Straßennetz entscheidender Wirtschaftsfaktor

Nur mit einer ausgewogenen Mobilitätspolitik kann die Stadt Gießen ein attraktiver Standort bleiben. Daher wäre es kontraproduktiv, im Handeln wie in öffentlichen Erklärungen einseitig eine Zurückdrängung des motorisierten Individualverkehrs zu propagieren. Im Vordergrund stehen sollten hingegen die Schaffung von Alternativen und deren Förderung – und nicht Verbote und Einschränkung der Wahlfreiheit, so die zentralen Positionen der IHK-Stellungnahme zum Entwurf des Endberichts des Verkehrsentwicklungsplanes (VEP). „Niemand darf unter die Räder kommen“, betonte Michael Kraft, Vizepräsident der IHK Gießen-Friedberg.
Ein zentraler Aspekt der IHK-Stellungnahme, die in Abstimmung mit der Kreishandwerkerschaft Gießen, den Gießener BIDs und dem Gießen Aktiv e.V. erarbeitet wurde, ist der Ausbau des Radverkehrsnetzes innerhalb des Gießener Anlagenrings. Hier ist insbesondere die Optimierung der Knotenpunkte notwendig, um Konflikte im Zusammenwirken mit anderen Verkehrsteilnehmern zu reduzieren und die Sicherheit zu verbessern.
ÖPNV ausweiten
Das Angebot im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sollte ausgeweitet und gestärkt werden. Eine interkommunale Abstimmung kann Potenziale ausschöpfen. Die Schaffung eines attraktiven ÖPNV-Angebots, insbesondere durch Taktverdichtung und Betriebszeitenausweitung, ist von entscheidender Bedeutung. Bei der Verkehrsentwicklungsplanung sollten auch die Fußgänger nicht vergessen werden.
Für die regionale Wirtschaft ist das Straßennetz ein wichtiger Standortfaktor. Die gute Erreichbarkeit der Stadt Gießen für Pkw und Lkw aus dem Umland ist immens wichtig, die Rolle des Kraftfahrzeugverkehrs eine relevante Größe auch in den zukünftigen Verkehrsplanungen. Ein besonderes Plus der Stadt Gießen: Die Gießener Innenstadt verfügt nahezu direkt am Anlagenring über 18 öffentliche Parkhäuser und -flächen, Diese gilt es bewusst, übersichtlich, eindeutig und leicht erreichbar zu machen, um insbesondere den Park- sowie den Suchverkehr in der Innenstadt zu vermeiden und das fußläufig hervorragend vernetzte Parkhausangebot auszulasten.
Die verkehrliche Erschließung und Erreichbarkeit der Gewerbegebiete sowie die Verbesserung des Verkehrssteuerungs- und Parkleitsystems sollten weiter vorangetrieben werden. Dies ist für die Ansiedelung und den Erhalt der Gewerbestandorte unerlässlich. Ausbildungs- und Arbeitsplätze müssten durch Pkw oder Fahrrad, aber auch durch den ÖPNV zeitlich gut erreichbar sein.
Baustellendaten online
Schließlich gilt, dass die Bereitstellung von frühzeitigen Baustelleninformationen essenziell ist, um die Akzeptanz der Maßnahmen zu erhöhen und negative Auswirkungen zu verringern. Insofern ist es zu begrüßen, dass im Verkehrsentwicklungsplan die Bereitstellung von Baustelleninformationen in das von der IHK Gießen-Friedberg gemeinsam mit einigen IHKs in Deutschland kreierte IHK-Baustellen-Portal als Maßnahme aufgenommen wurde. Mit diesem in Deutschland bislang einzigartigen Projekt werden die vorhandenen Baustellendaten und -informationen auf einer zentralen Plattform gebündelt, wodurch sie einheitlich für eine breite Zielgruppe jederzeit aktuell und sogar vorausschauend verfügbar sind.
Stand: 08.04.2024