2. IHK-Nachfolgereport

Die Nachfolgewelle rollt: Mindestens 1.500 Unternehmer in der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) planen, in den kommenden fünf Jahren aus Altersgründen ihren Betrieb zu übergeben. Dies ist ein Ergebnis des zweiten IHK-Nachfolge­reports.
„Die gute Nachricht ist: Rein quantitativ stehen genug potenzielle Nachfolger bereit“, erklärt Antje Bauer, Geschäftsführerin für Starthilfe und Unternehmensförderung bei der IHK. Die Zahl der Firmenübernahmen sei in den vergangenen Jahren konstant geblieben, ihr Anteil an allen neu eingerichteten Unternehmen sogar gestiegen. Außerdem setze sich die Talfahrt in der Gründungsstatistik nicht weiter fort. „Dennoch scheitert bisher fast jede dritte altersbedingte Nachfolgersuche in der Region“, warnt Bauer. Wenn sich dieser Trend fortsetze, beträfe dies jährlich bis zu 150 Unternehmen im IHK-Bezirk.
Achim Schaarschmidt, IHK-Referent für Unternehmenssicherung und -nachfolge, ergänzt: Die Detailanalyse von Altersstruktur und Gründungs­dynamik lasse darauf schließen, dass die Interessentensuche in bestimmten Branchen besonders problematisch werden könnte – etwa im Handel und im Beherbergungsgewerbe. „Potenzielle Nachfolger bewerten nicht nur, welche wirtschaftliche Perspektive das einzelne Unternehmen bietet, sondern schauen auf die gesamte Branche“, sagt Schaarschmidt. „Dieses strukturelle Dilemma wird sich aller Voraussicht nach vergrößern, wenn es den übergabewilligen Unternehmern nicht schnell genug gelingt, neue, wettbewerbs- und zukunftsfähige Geschäftsideen zu implementieren.“
Bauer kündigt an, die IHK werde die Senior-Unternehmer deshalb weiter intensiv dabei beraten, mögliche Interessenten mit einer aussichtsreichen Geschäftsstrategie zu überzeugen. Von der Politik fordert die IHK bessere Rahmenbedingungen für Nachfolger. Bauer: „Beratungen sollten stärker gefördert, die Erbschaftssteuer mittelstandsfreundlich umgesetzt und übermäßige Informationspflichten abgebaut werden – so gehört etwa die monatliche Voranmeldung für die Umsatzsteuer dringend abgeschafft!“ Außerdem müssten vor allem jüngere Menschen mit der Idee vertrauter werden, später eine eigene Firma zu gründen und zu führen. „Kurzum: Wir brauchen mehr Gründer- und Unternehmergeist im Land – aber auch ein wirtschaftsfreundliches Umfeld, in dem sich Firmen erfolgreich entwickeln können.“