Von der Straße auf die Schiene: Möglichkeiten und Perspektiven für die Wirtschaft in Südwestfalen

„Wie lassen sich zur Entlastung der Umgehungsstrecken in Lüdenscheid Güter vom Lkw auf einen anderen Verkehrsträger wie zum Beispiel die Schiene verlagern?“ Dies war die zentrale Fragestellung einer virtuellen Veranstaltung der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) im Hinblick auf die Sperrung der A45-Talbrücke Rahmede.
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Enttäuscht nahmen mehr als 100 Unternehmensvertreter zur Kenntnis, dass die von der SIHK eingebrachte Idee einer „rollenden Landstraße“, aufgrund von nicht mehr zeitgemäßen Tunnelprofilen,  so einfach nicht in die Tat umgesetzt werden könne. „Seit Jahren fordern wir den Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke“, so Christoph Brünger, SIHK-Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik, und ergänzt: „Die nicht erfolgte Investition in die Schiene holt uns nun ein und die als temporäre Lösung gedachte ‚rollende Landstraße‘ ist nicht umsetzbar.“
Die Videokonferenz, die in enger Zusammenarbeit mit dem NRW-Verkehrsministerium erfolgte, thematisierte weiterhin nicht nur das Bündeln von Verkehren auf der Schiene, sondern widmete sich auch den Überlegungen, bestehende Gleisanschlüsse besser auszunutzen sowie stillgelegte Ladestellen an privaten und öffentlichen Gleisen wieder zu reaktivieren. Tim Neugebauer, stellvertretender Abteilungsleiter im NRW-Verkehrsministerium: „Wir hoffen, dass wir mit der heutigen Informationsveranstaltung das unternehmerische Interesse vor Ort an neuen Gleisanschlüssen wecken konnten, um kurzfristig greifenden Entlastungen - noch während der Brückenbauphase - der innerstädtischen Umleitungsstrecken durch eine Verlagerung von Güterverkehren von der Straße auf die Schiene erzielen zu können. Das Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen wird sich für eine Priorisierung der Gleisanschlussförderung der Region beim Bund einsetzen und den interessierten Unternehmen auch im Nachgang zur heutigen Veranstaltung beratend zur Seite stehen.“
Sebastian Apolony vom Eisenbahnbundesamt erläuterte zudem: „Die Anschlussförderrichtlinie des Bundes schafft Anreize, mehr Güter bereits direkt an der Quelle auf die umweltfreundliche Schiene zu bekommen. Dabei sind nicht nur der Neu- und Ausbau von Gleisanschlüssen förderfähig, sondern auch deren Erhalt und die Reaktivierung. Bei Gleisanschlüssen etwa beteiligt sich der Bund mit bis zu 50 Prozent an den umschlagbedingt erforderlichen Investitionen.“
Auch wenn die Ruhr-Sieg-Strecke nicht für die „rollende Landstraße“ geeignet ist unterstrich Tobias Hauschild von der DB Netz AG: „Die DB Netz AG stellt mit der Ruhr-Sieg-Strecke eine leistungsfähige Infrastruktur in der Region zur Verfügung. Nach der Flut im letzten Sommer wurden dort in Rekordzeit Schäden am Gleis und der Stellwerkstechnik beseitigt. In der Zukunft werden wir diese Strecke weiter ausbauen und damit mehr Verkehr auf der Schiene ermöglichen. So nehmen wir bereits im Mai dieses Jahres die Erweiterung unseres elektronischen Stellwerks Finnentrop in Betrieb.“
Klar wurde auch: Das bestehende (Einzelwagen-)Netzwerk verfügt noch über Kapazitäten im Raum Hagen/Siegen, so dass im Rahmen der bestehenden Netzzugangsmöglichkeiten (u.a. Gleisanschlüsse oder Railports) weitere Mengen auf die Schiene gebracht werden können. DB Cargo arbeitet mit Partnern an weiteren – vor allem kombinierten – Transportlösungen, um die vorhandenen Kapazitäten im Netzwerk im Sinne einer Verkehrsverlagerung auf die Schiene maximal zu unterstützen.
3. Februar 2022