WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 3/2014
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neue Ziele in Stadtplanung und Architektur.
Dadurch verändern sich die Kriterien für
Verkehrsplanung, Materialien, Denkmal-
schutz, Bauen im Bestand und Planungsbe-
reiche, die den Energiebedarf einer Stadt
beeinflussen können. Es gibt mittlerweile
sehr gute Beispiele für Nachhaltigkeit, die
diese Anforderungen in einem interdiszipli-
när erarbeiteten Gesamtkonzept erfüllen.
Die Bemühungen, nicht nur die Stadt,
sondern auch das Umland in den Mittel-
punkt der Betrachtungen zu ziehen, stehen
erst am Anfang. Die Frage, wie weiterhin
interessante Arbeitsplätze in nicht expan-
dierenden Orten entstehen, muss von Wirt-
schaft und Politik beantwortet werden. Wie
kann man auch in diesen Bereichen attrak-
tive Wohnungen schaffen?
Den Chancen und Herausforderungen
steht das Risiko gegenüber, dass Bauherren,
Planer und schließlich die Politik nur Ein-
zelantworten suchen auf Fragen, die ein
derzeitiger Bedarf scheinbar diktiert. Auf der
Grundlage gründlicher Analysen können
ganzheitliche, interdisziplinär erarbeitete
Entwicklungsplanungen zu neuen Wegen
im Bauen und der Immobilienwirtschaft
führen. Die günstigen Prognosen für die
Bauwirtschaft stehen dann für eine
zukunftsorientierte und im eigentlichen
Sinne des Wortes „nachhaltige“ Entwick-
lung im Planen und Bauen.
n
Michael Frielinghaus
EDITORIAL
Michael Frielinghaus
Geschäftsführer BLFP Frielinghaus Architekten
Planungs GmbH, Friedberg
D
er „Zentralverband Deutsches Bauge-
werbe“ hat die Bauprognose 2014
veröffentlicht. Sie sagt ein starkes
Wachstum für die Bauindustrie auch im lau-
fenden Jahr vorher. Diese gute Nachricht hat
positive Auswirkungen auf alle Bereiche der
Immobilienbranche. Es ist jedoch sehr wich-
tig, die großen Unterschiede der Entwick-
lungen in den Regionen und Städten
Deutschlands zu sehen und zu bewerten.
Bisher wurden noch nie so grundlegende
Gegensätze in der Immobilienwirtschaft und
Bautätigkeit beobachtet, wie es zurzeit der
Fall ist. Dem großen Boom wirtschaftlich
erfolgreicher Städte stehen schrumpfende
Ortschaften und aussterbende Regionen
gegenüber. Dies ändert zwar nichts an den
Prognosen, macht aber deutlich, dass neue
Herausforderungen auf Bauwirtschaft,
Stadtplanung und Architektur zukommen.
Die Planungsbüros verzeichnen generell
eine große Nachfrage. Die Aufgabenstellun-
gen sind sehr vielfältig und spiegeln die
Probleme wider, die viele Städte und Regio-
nen derzeit zu bewältigen haben. Wie sieht
die Stadt der Zukunft aus? Welche Entwick-
lungen prägen zukünftig unsere Land-
schaftsregionen?
Der demografische Wandel schafft in
vielen Bereichen völlig neue Rahmenbedin-
gungen für unser Lebensumfeld. Hier liegen
aber auch Chancen, neue Wege zu gehen.
Die große Nachfrage im Wohnungsbau soll-
te beispielsweise zu Gebäuden führen, die
das Zusammenleben unterschiedlicher
Altersgruppen ermöglichen und fördern. Die
Notwendigkeit, klimagerecht zu bauen, setzt
Wie sieht die Stadt
der Zukunft aus?
Foto: privat