Wirtschaftlich stark, aber zu geringe Bekanntheit

Genaueres weiß man nicht. So erging es der Veranstaltungsbranche während der Corona-Pandemie, als die Unternehmen Unterstützung von der Politik erbeten haben und diese mit der Branche anfänglich nichts anzufangen wusste. Die Veranstaltungsbranche fiel einfach durchs herkömmliche Raster. Um diesem Umstand abzuhelfen, wurde eine Umfrage von den gewerblichen Kammern und dem Branchenverband fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft durchgeführt. Sie zielte darauf ab, die heterogene Branchenstruktur und regionale Schwerpunkte zu erfassen. Zudem diente die Umfrage dazu, die theoretisch vorgenommenen Überlegungen zu validieren. Des Weiteren sollten Meinungen und Ansichten der Befragten zum Branchenimage erfasst werden. Durchgeführt wurde die Befragung vom Dezember 2022 bis April 2023.
Rund 47 Prozent der Befragten signalisierten Unzufriedenheit mit dem Image der Branche in der öffentlichen Meinung. Lediglich rund 17 Prozent äußerten weitgehende Zufriedenheit. Besonders kritisch wird die Wahrnehmung im politischen Bereich bewertet, insbesondere vonseiten der Bundes- und Landespolitik. Eine etwas bessere Bewertung erhält die Wahrnehmung in den Medien und der Bevölkerung. Das beste Image genießt die Branche nach Meinung der Betroffenen noch unter anderen Unternehmen.
Insgesamt nahmen 893 Unternehmen aus allen Bundesländern an dieser Untersuchung teil, die über die Verteiler von Verbänden, den gewerblichen Kammern und der Initiative „#AlarmstufeRot“ angesprochen wurden. Diese Teilnehmer repräsentieren Unternehmen mit etwa 30.000 Beschäftigten und rund 1.700 Auszubildenden in der Branche. Regional zeigen sich deutliche Schwerpunkte in den Bundesländern Nordrein-Westfalen (24 Prozent der Befragten sind dort beheimatet), Bayern (14 Prozent), Baden-Württemberg (12 Prozent) und Hessen (9 Prozent). Als Haupttätigkeiten in der Branche wurden genannt: Veranstaltungsdienstleistung (28 Prozent), Tontechnik (25 Prozent), Lichttechnik (23 Prozent), Beleuchtungstechnik (23 Prozent) und Veranstaltungsplanung (21 Prozent).
„Der Anteil der Veranstaltungsbranche am gesamten Tätigkeits-Mix der Befragten ist deutlich gesunken. Jedes dritte Unternehmen berichtet von einem Rückgang“, erläutert Matthias Leder, Hauptgeschäftsführer der IHK Gießen-Friedberg. Da es sich um eine Querschnittsbranche handelt, sind die Unternehmen auch für andere Wirtschaftszweige tätig.
Vor der Corona-Pandemie zeichnete die Branche ein dynamisches Wachstum aus. Als eine der ersten Branchen musste sie allerdings im Corona-Lockdown ihre Arbeit fast komplett einstellen. Und als eine der letzten durfte sie wieder unbeschränkt arbeiten. Laut der R.I.F.E.L.-Studie aus dem Jahr 2020 vom Research Institute for Exhibition and Live-Communication handelt es sich um die sechstgrößte Wirtschaftsbranche mit rund 1,5 Millionen Erwerbstätigen und einem jährlichen Umsatz in Höhe von knapp 130 Milliarden Euro. Ein großes Problem der Veranstalter ist ihre bisher mangelnde statistische Erfassung aufgrund der Vielfalt der Tätigkeiten. Staatliche Hilfsprogramme wurden dadurch erst verspätet aufgesetzt. In diesem Kontext wurde Anfang 2021 eine Arbeitsgruppe aus Branchenvertretern und den gewerblichen Kammern ins Leben gerufen. Koordiniert wird die Arbeitsgruppe von der IHK Gießen-Friedberg. Die Arbeitsgruppe untersucht, wie typische Tätigkeiten der Veranstaltungswirtschaft besser statistisch erfasst werden können. Zu den wichtigsten Ergebnissen dieser Arbeitsgruppe gehören die folgenden Punkte:
1. Wirtschaftlich starke Veranstaltungsbranche ist unzufrieden mit Wahrnehmung im politischen Bereich.
2. Vor der Corona-Pandemie zeichnete die Branche ein dynamisches Wachstum aus, jetzt berichtet jedes dritte Unternehmen von einem Rückgang.
3. Anteil der Veranstaltungsbranche an gesamter Geschäftstätigkeit der Unternehmen, die auch Dienstleistungen für andere Branchen anbieten, ist rückläufig.

VON DORIS STEININGER

Stand: 06.12.2023