WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 10/2014
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Das ist absolut keine rückwärtsgewandte
Strategie. Ganz im Gegenteil, die Ernäh-
rungsindustrie ist äußerst innovativ, gerade
hier im Bezirk der IHK Gießen-Friedberg
investieren die Unternehmen ganz erheblich
in ihre Standorte und in neue Herstellungs-
verfahren, die dem Angebot für die Kunden
zugutekommen. Und unsere Branche ist kri-
senfest; kaum jemand dürfte bereit sein,
auch nur einen Tag auf unsere Produkte zu
verzichten. Aber wir produzieren eben nicht
mit anonymen Herkünften für anonyme
Märkte, sondern wir kennen unsere Kunden,
mit denen wir einen nahen Kontakt pflegen.
Viele Betriebe der hiesigen Ernährungsindus-
trie haben zudem eine lange Tradition,
unsere Brauerei zum Beispiel gibt es seit
über 150 Jahren. Und gerade heute spüren
wir bei unseren Kunden wieder eine beson-
dere Wertschätzung für das, was wir ihnen
bieten: Frische, Nähe, Qualität. Die Zeit
spricht einfach für uns.
n
Martin Steffes-Mies
EDITORIAL
Martin Steffes-Mies
ist Gesellschafter der Als-
felder Landbrauerei.
L
ebensmittel aus der Landschaft, in der
man gerne lebt, sind Teil unserer Iden-
tität. Und seit einigen Jahren merken
wir ganz deutlich: Einer wachsenden Zahl
von Verbrauchern ist die Herkunft ihrer
Lebensmittel nicht gleichgültig. Fleisch vom
Weidevieh aus der Region, frisches Brot vom
regionalen Backgewerbe, die Molkerei, die
Milch von hier verarbeitet, oder eben unser
Landbier, das mit Alsfeld seine Herkunft
schon im Namen trägt: Es geht nicht nur um
die täglich notwendige Nahrungszufuhr, es
geht auch um Ernährungskultur. Ein regio-
nales Fleischunternehmen kann Ihnen den
Landwirt sagen, der das Rind großgezogen
hat, eine Molkerei nennt ihre Lieferanten
auf der Milchpackung, auch die Braugerste
für unser Bier wird zum großen Teil gleich
hier angebaut, und wenn Sie uns in Alsfeld
einmal besuchen, dann zeigen wir Ihnen
gerne, wo wir selbst unser Brauwasser för-
dern. Diese Sicht galt lange als überholt,
doch Unternehmen, die auf Regionalität set-
zen, sind heute Mainstream. Und wir haben
ja auch einiges zu bieten: kurze Wege, trans-
parente Herstellung, sichere Herkünfte und
immer wieder Qualitäten, die sich nur in
einer regionalen Vermarktung realisieren
lassen, kurzum: ehrliche Produkte.
Regionalität liegt
im Trend
Foto: privat