und Facharbeiter nicht möglich wären: „Die Corona-Pandemie hat in unserem Kammerbezirk nahezu jedes Unternehmen getroffen. Und obwohl die Auswirkungen für eine ganze Reihe von Unternehmen zur Existenzfrage geworden sind, hat sich die Mehrheit von ihnen nicht von der Ausbildung verabschiedet.“ Das zeige, wie wichtig es den Betrieben sei, den eigenen Nachwuchs auszubilden und zu halten – „auch in Krisenzeiten.“

Hintergrund:

Anna Isabel Börner – die „Beste der Besten“

Powerfrau ist an sich kein Ausbildungsberuf. Aber irgendwie hat eine junge Bernburgerin trotzdem einen Weg gefunden, ihren Weg. Mit 16 Jahren verließ sie ihr Elternhaus, um im sächsischen Chemnitz ein Wirtschaftsgymna­sium zu besuchen. Parallel begann sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei der Saale­mühle Alsleben GmbH. „Der Praxis­bezug war mir wichtig. Nur theo­retisch lernen ist nichts für mich“, sagt die 21-Jährige. Ihre Kolleginnen und Kollegen in der Saalemühle haben sie als zielstrebig und trotzdem sympathisch kennengelernt. Ihre Ausbilderin Angelika Köller beschreibt ihren ehemaligen Schützling so: „ein hohes Maß an Ehrgeiz, fleißig, aber aufgeschlossen und stets gut gelaunt.“ Und sonst? „Mit stressigen Situationen konnte sie immer gut umgehen und lächelte diese einfach weg“, sagt Köller.
Und genau so will Anna Isabel Börner ihren Weg auch weiter gehen: Nach Abitur und erfolgreicher Ausbildung hat die diesjährige „Beste der Besten“ jetzt ein dreijähriges Studium der Kommunikationswirtschaft an einer Fachhochschule in der österreichischen Hauptstadt Wien begonnen. „Ich mag es kreativ zu sein, speziell Marketing liegt mir.“ Bei der Saalemühle etwa hat sie als Auszubildende unter anderem den Messeauftritt organisiert sowie einen firmeneigenen Instagram Account eingeführt und regelmäßig gefüllt.
Also wieder eine junge Facharbeiterin, die nur noch auf Besuch zurück nach Bernburg kommt? Die angehende Marketingexpertin verneint entschieden: „Ich will Erfahrungen in der Welt sammeln und dann später in meine Heimat zurückkehren!“ Sachsen-Anhalts Wirtschaft kann sich also freuen auf eine dann ebenso energiegeladene wie kompetente und erfahrene Weltenbummlerin, die ein Herz für ihre Wurzeln hat.