WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 6/2014
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Entspechend der zuletzt veröffentlichten
Fassung der Prioritäts- und Zuständigkeits-
liste wird die Fußball-WM rund 25 Milliar-
den Real kosten. Doch gerade bei der Infra-
struktur, die Brasiliens Bevölkerung auch
nach der Megaveranstaltung zugutekom-
men soll, hinken rund 70 Prozent der Bau-
stellen um Monate bis Jahre im Zeitplan
hinterher.
Der Ärger darüber ist gerechtfertigt. Für
Unternehmer bedeutet dies jedoch auch,
dass sich damit viele Geschäftschancen in
den Zeitraum nach dem Sportereignis ver-
schoben haben. Für sie gibt es also eine
„
Nachspielzeit“. Dazu kommt der Binnen-
markt mit 200 Millionen zunehmend kons-
umfreudigen Einwohnern. Grund genug,
dass sich hier in den vergangenen drei Jah-
ren mehr als 150 deutsche Unternehmen neu
angesiedelt haben.
In unserer Auslandshandelskammer wer-
den wir jedenfalls der deutschen und der
brasilianischen Nationalelf die Daumen
drücken, genauso wie für gute Geschäfte auf
beiden Seiten.
n
Eckart Michael Pohl
EDITORIAL
Eckart Michael Pohl
Leiter Öffentlichkeitsarbeit Mercosur
Deutsch-Brasilianische Industrie-
und Auslandshandelskammer São Paulo
S
eit Wochen beherrscht wohl kaum ein
Ereignis die Medien derart, wie die
zweite von der Fifa in Brasilien ausge-
richtete Weltmeisterschaft mit Anpfiff am
12.
Juni bei uns in São Paulo.
Die einen erwarten ein rauschendes und
farbenfrohes Fußballfest. Die anderen kriti-
sieren zu teure und zu viele Stadien, Verzö-
gerungen und nicht eingehaltene Verspre-
chungen beim Bau der notwendigen Infra-
struktur. Kritik, die verständlich ist, denn als
Brasiliens Regierung 2010 ihre Prioritäten
für den anstehenen Großevent aufstellte,
standen neben der Bereitstellung der Sporta-
renen der Ausbau des öffentlichen Perso-
nentransports, insbesondere im Nahverkehr
sowie der Flughäfen, ganz oben auf der
Liste.
Daran, dass die zwölf Arenen mit einem
geschätzten Kapitalaufwand von rund acht
Milliarden Real rechtzeitig fertig werden,
gibt es praktisch keine Zweifel. Rund 30
deutsche Unternehmen kamen bislang zum
Zuge. Die Produktpalette reicht von kom-
pletten Stadienprojekten, über deren Bestuh-
lung, Dachkonstruktionen, Sicherheits- und
Automatisierungstechnik bis zu Zugangssy-
stemen und Zubringerbussen. Und natürlich
die vieldiskutierte Torlinientechnik Goal
Control, mit deren Hilfe Fehlentscheidungen
vermieden werden sollen.
Eigentor oder Anschub?
Foto: AHK Brasilien