WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 10/2014
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WIRTSCHAFT UND POLITIK
Exportprognose gesenkt
AHKs erwarten für 2015 ein Wachstum von etwa 3,8 Prozent.
D
er Weltkonjunkturbericht
2014
|2015 der Außen-
handelskammern (AHK)
stimmt nur verhalten optimis-
tisch: Im kommenden Jahr kann
zwar in fast allen Regionen der
Welt mit einem höheren Wachs-
tumstempo gerechnet werden,
vor allem die USA und China
werden die Treiber sein. Trotz-
dem ist der Anstieg der Welt-
wirtschaftsleistung mit progno-
stizierten 3,8 Prozent für 2015
im Vergleich zu den diesjähri-
gen erwarteten 3,2 Prozent nur
moderat. Ein Grund ist die Krise
in Osteuropa. Sie bremst das
ohnehin fragile Wachstum in
der Eurozone ab. Laut AHKs
sind nahezu alle Länder in der
Europäischen Union durch die
Sanktionen beeinträchtigt. Ein
anderer Grund ist die schwäche-
re wirtschaftliche Entwicklung
in einigen Schwellenländern,
darunter Indien, Indonesien, die
Türkei, Südafrika und Brasilien.
Für die deutschen Ausfuhren
bedeutet die Osteuropa-Krise:
„
Statt mit einem Plus von 4,5
Prozent, wie zu Beginn des Jah-
res noch erwartet, rechnen wir
aktuell für 2014 mit einem
Wachstum der deutschen Aus-
fuhren von bestenfalls 3,5 Pro-
zent", sagt Volker Treier, Außen-
wirtschaftschef des Deutschen
Industrie- und Handelskammer-
tages (DIHK). Demzufolge setzen
die deutschen Exporteure rund
elf Milliarden Euro weniger um.
„
Für sich gesehen, sind dadurch
rund 100.000 Arbeitsplätze bei
Unternehmen in Deutschland
gefährdet", folgert er.
Deutschland ist der wichtigs-
te Handelspartner der Nieder-
lande. Der Export ist die zuver-
lässigste Konjunkturstütze die-
ses Landes und legt 2014 schät-
zungsweise um 2,3 Prozent und
2015
um 4,3 Prozent zu. Die
niederländische Regierung hat
neun Sektoren definiert, die in
den kommenden Jahren gezielt
gefördert werden sollen: Agro
Food, Gartenbau und Aus-
gangsmaterialien, Hightech-
Material und -systeme, Energie,
Logistik, Kreativindustrie, Life
Sciences, Chemie und Wasser
(
Quelle Niederlande: Germany
Trade
&
Invest).
Deutsche Waren
weiter sehr beliebt
Das kommende Jahr lässt bei
den Exporten dennoch hoffen:
Der DIHK rechnet mit einem
Anstieg auf rund fünf Prozent,
da man von einer Erholung der
geopolitischen Situation in Russ-
land und der Ukraine ausgeht.
Die Ausfuhren in die Schwellen-
länder sollten sich ebenfalls im
kommenden Jahr stabilisieren,
und in den USA dürften sowohl
die Konjunktur als auch der
Absatz von Waren „Made in
Germany“ weiter anziehen. Last
but not least wird die Nachfrage
aus China zwar nicht mehr mit
den Wachstumsraten vergange-
ner Jahre mithalten können,
aber auch sie wird voraussicht-
lich weiterhin dynamisch
anwachsen.
Russland und die Ukraine
müssen ihre Wachstumszahlen
für dieses Jahr deutlich nach
unten korrigieren. Für die ohne-
hin schon strauchelnde russi-
sche Volkswirtschaft ist das Sze-
nario „Rezession“ angesichts
der Sanktionen durchaus realis-
tisch. Zu den bekannten struk-
turellen Problemen, darunter
geringe Rohstoffpreise, sinken-
des Erwerbspotenzial und ein
veralteter Kapitalstock, sind
massive Kapitalabflüsse getre-
ten. Langfristig bleibt Russland
jedoch trotz aller Rückschläge
ein Markt mit Potenzial. Nach
wie vor ist der Bedarf an Medi-
zintechnik, moderner Verarbei-
tungstechnik und an Infrastruk-
tur immens.
Der AHK-Weltkonjunkturbe-
richt 2014|2015 beruht auf den
Außenhandelserwartungen aller
Deutschen Auslandshandels-
kammern (AHKs), Delegierten-
büros und Repräsentanzen in
90
Ländern weltweit und ist
in Gänze abrufbar unter
w w w . d i h k . d e / p r e s s e /
meldungen/2014-08-14-welt-
konjunkturbericht
n
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Die Osteuropa-Krise wirkt sich auf
die Weltwirtschaftsleistung aus.